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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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lächelnd.
    Julian nickte, hob Edmund herunter und stellte ihn auf die Füße. »Es wird nicht einfacher, je größer sie werden«, räumte er ein. »Robin und ich, zum Beispiel, streiten seit dem Frühstück, weil er nicht aus der Kinderstube zu den Knappen und Pagen ziehen will, obwohl er jetzt sieben und ein großer Junge ist.«
    Blanche hatte Verständnis für ihren Neffen. »In der Kinderstube ist er der Älteste und hat das Sagen. Bei den Knappen wird er der Kleinste sein, und sie werden ihn nur drangsalieren.«
    »Tja, da muss jeder durch«, entgegnete Julian mitleidlos. »Niemand kann sich ewig an die Schürzenbänder seiner Amme klammern.«
    »Aber Vater …«, begann Robin flehentlich.
    Julian hob abwehrend die Linke. »Ich habe all deine Argumente angehört und deinen Standpunkt zur Kenntnis genommen, mein Sohn. Es ist nicht nötig, noch einmal von vorne zu beginnen. Also, jetzt nimm deinen Bruder und geh.«
    Robin wusste, wann es ratsam war, zu gehorchen. Mit einem letzten, vorwurfsvollen Blick auf seinen Vater nahm er Edmund bei der Hand und führte ihn zum Wohnhaus hinüber.
    »Lass ihm noch ein halbes Jahr«, bat Blanche impulsiv. »Der Ernst des Lebens kommt zu uns allen früh genug.«
    Julian nickte unverbindlich und versprach nichts. »Komm. Lass uns auf die Mauer steigen. Es ist so ein herrlicher Tag.«
    Sie erklommen die alten, ausgetretenen Steinstufen zur Brustwehr. Von dort hatte man einen herrlichen Blick über die Felder, Wiesen und Wälder, die das weite, hügelige Umland bedeckten.
    »Noch vier Wochen bis Ostern«, bemerkte Blanche. »Fünf bis zur Auktion.«
    »Hm. Ich hoffe, das Wetter hält. Wir haben noch viel zu arbeiten mit den Dreijährigen, wenn sie die gleichen Preise wie letztes Jahr bringen sollen.«
    Blanche verschränkte die Arme auf der Zinne. »Vermutlich ginge die Arbeit besser voran, wenn du Roland nicht wie Luft behandeln würdest.«
    »Das tu ich doch gar nicht«, gab er ungehalten zurück. »Aber er soll ruhig merken, dass ich wütend auf ihn bin.«
    »Ich glaube, das ist niemandem verborgen geblieben …«
    »Blanche, halt dich da raus, sei so gut.«
    »Warum? Er ist mein Neffe so wie deiner.«
    »Aber nicht Stallmeister deines Gestüts. Nicht dein einstiger, ewig rebellischer Knappe. Du kennst ihn nicht. Du weißt nicht, was Geoffrey mir da aufgehalst hat.«
    Sie betrachtete ihn kopfschüttelnd. Sie glaubte nicht, dass Julian in Wahrheit Zweifel an Rolands Charakter hatte. Er war nur wütend, weil die Entscheidung über seinen Kopf hinweg getroffen worden war. Das waren Männer nicht gewöhnt, Earls schon gar nicht. »Wusstest du, dass unser Großvater seine eigene Tochter einem unfrei geborenen Bastard zur Frau gegeben hat?«, fragte sie im Plauderton.
    Julian wandte den Kopf und sah sie an. »Warum um Himmels willen sollte er so etwas tun?«
    »Weil er sein bester Freund war.«
    Er schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Das ist ja fürchterlich … Er war schon ein komischer Kauz.«
    »Vater sagte immer, du seiest genau wie er.«
    »Na ja. Wer behauptet, ich sei ein komischer Kauz, hatwahrscheinlich nicht völlig Unrecht. Woher weißt du davon? Von dieser Geschichte mit seiner Tochter und ihrem Gemahl niederer Herkunft? Hast du etwas darüber in dem alten Plunder gefunden, den du seit Tagen durchwühlst?«
    Blanche schüttelte den Kopf. »Jasper hat mir von ihnen erzählt. Großvaters Tochter – unsere Tante Anne – hatte ein Gut in Lancashire, wo Jaspers Eltern sich eine Weile versteckt haben. Sie hat Edmund auf die Welt geholt, wie du dich vielleicht erinnerst. Die Tudors halten das Andenken unserer Tante in hohen Ehren und wissen mehr über sie als wir.«
    »Ah, verstehe«, spöttelte Julian. »Unsere verrückte Tante Anne ist Teil einer walisischen Legende. Also sind die Geschichten über sie vermutlich ebenso wahr wie die über Drachen und Feen …«
    Blanche seufzte ungeduldig. »Wozu streiten wir eigentlich? Ich weiß so oder so, dass du Roland und seine Merle nicht auseinanderreißen wirst. Ihre Mesalliance ist dir peinlich. Wahrscheinlich graut dir davor, dass deine Freunde davon erfahren könnten, aber deswegen wirst du sie nicht unglücklich machen.«
    »Tja.« Er überlegte einen Moment. »Ich schätze, du könntest Recht haben. Roland kann sich bei mir fast alles erlauben, weißt du. Was ich an ihm verabscheue, sind all die schlechten Eigenschaften, die ich selber habe. Also wie könnte ich ihm vorhalten …« Er brach ab, lehnte sich über die

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