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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Denkt Ihr, ich kann heute irgendwann vor Mitternacht auch mal ein Bier auf dem Jahrmarkt trinken gehen?«, fragte Roland verdächtig unterwürfig.
    Julian grinste. »Das hängt allein davon ab, wie schnell du deine Arbeit erledigst. Wenn du zu spät oder wie letztes Jahr betrunken zur Auktion kommst, reiß ich dir den Kopf ab.«
    »Sehr wohl, Mylord.«
    Der junge Mortimer war dem halb ernst gemeinten Austausch mit einem unsicheren Lächeln gefolgt. Auf ein Nicken von Julian begleitete er diesen über den hölzernen Steg auf die andere Seite des Tain, den Mönchskopf hinauf und weiter zum Burghügel.
     
    Der Innenhof von Waringham Castle füllte sich allmählich mit Lords, Rittern und reichen Kaufherren, die damit liebäugelten, eins der berühmten Waringham-Pferde zu ersteigern. Wie üblich wurde die Pferdeauktion von vielen als willkommener Anlass genutzt, alte Freunde zu treffen, und hier und da sahman Lancastrianer in kleinen, konspirativen Gruppen beisammenstehen.
    Fast die Ersten, die Julian entdeckte, waren Megan und ihr Gemahl Hal Stafford.
    »Megan!« Er küsste seiner zierlichen Cousine die Wange. Wie es ihrer Gewohnheit entsprach, trug Megan ein schlichtes dunkles Kleid und hatte den Kopf nicht mit einer Haube, sondern einer altmodischen Rise und einem Schleier bedeckt, was ihr das Aussehen einer Nonne verlieh. Ihre Hände, die er mit seinen umschlossen hielt, waren kalt und winzig. Mit einem Lächeln schaute Julian in das hübsche, frische Gesicht mit den ungezupften Brauen. Es tat ihm wohl, Megan zu sehen. Sie war eine wandelnde Erinnerung an gute Zeiten und an Edmund Tudor.
    »Wie geht es meinem Sohn?«, fragte sie ihn. »Hast du Neuigkeiten gehört? Wann kann ich ihn sehen?«
    »Hal.« Julian schüttelte ihrem Mann die Hand. Dann antwortete er ihr: »Es geht ihm gut. Blanche hat mir geschrieben, du kannst ihren Brief nachher lesen, wenn du willst. Ich glaube allerdings nicht, dass es im Augenblick eine gute Idee wäre, Richmond nach England zu holen. Du wirst nach Wales reisen müssen, wenn du ihn sehen willst.« Sorgsam hielt er bei diesen letzten Worten jeden Vorwurf aus seiner Stimme. Ihm war unbegreiflich, dass sie nicht gleich nach der Befreiung des Jungen zu ihm geeilt war. Er konnte einfach nicht verstehen, welcher Dämon zwischen Megan und ihrem Kind stand. Aber was immer es war, er wusste, es machte ihr vermutlich mehr zu schaffen als ihrem Sohn, und er brachte es einfach nicht fertig, ihr Vorhaltungen zu machen. Lieber wechselte er das Thema. »Wollt ihr ein Pferd kaufen?«
    Megan nickte. »Hal denkt darüber nach. Aber vor allem sind wir gekommen, weil wir dich sprechen müssen, Julian.«
    Er wies zum neuen Wohnhaus hinüber. »Kommt nach dem Essen in meine Halle.«
    »Mein Cousin Ned ist auch hier«, berichtete sie. Sie meinte Edward Beaufort, den Bruder des hingerichteten Duke of Somerset, wusste Julian.
    »Bringt ihn mit«, sagte er. »Und wen immer ihr sonst noch aufgabelt.«
    Mit einem liebenswürdigen Nicken ließ er sie stehen und führte Mortimer zu dem wohnlichen Fachwerkbau auf der Ostseite des Hofes. Durch die breite Eingangstür aus dunkel gebeizter Eiche kamen sie in eine kleine Eingangshalle, von welcher eine Treppe ins erste Obergeschoss führte. Dort lag das neue Wohngemach der Familie. Wie Janet versprochen hatte, war es ein behaglicher Raum mit dunklen, kunstvoll geschnitzten Deckenbalken, großzügigen, verglasten Fenstern, sauber verputzten Wänden und gediegenen, bequemen Möbeln. Kate saß dort allein mit ihrem Stickrahmen am Fenster. Als sie die Schritte hörte, hob sie den Kopf und überraschte ihren Bruder, indem sie ausrief: »Mortimer! Was in aller Welt tust du hier?«
    »Ihr kennt euch?«, fragte Julian verblüfft.
    Sie nickte. »Eins unserer Güter in Lincolnshire grenzt an das seines Vaters.« Sie stand auf und nahm den Jungen bei den Händen. »Dein Vater hat sich Warwicks Truppen angeschlossen, nehme ich an?«
    Mortimer nickte und wandte den Blick ab. »Und er hat teuer dafür bezahlt, Lady Kate.«
    »Oh. Das tut mir sehr leid.«
    »Ich bin nicht sicher, dass er das verdient«, sagte der Junge mit unterdrückter Heftigkeit. »Ich fürchte, mein Vater und mein Onkel waren Verräter. Genau wie der Earl of Warwick und der Duke of Clarence.«
    Julian betrachtete ihn erstaunt. Dann lud er ihn mit einer Geste ein, am Tisch Platz zu nehmen, und sagte seufzend: »In diesen Zeiten kann man unversehens zum Verräter werden. Oft unfreiwillig und schneller, als man

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