Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
Vom Netzwerk:
gelassen.
    »Dann können wir ja beide zufrieden sein«, knurrte der angehende Lord Protector. »Und nun gehe ich zu meinem Bruder. Es sei denn, du hättest die Absicht, mich mit dem Schwert daran zu hindern.«
    Julian betrachtete ihn kopfschüttelnd. »Welches Spiel spielst du, Richard?«
    Warwick wandte sich ab. »Das gleiche wie du«, sagte er. »Es ist das Spiel der Königsmacher. Du hast ihm seinen Namen gegeben.«
     
    Julian dachte nicht daran, nach Waringham zurückzukehren, im Gegenteil. Er zeigte sich häufig in Westminster und sorgte dafür, dass der Earl of Warwick sich nicht unbeobachtet fühlen konnte. Er holte seinen Knappen und einige vertraute Ritter nach London und schickte Tristan Fitzalan mit einem Brief zu Marguerite, der ihr riet, mit ihrem Sohn möglichst bald nach England zu kommen. Vor allem jedoch blieb Julian in London, um sich einer Angelegenheit anzunehmen, die ihm schon lange auf der Seele lag.
    Kurz nach ihrem triumphalen Einmarsch in London Anfang Oktober hatte er Tristan Fitzalan nach Wales geschickt, und fortan konnte er sich nicht hindern, Tag für Tag nach Westen zu spähen, wann immer er aus dem Haus trat.
    »Wer mag es sein, den Ihr herbeisehnt, Mylord?«, fragte Anabelle ihn neckend, als sie ihn im ungemütlichen Nieselregen wieder einmal beim Müßiggang am Tor erwischte. »Eure Countess etwa?«
    »Zum Beispiel.«
    »Aber auf seine Gemahlin kann man auch im Trockenen warten. Nur für eine heimliche Liebschaft lässt man sich nassregnen.«
    »Du musst es ja wissen«, gab er grinsend zurück, folgte ihr aber zum Wohnhaus hinüber und führte sie hinauf in die Halle. »Setz dich hin, Anabelle.«
    Sie hockte sich auf die Kante eines Sessels und legte die Hände auf die Knie. Es bereitete ihr sichtlich Unbehagen, wie eine Lady in dieser Halle zu sitzen, statt aufzuwarten. »Hab ich was angestellt?«
    Julian zog eine Braue in die Höhe. »Im Gegenteil. Aber es spricht Bände, dass du auf Verdacht ein schlechtes Gewissen hast.«
    Sie kicherte. Obwohl Anabelle inzwischen eine anständige Handwerkersfrau geworden war, hatte sie ihre Koketterie ihm gegenüber nie ganz abgelegt.
    »Vielleicht erinnerst du dich, dass ich dir vor ein paar Jahren einmal eine Belohnung versprochen habe für den Fall, dass das Haus Lancaster die Macht wiedererlangt«, begann Julian.
    Sie nickte. »Aber ich habe nichts dazu beigetragen, dass es passiert ist.«
    »Sei nicht so sicher. Ohne den engen Kontakt zwischen den Lancastrianern in England und in Wales – mit anderen Worten, ohne dich und dein Graupenfass – wäre Edwards Sturz niemals möglich gewesen. Und wie dem auch sei. Du bist für König Henry Risiken eingegangen, und solche Treue verdient Anerkennung.« Er trat zu dem reich geschnitzten Eichenschrank zwischen den Fenstern, öffnete eine der Türen, förderte einen Pergamentbogen zutage und reichte ihn ihr. »Hier.«
    Anabelle nahm das Schriftstück mit dem großen, prachtvollen Siegel zögernd. »Was ist das? Ich kann nicht lesen, Mylord.«
    »Das wirst du lernen müssen«, erwiderte er. »Du wirst bald eine hoch geachtete Bürgersfrau sein.«
    Anabelle legte eine Hand an die Kehle und starrte ihn an. »Ihr macht mir ja Angst.«
    »Dazu besteht kein Grund.« Er wies auf den Bogen in ihrer Hand. »Das ist ein Meisterbrief. Ich habe mir die Freiheit genommen, hinter eurem Rücken mit dem Zunftmeister der Gold- und Silberschmiede zu sprechen, und daher weiß ich, dass dein Mann über das nötige Ansehen und Können verfügt, nur nicht über das nötige Geld. König Henry hat darauf bestanden, diesem Mangel abzuhelfen.« Der König hatte nichts dergleichen getan, aber Julian wusste, es würde Anabelle leichter fallen, dieses Geschenk, das ihr Leben radikal verändern würde, zu verkraften, wenn sie glaubte, es käme von der Krone.
    »Oh Gott«, murmelte sie vor sich hin. »Oh, mein Gott …«
    Julian betrachtete sie amüsiert. »Ich kann mir vorstellen, dass es ein Schock ist. Aber ich dachte mir, damit ist dir letztlich besser gedient als mit ein paar Yards Tuch für ein neues Kleid.«
    Sie wedelte matt mit der Urkunde. »Dafür hätte ich eine perlenbestickte Seidenrobe bekommen.«
    Sie irrte sich. Ein Meisterbrief der Goldschmiede kostete zwanzig Pfund. Eine perlenbestickte Seidenrobe ein paar hundert. »Wär dir das lieber?«, fragte er neugierig.
    Aber sie winkte ab. Dabei fiel ihr Blick auf ihre rissige, von zu viel Arbeit gezeichnete Hand, und sie strich mit der Rechten über die Linke. »Ich

Weitere Kostenlose Bücher