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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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sprach, als handele es sich um die Besiegelung irgendeiner Urkunde. Aber Warwicks Nüchternheit und sein kühler Kopf gehörten eben zu seinengrößten Stärken, und natürlich hatte er Recht: Die Ehe zwischen Lady Anne und Prinz Edouard war ein politischer Akt, und das galt auch für deren Vollzug. Erst wenn Warwick Marguerite gab, was sie wollte – eine unangefochtene Krone für ihren Gemahl, vor allem für ihren Sohn –, würde sie Warwick geben, was dieser wollte: einen Prinzen für sein Töchterchen, einen Enkel auf Englands Thron. Scheiterte Warwicks militärisches Abenteuer in England jedoch, konnte die Ehe zwischen dem Prinzen und Anne problemlos annulliert werden, wenn sie noch nicht … in die Tat umgesetzt worden war. Diese Möglichkeit hing nun wie eine drohende Wolke über Warwicks Haupt, war ein Druckmittel in Marguerites Hand.
    Warwick fuhr sich mit der Linken übers Kinn. »Gott, ich brauch was zu trinken.«
    Oxford grinste schadenfroh. »Sie hat dich bluten lassen, was?«
    Warwick nickte. »In zwanzig Jahren erbitterter Feindschaft staut sich eine Menge Groll an. Marguerite hat das Beste aus dieser Gelegenheit gemacht.« Julian vertraute er später unter vier Augen an, dass diese zwei Stunden die furchtbarste Demütigung gewesen waren, die er in seinem Leben je erlitten hatte, und dass er nie zuvor mehr Selbstbeherrschung gebraucht hatte, um sein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.
    »Ihr habt mein ungeteiltes Mitgefühl«, knurrte Jasper. »Aber ich wüsste gerne, wie es nun weitergeht.«
    »Wie ich sagte, wir setzen über, sobald alles bereit ist«, gab Warwick gereizt zurück. »Wenn ich Euch einen Vorschlag machen darf, ohne dass Ihr ihn nur aus Sturheit in den Wind schlagt, würde ich sagen, Ihr begebt Euch gleich nach unserer Landung nach Wales und sammelt Eure Anhänger dort. Oxford und ich ziehen in die Midlands. Mein Schwager Salisbury und der Earl of Shrewsbury werden sich uns anschließen. Zusammen mit Louis’ Truppen sollten wir auf dreißigtausend Mann kommen. Mit ihnen ziehen wir Edward entgegen, schlagen ihn und setzen Henry of Lancaster wieder auf den Thron. Wenn England gesichert ist, kommt Burgund an die Reihe. Das schuldenwir König Louis, und wenn Burgund vernichtet ist, hat das Haus Lancaster einen Feind weniger auf der Welt.«
    Es war einen Moment still. Oxford strich gedankenverloren über sein verstümmeltes Ohrläppchen und fragte schließlich: »Ich nehme an, die Königin und der Prinz werden uns nach England begleiten?«
    Doch Warwick schüttelte unerwartet den Kopf. »Marguerite besteht darauf, dass wir England zuerst für ihren Gemahl zurückgewinnen, ehe sie und Edouard einen Fuß auf englischen Boden setzen.«
    »Was soll das nun wieder?«, fragte Jasper. »Wir brauchen Edouard. Die Engländer müssen ihn sehen, damit sie begreifen, dass das Haus Lancaster ihnen einen starken König zu bieten hat.«
    »Ja, ich weiß«, antwortete Warwick. »Aber sie war unerschütterlich in ihrem Entschluss.«
    »Weil sie Euch immer noch misstraut«, konterte Jasper. »Und das ist weiß Gott kein Wunder.«
    »Vielleicht versucht Ihr dann mal Euer Glück, sie umzustimmen«, entgegnete Warwick hitzig. »Schließlich seid Ihr ihr Schwager und vielleicht …«
    »Gentlemen«, unterbrach Oxford beschwichtigend. »Diese Debatte ist sinnlos und gefährlich. Wenn die Königin sagt, Edouard bleibt hier, bis der Thron für Lancaster gesichert ist, dann bleibt Edouard hier. Wir schaffen es auch ohne ihn. Wenn wir unseren Groll begraben und zusammenstehen.«
    Jasper und Warwick sahen nicht glücklich aus und bedachten einander immer noch mit verstohlenen, misstrauischen Blicken, aber sie nickten.
    Welch ein brüchiges Bündnis, dachte Julian beklommen. Wie konnten sie hoffen, Erfolg zu haben?

Penmynydd, August 1470
    Es schüttete, ein
     ungemütlicher Wind pfiff über die Hügel und brachte immer neue Wolken vom Meer heran. Der Haushalt saß in der bescheidenen Halle des »großen Hauses« beisammen. Blanche strickte, Generys spann, Meilyr zeigte den jüngeren Kindern, wie man Männchen aus Eicheln bastelte, und Richmond spielte mit Owen eine Partie Mühle.
    »Können wir kein Feuer machen, Mutter?«, quengelte die kleine Caitlin. »Mir ist so kalt.«
    »Hier drinnen ist es nicht kalt«, widersprach Blanche, obwohl es nicht wirklich stimmte. Sie streckte die Hand aus. »Komm auf meinen Schoß. Ich wärme dich.«
    »Ich will aber Männchen bauen«, protestierte Caitlin.
    Ihre Mutter zuckte

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