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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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einen Verräter und hinter jedem Lächeln eine Intrige.«
    »Tatsächlich?«, gab Julian desinteressiert zurück.
    Clarence nickte nachdrücklich. »Und er ist der Auffassung, dass Ihr von allen Lancastrianern der tückischste seid.«
    »Nun, seit Warwick unter die Lancastrianer gegangen ist, kann ich diese Ehre kaum länger für mich in Anspruch nehmen.«
    »Gloucester meint auch, der schwerste Fehler, den Edward je gemacht habe, sei, dass er Euch bei Towton hat leben lassen.«
    Julian winkte bescheiden ab. »Ihr schmeichelt mir, Mylord. Abgesehen davon, da Ihr ja nun drolligerweise selbst Lancastrianer seid – zumindest diese Woche –, sollte die Meinung Eures Bruders Gloucester nicht mehr von solchem Belang für Euch sein.«
    »Oh, das war sie nie und ist sie heute erst recht nicht«, versicherte Clarence lächelnd und trank noch ein Schlückchen. »Mir kam nur gerade in den Sinn, dass Ihr und Lady Janet offenbar all Eure Kinderlein in Waringham zurückgelassen habt. Ich bin nicht sicher, ob das so klug war. Mein Bruder Gloucester, wisst Ihr, ist nicht zimperlich.«
    Julian durchlebte einen Moment lähmender Angst, so schlimm, dass ihm schwindelig davon wurde und er das Gefühl hatte, als steige der Steinboden unter seinen Füßen empor wie eine Welle im Meer, und er war unfähig, sich zu rühren. Aber es verging sofort wieder, und er hoffte inständig, dass sein Gesicht nichts davon preisgegeben hatte. »Dann kann ich ja froh sein, dass weder Euer Bruder Gloucester noch sonst irgendwer in England ahnt, was hier vorgeht«, sagte er.
    Clarence zwinkerte ihm zu. »Fragt sich nur, wie lange das noch so bleibt.«
    »Oh, wie könnt Ihr nur so reden, Schwager«, schalt Anne kopfschüttelnd, obwohl es sich für ein junges Mädchen nicht gehörte, sich einzumischen, wenn Männer sich unterhielten. »Euer Bruder Gloucester ist ein Ehrenmann. Er würde im Traum nicht auf den Gedanken kommen, einem Kind etwas zuleide zu tun. Das ist völlig absurd!«
    Clarence verschlang sie mit einem anzüglichen, gierigen Blick. »Ach, Anne.« Er seufzte. »Ihr seid so hinreißend naiv.«
    Der bittere Zug um Isabels Mund vertiefte sich.
     
    »Julian, lass mich nach Hause fahren«, verlangte Janet.
    »Nein.«
    »Ich bringe die Kinder zu deiner Schwester nach Wales. Oder zu König James nach Schottland. Hierher. Was immer du willst. Aber lass mich fahren.«
    Er schüttelte den Kopf, kniete sich vor ihr aufs Bett und nahm ihre Hände. »Wie stellst du dir das vor? Du kannst doch unmöglich allein von Angers nach Waringham reisen.«
    Sie befreite ihre Hände – nicht mit einem ärgerlichen Ruck, aber bestimmt. »Lucas Durham wäre bestimmt bereit, mich zu begleiten. Anne könnte mir ihre Freundin Claire als Anstandsdame borgen. Und die Edmund liegt da unten am Kai.« Sie wies aus dem Fenster ihres Quartiers.
    »Ja. Und eine burgundische Flotte kreuzt vor der normannischen Küste.«
    »Na und?«, gab sie ungeduldig zurück. »Wir könnten sie mühelos umgehen, nach Cornwall segeln und dann die englische Küste entlang bis nach Dover oder Sandwich.«
    »Ich verneige mich ehrfurchtsvoll vor deinen geografischen Kenntnissen, aber die Antwort lautet trotzdem nein. Es ist zu gefährlich, und es besteht kein Anlass zu solch einem unüberlegten Schritt.«
    »Du riskierst das Leben unserer Kinder, weil du mir misstraust«, warf sie ihm vor, und es klang bitter.
    »Du weißt ganz genau, dass ich um keinen Preis der Welt das Leben unserer Kinder aufs Spiel setzen würde. Aber ich gedenke nicht, Clarence in die Falle zu tappen. Er hat es gesagt, um uns aufzuschrecken, uns zu bewegen, Angers Hals über Kopf zu verlassen, um die schwierigen Verhandlungen zwischen Warwick und Marguerite zu behindern. Aus purem Mutwillen. Nicht etwa, weil es ernsthaften Grund zur Sorge um unsere Kinder gäbe. Und ehe ich mich von George of Clarence manipulieren lasse, friert die Hölle ein, das sag ich dir.«
    Janet schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Trotzdem hat er Recht. Ich kenne Richard of Gloucester, Julian. Er lebte in Warwicks Haushalt, während ich als Gouvernante der Mädchen dort war. Irgendetwas stimmt nicht mit Gloucester. Clarence mag ein Ränkeschmied und ein Filou sein, aber Gloucester ist …« Sie fand offenbar kein Wort dafür.
    Julian wusste trotzdem, was sie meinte. Er erinnerte sich an den Abend in Westminster, als der damals elfjährige Gloucester ihm mit einer Geste bedeutet hatte, dass er ihm die Kehle durchschneiden wollte. Nur eine

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