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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Unverschämtheit eines ungezogenen Bengels, der sich in der königlichen Macht seines großen Bruders sonnte, und dennoch. Julian ahnte, dass mit Gloucester nicht zu spaßen war. »Aber er ist seinem Bruder treu ergeben und würde niemals gegen dessen Wünsche handeln. Und eins ist gewiss: Vor Edward sind unsere Kinder sicher. Darüber hinaus hat Frederic die Wachen in Waringham verstärkt und hält die Zugbrücke geschlossen. Ehe Gloucester unserer Brut ein Leid tun könnte, müsste er sie erst einmal kriegen.«
    Rastlos stand Janet vom Bett auf, trat ans geöffnete Fenster und schaute in die Nacht hinaus. »All das ändert nichts an der Tatsache, dass du glaubst, ich würde Edward oder meinem Bruder von der Verschwörung hier berichten, wenn ich Gelegenheit dazu bekäme.«
    Julian stand ebenfalls auf und folgte ihr ans Fenster, wie so oft magisch angezogen von ihrer Rückansicht, dem dichten blonden Zopf, den gerundeten Schultern, dem wohlgeformten Gesäß unter dem dünnen Stoff des Hemdes. Er legte behutsamdie Arme um sie. Janet zuckte leicht zusammen, aber er tat, als merke er es nicht. »Ich weiß zumindest, dass ich es ganz gewiss täte, wäre die Situation umgekehrt«, murmelte er, steckte die Nase in das weiche blonde Haar in ihrem Nacken, dort, wo der Zopf begann, und ließ die Hände über ihre Hüften gleiten.
    In seinen Armen drehte sie sich um, verschränkte die Hände in seinem Nacken und sah ihm mit einem kleinen, kummervollen Lächeln in die Augen. »Manchmal schaffst du es immer noch, mich mit deiner Offenheit zu verblüffen«, gestand sie.
    Er deutete ein Schulterzucken an. »Wozu sollen du und ich einander noch anlügen? Das haben wir glücklicherweise nicht nötig, oder?«
    Sie nickte und legte einen Moment die Stirn an seine Schulter. »Warum müssen wir in diesen Zeiten leben?«, fragte sie. »Warum können nicht wie früher die Franzosen unsere Feinde sein und alle Engländer auf derselben Seite kämpfen?«
    »Das haben sie nie getan«, entgegnete er. »Rückblickend sieht es vielleicht so aus, aber selbst, wenn sie einen gemeinsamen Feind haben, kämpfen zwei Männer niemals wirklich für dieselbe Sache.«
    »Mag sein. Aber es wurde niemand gezwungen, den Feind zu heiraten.«
    »König Harry heiratete Katherine de Valois, mein armer Onkel Raymond die Comtesse de Blamont. Ich würde sagen, verglichen mit ihnen sind du und ich richtige Glückspilze, oder?«
    Sie lachte, und er war erleichtert. Es fiel ihm nie schwer, Janet zum Lachen zu bringen, denn sie hatte Humor und war von Natur aus kein Trauerkloß, doch in den letzten Wochen waren die Dinge zwischen ihnen schwierig gewesen. Sie hatte ihm verübelt, was er tat; er hatte ihr verübelt, was sie dachte. Vielleicht würde es leichter, wenn sie die Krone für Lancaster zurückgewannen, überlegte er. Vielleicht würde Janet sich in das Unvermeidliche fügen, so wie er es getan hatte. »Lass uns ins Bett gehen«, flüsterte er.
    »Wozu die Umstände?«, fragte sie mit diesem schamlosenLächeln in der Stimme, das ihn immer in Wallung brachte. Sie schnürte sein Wams auf und entblößte seine Schultern, ehe er auch nur versuchen konnte, es zu verhindern.
    »Julian!«, stieß sie erschrocken hervor. »Was in aller Welt hast du da?«
    »Gar nichts.« Er wollte sie fester an sich ziehen und mit einem Kuss ablenken, aber sie bog den Kopf weg und betrachtete seine Schulter eingehender. Nur eine einzelne Kerze brannte in einem Halter neben dem Fenster, im Raum war es dämmrig. Aber Marguerite hatte ganze Arbeit mit ihren Krallen geleistet – genau wie früher. Das Licht reichte, um Janet zu zeigen, was das für Kratzspuren waren, und sie erstarrte wie Lots Weib.
    Julian unterdrückte einen Fluch, löste sich abrupt von seiner Frau, ging die drei Schritte bis zum Bett und setzte sich auf die Kante. »Keine Szene, ja? Sei so gut. Es hat nichts zu bedeuten, und es ist nicht wert, deswegen ein Gesicht zu machen, als wäre die Pest ausgebrochen.« Es klang unwirsch – schärfer, als er beabsichtigt hatte.
    Janet blinzelte. Einen Moment stand sie immer noch reglos am Fenster, dann hob sie langsam die Linke und schob den Träger ihres Hemdes, der über die Schulter gerutscht war, wieder nach oben. »Du …« Sie musste sich räuspern. »Du rammelst Marguerite d’Anjou, und es hat nichts zu bedeuten?«
    Die Scham brannte in seinem Bauch, beinah wie ein körperlicher Schmerz. Es war das gleiche Gefühl wie damals, als er Warwicks Frau seine Liebe offenbart

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