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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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den einen, Alice auf den anderen Arm, sodass erkeine Hände frei hatte, um seine Schwester angemessen willkommen zu heißen.
    Lachend betrachtete Blanche ihn mit seinen Kindern, sah sich mit leuchtenden Augen im schlammigen Hof um und sagte: »Ich werde Waringham besuchen, Julian. Stell dir das vor. Ich darf nach Hause. Nach beinah fünfzehn Jahren darf ich endlich wieder einmal nach Hause.«
    Sein Blick war ebenso skeptisch wie überrascht, aber er sagte lediglich: »Es wird ein Freudentag in Waringham sein.«
    Sie ging neben ihm her zum Haus und beantwortete seine ungestellte Frage. »Thomas Devereux ist mit Edward nach Burgund geflohen, hat Jasper erfahren. Und selbst wenn er plötzlich zurückkäme, der König … der Earl of Warwick hat mir freies Geleit zugesichert. Sechs Monate lang kann ich mich in England bewegen, wie es mir gefällt, und nach Wales zurückkehren, ohne dass irgendein Sheriff oder irgendein Devereux mir etwas anhaben kann. Ist das nicht herrlich?«
    Blanche war außer Rand und Band vor Seligkeit, und Julian erfreute sich an ihrem Übermut. Es war herrlich, sie hatte Recht. Nach fünfzehn Jahren Krieg, nach zehn Jahren Widerstand, Gefangenschaft, Ungewissheit und yorkistischer Willkür hatten sie auf einmal wieder Macht über ihr Leben, weil Lancaster die Macht über England zurückgewonnen hatte. Es gab keine Veranlassung mehr, nachts wach zu liegen und sich zu fragen, was morgen aus einem selbst und allen, die einem teuer waren, werden sollte.
    Er folgte seiner Frau und seiner Schwester zum Haus. »Kopf einziehen, Robin«, warnte er, den Blick nach oben gerichtet, ehe er durch die Tür trat. In der kleinen Eingangshalle entledigte er sich seiner Sprösslinge, hockte sich einen Moment zu ihnen herunter und lauschte ihrem aufgeregten Reisebericht. Schließlich schob er sie Richtung Küche. »Wenn ihr artig ›bitte‹ sagt, hat die Köchin bestimmt etwas Gutes für euch. Aber wascht euch die Hände …«
    Die Kinder stürmten davon, gefolgt von Owen und Caitlin, und natürlich verhallte seine Ermahnung ungehört.
    Als Julian sich aufrichtete, stellte er fest, dass seine Frau am Fuß der Treppe stehen geblieben war und ihn mit einem kleinen Lächeln beobachtet hatte. »Mit Gottes Hilfe sind es nächsten Sommer sechs«, eröffnete sie ihm.
    Er trat zu ihr und küsste sie ungeniert, denn niemand war in der Nähe. »Das ist eine wunderbare Neuigkeit«, antwortete er schließlich und fügte in Gedanken hinzu: So viele Lancastrianer sind tot, dass wir gar nicht genug neue zeugen können, wenn Edouard eines Tages ein stabiles Reich beherrschen soll. Doch er glaubte nicht, dass diese Ansicht bei seiner yorkistischen Gemahlin auf viel Gegenliebe stoßen würde. Also legte er einen Arm um ihre Taille und führte sie die Treppe hinauf in die Halle, wo ihre Gäste warteten.
     
    Obwohl Blanche ihre Sehnsucht nach Waringham kaum mehr zügeln konnte, blieben sie alle vorerst in London. Julian und Jasper ritten fast täglich nach Westminster, wenngleich der Earl of Warwick keinen von ihnen in den neuen Kronrat berief, den er gebildet hatte. Das bereitete ihnen Sorgen, und vor allem Jasper war voller Misstrauen gegen den ehrgeizigen Earl, doch selbst er musste zugeben, dass es fähige Männer waren, die Warwick um sich geschart hatte, und dass der Übergang von der yorkistischen zur lancastrianischen Regierung erstaunlich rasch und reibungslos verlief. In den ersten Wochen rollten ein paar Köpfe, aber da es der besonnene Oxford war, der den Vorsitz in den Prozessen gegen die yorkistischen Verräter innehatte, wurde kein Rachefeldzug daraus. Warwicks Bruder, der neue Lord Chancellor, bereitete das Parlament mit Klugheit und Weitsicht vor, Warwick selbst lenkte die Regierungsgeschäfte mit sicherer Hand. Verblüffend schnell kam das Land wieder zur Ruhe, und es schien niemanden sonderlich zu beunruhigen, dass König Henry so gut wie unsichtbar war. Jasper besuchte seinen greisen Bruder häufig, leistete ihm bei seiner stundenlangen Einkehr Gesellschaft, lauschte seinen Geschichten von früher, obwohl er sie schon Dutzende Male gehört hatte, und berichtete Julian imVertrauen, dass es nur ein dünner Seidenfaden war, der die Verbindung zwischen Henry und der Wirklichkeit hielt.
    In Julians Haus in Farringdon ging es derweil ausgesprochen lebhaft zu. Es bot nicht wirklich genügend Platz für die große Familie und die vielen Gäste, sodass alle erleichtert waren, als das Herbstwetter trocken und sonnig wurde

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