Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
Vom Netzwerk:
gen Himmel.
    »Gnade!«, schrie Prinz Edouard und warf sein Schwert weg. »Oh, heilige Jungfrau, beschütze mich … Tut mir nichts, ich …Clarence, Clarence hilf mir … Oh Gott …« Dann fuhr die erste Klinge in seine Kehle.
    Julian fiel vornüber, landete im blutigen Morast und weinte.
     
    Ein reißender Schmerz in der Schulter brachte ihn zu sich. Mit einem Keuchen fuhr er auf und stellte fest, dass Lucas Durham und sein Knappe Mortimer vor ihm im Dreck knieten. Lucas hielt ihm den abgebrochenen, blutgetränkten Pfeil hin. »Da. Wir haben uns gedacht, wir holen ihn raus, solange du bewusstlos bist. Er steckte ein gutes Stück drin.«
    Julian nickte.
    Sie hatten ihm den Helm und den oberen Teil der Rüstung abgenommen, und Mortimer machte Anstalten, ihm die Schulter mit einem Fetzen, den er aus seinem Wams riss, zu verbinden.
    Julian schüttelte ihn ab. »Lass das. Verschwinde von hier, Junge. Was hast du überhaupt hier verloren?«
    »Wir haben Euch gesucht, Mylord. Die Yorkisten haben alle überlebenden Lords gefangen genommen, aber vermutlich haben sie euch übersehen, weil ihr mit dem Gesicht nach unten lagt und …«
    »Julian, wir sollten auf der Stelle von hier verschwinden«, unterbrach Lucas eindringlich.
    Julian hörte gar nicht richtig hin. Er vergrub den Kopf in den Händen und nahm den Schmerz in der Schulter nur beiläufig war. »Der Prinz ist tot.«
    »Ich weiß.« Lucas’ Stimme klang nicht ganz fest.
    »Das ist das Ende.«
    Niemand widersprach ihm. Mortimer, der immer noch neben ihm kniete, wandte den Blick ab und sah blinzelnd nach Süden.
    Julian kam auf die Füße. »Bring den Jungen von hier weg, Lucas. Sammle unsere Männer und führ sie …« Nach Hause hatte er sagen wollen, aber vermutlich hatten sie kein Zuhause mehr.
    »Was hast du vor?«, fragte sein Ritter argwöhnisch.
    Julian steckte sein Schwert ein und antwortete nicht. Er ließ sie einfach stehen, ging ein paar Schritte auf unsicheren Beinen, fing ein frei herumlaufendes Pferd ein und hangelte sich ungeschickt in den Sattel.
    »Julian! Du hast kein Recht, dich umzubringen, du Narr!«, brüllte Lucas ihm nach.
    Julian schaute nicht zurück, sondern ritt vorbei an toten und sterbenden Männern und Pferden zum nahen Kloster. Er musste es Marguerite sagen. Das war der einzige klare Gedanke, dessen er fähig war. Er und kein anderer musste ihr die Nachricht bringen. Das war das Mindeste, was er ihr schuldete. Und das Einzige, was er noch für sie tun konnte.
     
    Aus der mächtigen Klosterkirche waren Waffenklirren und Schreie zu hören. Ein einzelner, mutiger Bruder stand mit ausgebreiteten Armen am Westportal und versuchte, die eindringenden Yorkisten aufzuhalten. Doch sie strömten johlend an ihm vorbei, stürmten die Kirche und erschlugen die zweihundert lancastrianischen Soldaten, die dort Zuflucht gesucht hatten.
    Julian starrte einen Moment hinüber. Dann rutschte er aus dem Sattel, kehrte dem Massaker den Rücken, als ginge es ihn nichts an, und machte sich auf die Suche nach dem Gästehaus. Seine Schritte auf dem Pflaster des Innenhofs wurden immer langsamer, aber er hielt erst an, als er die Tür erreichte.
    Der Arm, den er hob, kam ihm bleischwer vor. Er klopfte einmal kurz, stieß die dicke Eichentür auf und erkannte, dass er zu spät kam. Klagelaute, wie er sie nie zuvor gehört hatte, drangen ihm entgegen.
    Julian schluckte, aber er schluckte nur Luft, und seine Kehle verursachte einen trockenen Laut. Er trat über die Schwelle.
    Halb lag, halb saß die Königin von England auf dem steinernen Fußboden, hielt einen niedrigen Holzschemel umklammert, hatte den Kopf in den Nacken gelegt und schrie ihren Schmerz zum Himmel empor. Ihr Gesicht war bleich, die Augen starr,in dicken Strängen standen ihre Halsmuskeln hervor, und sie heulte wie ein verendendes Tier.
    Erst mit einiger Verzögerung entdeckte Julian Anne – die jungfräuliche Witwe. Sie hatte sich in einer Ecke des Raums zu Boden gekauert, die Arme um die Knie geschlungen und starrte ihre Schwiegermutter mit einer Mischung aus Furcht und Grauen an. Tränen liefen über ihre Wangen, aber Julian kam in den Sinn, dass sie um ihren Vater mehr trauerte als um ihren jungen Gemahl.
    Er nickte ihr zu. »Geht in die Kapelle des Abtes, Lady Anne. Nicht in die Klosterkirche, hört Ihr. Lauft zur Kapelle hinüber und erbittet Asyl.«
    Marguerites Kopf fuhr beim Klang seiner Stimme herum. Mit einem wütenden Fauchen sprang sie auf die Füße und stürzte sich auf Julian wie

Weitere Kostenlose Bücher