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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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ihren aufgefächerten Karten.
    Mortimer verneigte sich nochmals und wandte sich wortlos ab.
    Clarence wartete, bis die Tür sich geschlossen hatte, ehe ersich halb im Sessel umwandte, sodass er Julian direkt ansehen konnte, und die Beine übereinanderschlug. »Ihr habt eine lose Zunge, Waringham.«
    »Das ist ein Familienleiden«, erklärte Julian.
    »Ich habe Mühe zu begreifen, warum mein königlicher Bruder Euch so gewogen ist.«
    »Euer Bruder ist jedem gewogen, der sich nicht mit gezückter Klinge auf ihn stürzt. Gerade Ihr solltet das wissen, hat doch niemand so oft von dieser Eigenschaft profitiert wie Ihr.«
    Clarence war nicht beleidigt. Er lächelte ein wenig abwesend, als betrachte er ein Bild aus seiner Erinnerung. »Ja, es war rührend, wie er Warwick und mir letzten Winter großmütig vergeben hat«, räumte er ein. »Nicht einmal unsere Mutter, sonst eine unerschütterliche Neville reinsten Wassers, konnte die Tränen zurückhalten.«
    Julian nickte. »Man fragt sich wirklich, wie Ihr Euch selbst ertragen könnt«, murmelte er.
    Isabel schnappte empört nach Luft, Janet warf ihm einen Blick zu, der ihm scharfe Worte bei ihrem nächsten trauten Beisammensein in Aussicht stellte, und Anne genoss das Schauspiel in vollen Zügen.
    Clarence wahrte immer noch Gleichmut. »Ihr nehmt den Mund ziemlich voll«, entgegnete er gelangweilt. »Letzten Sommer noch habt Ihr Edward mit Eurer Freundschaft die Schmach der Gefangenschaft versüßt, und nun seid Ihr hier.«
    Julian hatte nicht die Absicht, sich in die Defensive drängen zu lassen. Er hatte Edward niemals etwas vorgemacht. »Ich bin hier, weil ich glaube, dass die Krone Lancaster gehört«, sagte er. »Aber was genau führt Euch eigentlich hierher?«
    Clarence hob gelassen die Schultern. »Meine Aussichten auf die Krone sind derzeit vielleicht nicht rosig, aber wenn Lancaster sie zurückbekommt und mein Bruder stirbt oder außer Landes flieht, werde ich Duke of York.«
    Eine lohnende Beute, dachte Julian. York war das reichste und mächtigste Herzogtum in England. Kein beruhigender Gedanke, dass ausgerechnet Clarence es bekommen würde.
    »Außerdem werde ich als Prinz Edouards Erbe eingesetzt, bis der einen Sohn bekommt, Mylord«, fuhr Clarence gut gelaunt fort. »Hat Warwick etwa vergessen, Euch von dieser kleinen Nebenabrede in Kenntnis zu setzen?«
    Das hatte er allerdings, doch Julian ließ sich seine Verwunderung nicht anmerken. »Nun, ich mache mir keine Sorgen, dass die Krone in Eure manikürten Frauenhände fällt, Clarence.« Er streifte Anne mit einem kurzen Blick und einem Lächeln, ehe er an den Herzog gewandt hinzufügte: »Edouard wird Söhne bekommen, da bin ich zuversichtlich.«
    »Falls er kann«, konterte Clarence. »Bitte um Verzeihung, Ladys. Falls er nicht so ein sabbernder Schwachkopf ist wie sein Vater.«
    »Oh, das ist er nicht«, versicherte Julian ernst. Er spürte Annes bangen Blick und schaute sie wieder an. »Er ist ein äußerst stattlicher junger Prinz. Tatsächlich sieht er in etwa so aus, wie ich mir den großen König Harry immer vorgestellt habe. Und was seinen Verstand und seine Entschlusskraft angeht, kommt er eher auf seine Mutter als seinen Vater.«
    Anne lächelte befreit, aber Clarence schnalzte ungeduldig mit der Zunge. »Wozu macht Ihr dem armen Kind etwas vor, Waringham? Ihr weckt nur falsche Hoffnungen, und morgen wird ihre Enttäuschung umso bitterer sein.«
    Julian schüttelte den Kopf. »Ich überlasse es Lady Annes Urteil, wem an diesem Tisch zu trauen und wer ein Lügner ist.«
    Mortimer kehrte mit einem schweren Tablett zurück, stellte es ab, schenkte Wein ein und verteilte die Becher. Nur Clarence und Anne wollten. Das junge Mädchen nippte an dem goldfarbenen, süßen Gebräu, Clarence kippte den Inhalt seines Bechers hinunter und hielt ihn Mortimer wieder hin, ehe der Knappe die Konfektschale herumreichen konnte.
    Isabel und Janet begannen, kandierte Mandeln zu knabbern. Sie wirkten nervös, griffen nach dem Naschwerk, als wollten sie ihre Finger so daran hindern, ihre Röcke zu kneten.
    »Hm«, machte Clarence genießerisch. »Louis’ Keller istnicht schlechter als der meines Schwagers Burgund. Ich denke, ich muss nichts entbehren.«
    »Na, dann ist die Welt ja in Ordnung«, bemerkte Julian trocken und sagte zu Mortimer: »Danke, mein Junge. Lies nur weiter.«
    »Wisst Ihr, Waringham, mein anderer Bruder, der Duke of Gloucester, ist das komplette Gegenteil von Edward. Er wittert hinter jedem Baum

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