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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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tägliche Lektionen in Waffentechnik und Beinarbeit.«
    Julian dachte, dass dieser Knabe mit vierzehn einen klareren Blick für die wesentlichen Dinge hatte als er selbst mit zwanzig. »Da hast du zweifellos Recht«, räumte er ein. »Und wenn wir den Thron für deinen Onkel Henry zurückgewinnen, kannst du an seinen Hof oder an jeden anderen in England gehen, wenn es dein Wunsch ist, und deine Ausbildung fortsetzen.«
    » Wenn ihr ihn zurückgewinnt.«
    Julian nickte. »Ich bin zuversichtlich. Das heißt nicht viel, könnte man mit Fug und Recht einwenden, denn ich bin oft zu optimistisch. Aber selbst Jasper – dem man das wirklich nicht vorwerfen kann – ist dieses Mal hoffnungsvoll.«
    Richmond betrachtete den kleinen Stapel Pfannkuchen aufdem Zinnteller vor sich gedankenverloren und sagte schließlich: »Ich bin neugierig auf England, aber es schreckt mich auch, weil es die Fremde für mich ist. Und am meisten graut mir davor, meiner Mutter zu begegnen.«
    Julian kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Welcher halbwüchsige Knabe war imstande, so etwas zuzugeben? »Ich schwöre dir, dazu hast du keinen Grund«, antwortete er und sah dem Jungen in die Augen. »Deine Mutter ist … der einzige wirklich durch und durch gutartige Mensch, den ich kenne.«
    »Fast eine Heilige, sagt Blanche.« Man konnte Richmond ansehen, dass er nicht so recht wusste, was er von dieser Behauptung halten sollte.
    Aber Julian schüttelte den Kopf. »Das ist der Fehler, den alle in Bezug auf deine Mutter machen. Sie nennen sie eine Heilige und sind ihr gram, wenn sie ihren Erwartungen dann nicht gerecht wird. Aber deine Mutter ist keine Heilige, mein Junge, sondern nur ein gewöhnlicher Mensch. Ich kenne niemanden, der so von Frömmigkeit durchdrungen ist wie sie. Niemand nimmt die Gebote so wörtlich wie deine Mutter und richtet sein Leben danach aus, wie sie es tut. Aber sie hat Schwächen und Fehler wie wir alle. Man kann ihr wohl vorwerfen, dass sie dem Jenseits näher ist als dem Diesseits. Sich mit größerer Leidenschaft in fromme Bücher vertieft, als sie dem wirklichen Leben entgegenbringt.«
    Richmond hob abwehrend die Hand. »Es ist sehr gut von dir, dass du mir erklären willst, warum sie mich nicht wollte und in die Hand unserer Feinde gegeben hat. Aber nicht nötig. Ich schätze … ich bin darüber hinweg. Alt genug bin ich schließlich.«
    Julian nickte, aber er glaubte ihm kein Wort. Er rieb sich die Nasenwurzel. »Tja, zweifellos. Ich wollte dir auch nicht zu nahe treten. Das ist eine Angelegenheit zwischen dir und ihr und geht mich nichts an. Aber du hast gesagt, dir graut beim Gedanken an euer Wiedersehen. Darum sag ich noch dies: Ich kenne deine Mutter ihr ganzes Leben lang. Glaub mir, siefiebert dem Tag eures Wiedersehens entgegen, aber ihr graut mehr davor als dir.«
    »Warum?«, fragte Richmond verwundert.
    »Weil sie weiß, dass sie dich im Stich gelassen hat. Sie ist keine Frau wie Blanche oder Janet. Deine Mutter, Richmond, kann nur … wie soll ich sagen? Sie kann nur auf spiritueller Ebene lieben. Das ist nicht das, was ein Sohn sich von seiner Mutter wünscht. Aber es ist eben alles, was sie zu geben hat. Jetzt bist du fast erwachsen, und wie du selbst sagst, brauchst du das, was sie dir nicht geben konnte, überhaupt nicht mehr. Aber in einem lancastrianischen England ist deine Mutter eine sehr mächtige Frau. Und in dieser Eigenschaft kann sie dir viele Dinge geben, die du jetzt brauchen wirst: ihre Freundschaft, ihre Unterstützung, ihre Verbindungen, ihren Rat. Sie wird dir eine verlässliche Verbündete sein. Wenn du sie lässt.«
    »Wieso sollte ich sie nicht lassen?«, fragte Richmond. Es klang kühl.
    Julian hob leicht die Schultern. »Es wäre nur natürlich, wenn du ihr das, was du als Zurückweisung empfinden musst, mit gleicher Münze vergältest.«
    Richmond wandte den Blick ab. Nach einer Weile nickte er. »Du hast Recht. Ich schätze, genau das werde ich tun. Ich kann nicht anders.«
    Julian nahm einen Pfannkuchen, rollte ihn auf, steckte ihn in den Mund, kaute versonnen und schluckte. »Es ist das, was dein Onkel Jasper täte, der ein Gedächtnis wie ein Buch hat, wenn es darum geht, einen Groll zu hegen«, erwiderte er dann. »Vermutlich sind die meisten Menschen so. Nur dein Vater war anders.«
    Langsam, anscheinend unwillig sah Richmond ihn wieder an. »Inwiefern?«
    »Ein Verräter ließ Black Will Herbert und Walter Devereux in die Burg von Carmarthen ein, sodass sie deinen Vater

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