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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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ihn. »Wo ist Lady Anne?«, fragte er eifrig.
    Julian zeigte diskret mit dem Finger. »Das blonde Mädchen in dem grünen Kleid auf dem Grauschimmel.«
    Der Prinz starrte unverwandt hinüber und sagte keinen Ton, aber seine Augen begannen zu leuchten, während der Earl of Warwick mit seiner Familie und seiner beeindruckenden Entourage näher kam. Seine Herolde gaben den Trompetern ein Zeichen, und dann scholl der silberhelle Klang der Instrumente durch die warme Sommerluft.
    Julian spürte das Herz in der Kehle flattern, und mit einem Mal hatte er feuchte Hände. Es geschah wirklich: Der Earl of Warwick kam zu Königin Marguerite. Es war fast ein Wunder, dass die Erde nicht bebte, kein Donner grollte, dass die Vögel und die Grillen im Gras weitersangen, als wäre nichts. Eigentlich hätten sie vor Ehrfurcht verstummen müssen. Denn dieser Moment war vermutlich von größerer Tragweite als jede Schlacht, die Yorkisten und Lancastrianer im Kampf um Englands Krone geschlagen hatten.
    Er legte den Bogen ins Gras und rieb sich die Hände an den Hosenbeinen. »Alsdann. Ich werde gehen, sie begrüßen und versuchen, zu verhindern, dass Warwick und deine Mutter alle guten Vorsätze vergessen und mit den Speisemessern aufeinander losgehen.«
    »Ich komme mit«, erklärte der Prinz eifrig.
    Aber Jasper legte ihm die Hand auf den Arm und schüttelte den Kopf. »Du bleibst unsichtbar, bis du ihnen offiziell vorgestellt wirst.«
    »Warum?«, fragte Edouard. Es klang rebellisch.
    »Weil es sich so gehört«, antwortete sein Onkel. »Und weil es Warwicks Position schwächt, die Hand seines Töchterchens versprechen zu müssen, ehe er den Bräutigam begutachten konnte.«
    Edouard nickte, aber seine Miene verriet seine Unsicherheit. »Die arme Lady Anne wird denken, ich sei nicht vorzeigbar. Gott allein weiß, was man ihr über meinen Vater erzählt hat. Sie wird sich fürchten.«
    Jasper antwortete ungerührt: »Ganz sicher. Aber grundlos, darum solltest du dir ihretwegen nicht die Haare ausraufen. Dies ist ein Spiel, Edouard. Das musst du dir klarmachen, damit du die Dinge mit Distanz betrachten kannst. Nur ein Spiel. Mit hohen Einsätzen, das ist unbestritten, aber niemand muss heute in Angers sein Blut vergießen oder sein Leben lassen. Weil wir hier nur eine Posse inszenieren. Du, Lady Anne, deine Mutter, Warwick, Lord Waringham und ich sind allesamt Gaukler, die die ihnen übertragene Rolle zu spielen haben. Und das ist alles.«
    Edouard hatte ihm aufmerksam zugehört. Er nickte versonnen. »Ich verstehe, was Ihr meint, Onkel. Aber für Lady Anne ist es kein Spiel, denn es geht um ihre persönliche Zukunft. Ihr Leben.«
    »Ich rede mit ihr«, versprach Julian ihm. »Ich werde eine Gelegenheit finden, ihr heimlich zuzuraunen, dass sie sich nicht zu sorgen braucht.«
     
    Er fand zu weit mehr Gelegenheit, denn mit der Ankunft des Earl of Warwick fiel die Burg von Angers in eine eigentümliche Starre. Der Innenhof lag still und leer unter der sengenden Julisonne, niemand außer den Wachen war auf den langen, dämmrigen Korridoren zu sehen. Während König Louis in langen Einzelgesprächen mit Marguerite und Warwick den Weg zum Treffen der einstigen Todfeinde zu ebnen versuchte, senkte sich eine matte Beschaulichkeit auf den Rest der Welt hinab, die sehr wohl, mutmaßte Julian, die Ruhe vor dem Sturm sein mochte.
    Er fand die junge Lady Anne und ihre Schwester Isabel beim Kartenspiel in einer sonnendurchfluteten kleinen Halle in einem der Türme auf der Flussseite. Isabels Gemahl, der Duke of Clarence, saß neben seiner Frau und flüsterte ihr Ratschläge ins Ohr, was ihr offenbar missfiel. Janet saß neben Anne und betrachtete die hübsch bemalten Spielkarten, welche das junge Mädchen schon eingestrichen hatte: Die dünnen Holztäfelchen zeigten fein gekleidete Damen und trefflich gerüstete Ritter, und es schien darum zu gehen, die Paare mit den gleichen Wappen in der oberen rechten Ecke der Karte zusammenzufügen.
    Erleichtert stellte Julian fest, dass Warwicks Gemahlin nicht zugegen war. Er trat näher und nickte in die Runde. »Mesdames. Clarence.«
    Anne strahlte. »Lord Waringham!« Einladend wies sie auf den freien Sessel an ihrer Seite. »Setzt Euch zu mir und leistet mir Beistand. Mein Schwager mogelt, Mylord.«
    Das überrascht mich nicht, dachte Julian verdrossen, stimmte aber in das leise, scheinbar unbeschwerte Gelächter ein, kam der Aufforderung nach und setzte sich zu ihr. »Hattet Ihr eine gute Reise?«,

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