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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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erkundigte er sich.
    »Fürchterlich.« Anne seufzte theatralisch. »Viel zu staubig und viel zu heiß.«
    »Du hättest mit Mutter und mir in der Kutsche fahren können«, sagte ihre Schwester, und ihr Tonfall war säuerlich.
    »Puh.« Anne wedelte den Vorwurf beiseite. »Da drinnen ist es ja noch heißer.«
    »Aber schattig«, beharrte Lady Isabel streng. Julian begutachtete sie verstohlen aus dem Augenwinkel. Die beschwerliche Geburt des toten Sohnes lag fast drei Monate zurück, aber man konnte sehen, dass Isabel die Strapazen und den Kummer noch nicht überwunden hatte. Sie wirkte bleich und apathisch. Neben ihrer lebhaften jüngeren Schwester war sie nur ein blasser Schatten. Ihr Gesicht hatte etwas Verhärmtes, und die herabgezogenen Mundwinkel, der Ausdruck von Bitterkeit in ihren Augen waren zu alt für ihre achtzehn Jahre.
    Julian konnte sich unschwer vorstellen, wer Isabel so gründlich enttäuscht hatte. Er ließ den heimlichen Blick weiterschweifen zu ihrem Gemahl. George of Clarence hatte eine fast gruselige Ähnlichkeit mit seinem Bruder Edward. Clarence war ebenso athletisch gebaut und sah genauso unverschämt gut aus wie der König. Der Charme, den er versprühte, war weniger unschuldig, hatte eher etwas von der Unbekümmertheit eines Taugenichts, war indessen nicht minder fesselnd. Doch man konnte bereits erste Spuren des zügellosen Lebenswandels erahnen. Das Gesicht war nicht aufgeschwemmt, aber man sah, dass es nicht mehr lange dauern würde. Seine Haut war teigig und unrein, die Lider schwer, um den Mund ein Zug von Grausamkeit, den Edward nicht hatte, und die Hände waren weich, die Nägel sorgfältig poliert. Julian unterdrückte mit Mühe einen Laut des Widerwillens und warf lieber einen Blick in Annes Karten. »Dieser Ritter da links hat eine Nase wie König Louis«, bemerkte er.
    »Wollt Ihr wohl still sein!«, schimpfte sie. »Ihr verratet Isabel mein Blatt!«
    »Aber Ihr müsst doch alle Karten haben, die sie nicht hat«, entgegnete Julian verwirrt.
    Anne tippte lächelnd auf den kleinen Stapel in Janets Hand. »Isabel kann sich nie merken, welche schon aus dem Spiel sind.«
    »Dafür hat sie mich«, bemerkte Clarence und schenkte seiner jungen Schwägerin ein lüsternes Grinsen.
    Anne entgegnete honigsüß: »Ja, Mylord, Ihr und meine Schwester seid ein perfektes Paar, das ist kaum zu übersehen.«
    Isabel warf ihre Karten auf den Tisch. »Was soll das heißen?«
    »Gar nichts. Nur, was es heißt.«
    »Ständig hackst du auf ihm herum«, zeterte Isabel, es klang schrill. Rote Flecken hatten sich auf ihren Wangen gebildet.
    »Das tu ich überhaupt nicht«, protestierte Anne. »Ich habe nur …«
    »Schsch, wollt Ihr wohl aufhören«, schalt Janet. Sie sagtees ein wenig zerstreut. Man konnte hören, dass es eine uralte Gewohnheit war, die zankenden Schwestern zur Ordnung zu rufen, die prompt verstummten.
    Julian zwinkerte seiner Frau anerkennend zu. »Es funktioniert noch«, raunte er.
    Sie lächelte verschwörerisch. »Besser als bei unseren eigenen.« Dann fiel ihr anscheinend wieder ein, dass sie derzeit nicht gut auf ihn zu sprechen war. Julian konnte förmlich zusehen, wie sie sich innerlich distanzierte, sich selbst zur Vorsicht mahnte, und etwas wie ein Vorhang wurde geschlossen und machte es ihm unmöglich, ihren Blick zu deuten.
    »Die Damen sind echauffiert«, bemerkte Clarence amüsiert. »Wir schicken nach Naschwerk und Süßwein, das beruhigt die Gemüter.« Er sah über die Schulter. »He, Bürschchen!«
    Mortimer Welles, der Julians Befehl getreulich befolgte und Janet niemals aus den Augen ließ, saß mit einem schweren Buch auf dem Schoß am geöffneten Fenster. Er klappte den Folianten zu, stand auf, legte ihn auf die Fensterbank und verneigte sich vor Clarence. »Mylord?«
    »Du hast mich gehört. Schwing die Haxen«, befahl der Herzog und machte eine Handbewegung, als wolle er eine Mücke verscheuchen.
    Mortimer sah hilfesuchend zu Julian. Offenbar war er so tief in seiner Lektüre versunken gewesen, dass er nichts von dem Gespräch wahrgenommen hatte, das fünf Schritte von ihm entfernt stattfand. Julian war schon aufgefallen, dass der Junge einen ungewöhnlichen Hunger nach Büchern hatte. Er selbst teilte diese Neigung nicht, aber er hatte keine Einwände dagegen. »Seine Gnaden wünschen Naschwerk und Süßwein«, wiederholte er. Und er konnte sich nicht verbeißen, hinzuzufügen: » Viel Süßwein, nehme ich an.«
    Lady Anne versteckte ein Koboldlächeln hinter

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