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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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dachte einen Moment darüber nach. Aus den beiden Armen der Astgabel waren vier kleine Pferdebeine geworden. Nun begann er, in das obere Ende eine Mähne zu ritzen. Er schien kaum auf das zu achten, was seine großen, schlanken Hände taten, aber sie bewegten sich rasch und geschickt – es war eine Freude, ihnen zuzusehen. »Ja«, räumte er dann zögernd ein. »Sie hat etwas Unbeugsames an sich. Wie Stahl. Ich hab bewundert, wie sie Warwick die Stirn bietet. Ich meine … Ich habe ihn immer verehrt, aber er hat mich auch immer ein bisschen eingeschüchtert. Sie nicht. Das hat mir imponiert. Er glaubt übrigens nicht, dass der König der Vater ihres Sohnes ist. Warwick, meine ich.«
    Lady Juliana kräuselte spöttisch die Lippen. »Das würde ich an seiner Stelle auch behaupten. Dieser Prinz macht Yorks Aussichten, legal auf den Thron zu kommen, zunichte. Und da Warwick sein Geschick mit dem des Duke of York verknüpft hat, kann ihm das nicht gefallen, nicht wahr?«
    »Der Duke of York steht Englands Krone näher als jeder Lancaster, und darum ist es eigentlich gleich, wie viele Prinzen Marguerite zur Welt bringt.«
    Seine Mutter brauste nicht auf. Hielt ihm nicht vor, es sei eine Schande, so etwas am Grab seines Vaters auszusprechen. Das verwunderte ihn ein wenig. Und es enttäuschte ihn, musste er zugeben. Er wollte mit ihr streiten. Stellvertretend für seinen Vater. Aber da sie ihm keinen Anlass bot, fügte er lediglich hinzu: »Und sind wir mal ehrlich, es spricht einiges für Warwicks Theorie.«
    Als er auf seinem langen Ritt am vorherigen Tag über all diese Dinge nachgedacht hatte, war ihm gar der ungeheuerliche Verdacht gekommen, sein Freund Edmund Tudor könne der Vater des kleinen Edouard sein. Julian hatte schließlich gesehen, wie vertraut Edmund und die Königin miteinander umgingen.Aber er hatte nicht die Absicht, diesen Gedanken zu äußern, mit dem er seinen Freund des Hochverrats bezichtigt hätte. Auch wenn es nur seine Mutter war, die ihn hörte, die kaum noch bei Hofe verkehrte und den Tudors sehr gewogen war – es gab Dinge, die besser unausgesprochen blieben.
    »Ich glaube, du tust der Königin unrecht, Julian«, sagte sie. »Marguerite … Nun, auf ihre etwas eigentümliche Weise liebt sie Henry. Genau wie umgekehrt. Gott, wenn du gesehen hättest, wie er ihr bei ihrer Hochzeit den Ring ansteckte, den mein Vater ihm zu seiner Krönung in Paris geschenkt hatte … Sie waren ein wunderbares Brautpaar. So verliebt. Und Henry hat ihr so feurig den Hof gemacht. Nach ihrer Ankunft in England lag sie krank in Southampton, und er ist inkognito hingeritten und hat sie besucht.« Sie lächelte wehmütig.
    Julian traute seinen Ohren kaum. »Das klingt nicht nach dem Henry, den ich kennen gelernt habe.«
    Sie wiegte den Kopf hin und her. »Derselbe Mann. Nur älter, kränker und unglücklicher.«
    Er hob abwehrend die Hand. »Spar dir die Mühe. Ich kann ihn nicht bedauern. Ich hab’s versucht, aber nichts regte sich in mir. Vermutlich liegt es daran, dass ich so einen miserablen Charakter habe. Du darfst nicht zu viel von mir erwarten.«
    Sein flapsiger Tonfall konnte sie nicht täuschen. »Womit wir wieder bei deinem Vater angelangt wären, nicht wahr?«, bemerkte sie.
    Er nickte, den Blick auf seine Schnitzerei gerichtet. Ein verblüffend lebensechter Pferdekopf war entstanden, und mit der nadelfeinen Spitze seines Dolches bohrte Julian winzige Löcher, wo die Nüstern hingehörten. »Sein alter Kumpel Owen Tudor hat mir schon von seinen denkwürdigen letzten Worten erzählt. Nicht nötig, noch mal davon anzufangen.« Er hob sein Holzpferdchen auf Augenhöhe, drehte es kritisch hin und her, um die Proportionen von Hals und Kopf zu prüfen, und machte sich dann daran, das noch unförmige Hinterteil mitsamt Schweif zu schnitzen.
    Eine Weile war nichts zu hören als das Schaben seinesMessers auf Holz und eine Drossel in den Zweigen der Linde. Die Laute des geschäftigen Treibens im Burginnenhof drangen nicht hierher.
    »Dein Vater hätte niemals zulassen dürfen, dass ihr euch im Streit trennt«, sagte Lady Juliana schließlich. »Denn er war dein Vater und somit für dein seelisches Wohlergehen verantwortlich. Nicht du für das seine. Er trug die Schuld an eurem bitteren Zerwürfnis, nicht du.«
    Julian ließ Messer und Schnitzwerk in den Schoß sinken und starrte sie an.
    »Was ihn so unversöhnlich gestimmt hat, war, dass manches von dem, was du damals gesagt hast, die Wahrheit war. Eine sehr

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