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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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tauschten einen Blick. Dann antwortete Warwick: »Wir hören, dass Edwards kleine Truppe sich zerstreut. Die Männer haben den Glauben an ihren König verloren. In Scharen fliehen sie von den Fahnen. Edward hat seinen Bruder Gloucester, die Woodvilles und sogar Lord Hastings fortgeschickt, auf dass sie sich in Sicherheit bringen. Nun sitzt er allein und verlassen in Norwich.« Er nickte zu seinem Bruder hinüber. »Dort wird seine Exzellenz ihn in den nächsten Tagen aufsuchen und ihn bitten, ihn nach Coventry zu begleiten, wo wir die Lage mit ihm erörtern wollen. Dann möchte ich, dass der König sicher nach Warwick Castle gebracht wird, und mit diesem nicht ganz unbeträchtlichen Druckmittel in der Hand werde ich die Sippschaft der Königin aufscheuchen und … unschädlich machen. Und ich wäre ausgesprochen dankbar, wenn du derjenige wärst, der den König nach Warwick bringt und ihm dort ein bisschen Gesellschaft leistet, bis die Lage sich beruhigt hat.«
    Julian traute seinen Ohren kaum. » Ich? Du bist ja nicht bei Trost, Richard.«
    »Es würde viele Dinge vereinfachen«, warf der Erzbischof ein.
    »Und wieso?«
    »Weil Edward dich schätzt und dir traut«, antwortete Warwick.
    »Na und? Er traut jedem, der ihm ein Lächeln schenkt. Wie ein Welpe. Es muss Männer geben, die das besser können als ich.«
    »Aber keinen, dem nicht nur Edward traut, sondern ich ebenso. Tu es, Julian. Wenn nicht für mich, dann für England. Es wäre der beste Weg, um unnötigen Groll zwischen dem König und mir zu vermeiden, denn er würde es nicht als Kränkung oder Gesichtsverlust empfinden …«
    »Wenn ein Lancastrianer sein Kerkermeister ist?«, beendete Julian den Satz für ihn.
    Warwick deutete ein Nicken an. »Ein Lancastrianer, den er persönlich schätzt.«
    Julian winkte ab. »Das kannst du dir aus dem Kopf schlagen. Ich mache mich nicht zum Komplizen deiner Rebellion, auch nicht gegen einen König, der kein Recht auf die Krone hat. Sie ist ehrlos und abstoßend und …«
    Warwick schoss aus seinem Sessel hoch. »Herrgott noch mal, jetzt ist es genug! Du kannst dir nicht vorstellen, wie satt ich es habe, mir dein selbstgerechtes Gefasel von Ehre und Königstreue anzuhören. Du stehst da mit tragischer Miene und unterstellst anderen unlautere Absichten, aber du hast niemals auch nur für einen Tag Verantwortung für dieses Land und sein Wohl übernommen. Du …«
    »Richard, mäßige dich«, befahl sein Bruder.
    Obwohl der Erzbischof der Jüngere war, hielt der Earl of Warwick tatsächlich einen Moment inne und besann sich. Dann hob er den Becher an die Lippen und trank. Er sah Julian in die Augen, als er wieder sprach. »Ich bitte dich, Julian, tu es. Tu ein einziges Mal etwas für mich. Wenn aus keinem anderenGrund, dann aus Freundschaft. Denn ich bin dir oft ein Freund gewesen, das wirst du kaum leugnen wollen.«
    Nein, dachte Julian unbehaglich. Es ist zwar nicht besonders nobel, dass du mich daran erinnerst, aber leugnen kann ich es nicht. Unwillkürlich erinnerte er sich an den Tag, da er Warwicks Gemahlin seine knabenhafte Schwärmerei offenbart und sein Cousin und Dienstherr sich in der Tat als wahrer Freund erwiesen hatte.
    Zu spät, um es zu verhindern, merkte er, dass seine Finger sich nervös ineinander verknoteten. Er wollte ein Stück Holz und ein Schnitzmesser. Er wollte allein sein und in Ruhe nachdenken. Aber der mächtige Earl und der Erzbischof sahen ihn unverwandt an, und Julian wusste, er konnte die Entscheidung nicht aufschieben.
    »Also gut«, sagte er. »Wenn Euer König sich entschließt, sich freiwillig nach Warwick zu begeben, werde ich dafür sorgen, dass er unterwegs nicht verloren geht, und ihm dort ein Weilchen Gesellschaft leisten. Aber ich werde nicht Hand an ihn legen und ihn nicht fesseln. Wenn diese Sache mich den Kopf kosten sollte, wäre ich froh, wenn ich vorher nicht als Hochverräter ausgeweidet würde.«
    »Und kastriert«, meldete Lucas Durham sich von der Wand.
    Julian nickte ihm mit einem matten Lächeln zu. »Danke, dass du mich daran erinnert hast, alter Freund.«
    »Stets zu Diensten, Mylord.«

Warwick, August 1469
    »Schachmatt«, sagte
     der König, streckte zufrieden die langen Beine aus und grinste.
    Anne Neville stieß wütend die Luft aus, sodass ihre zarten Nasenflügel, die wie Elfenbein schimmerten, bebten. »Ich bin nicht sicher, dass es besonders ritterlich ist, eine Dame so vernichtend zu schlagen, Sire«, sagte sie spitz, hin- und hergerissenzwischen

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