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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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glückliche Ehe. Und das konnten ihr viele nicht vergeben.
    Mit langsamen, kleinen Schritten kam sie zum Kamin zurück, und Vater Christopher stand auf, um ihr in den Sessel zu helfen. Er tat es umsichtig und ohne Übereifer, und sie akzeptierte es mit einer Selbstverständlichkeit, die Julian allerhand über ihr Vertrauensverhältnis und ebenso über Megans Rheumatismus verriet.
    »Hast du endlich einmal mit Edwards Leibarzt gesprochen?«, fragte er.
    Megan winkte ab. »Man kann nichts dagegen machen, wie du sehr wohl weißt. Mein Gemahl bringt mir von einer Kräuterfrau in East Cheap eine Tinktur mit. Es ist so viel Branntwein darin, dass man vom Einreiben ganz benebelt wird, aber sie hilft ein wenig.«
    »Bist du sicher, dass die Tinktur zum Einreiben gedacht ist?«, fragte Julian.
    Vater Christopher lachte in sich hinein.
    Megan wedelte das Thema mit dem Brief in ihrer Hand beiseite. »Was schreibt er mir nicht?«, fragte sie.
    Julian breitete kurz die Hände aus. »Ich weiß ja nicht, was drinsteht. Und ich hätte jeden Eid geschworen, dass dein Sohn zu niemandem offener ist als zu dir.«
    »Nein. Unangenehmes berichtete er mir nur, wenn es unvermeidbar ist.«
    Diesen Fehler beging Julian nicht. »Herzog François hat ihn wieder einmal unter Hausarrest gestellt, sobald er von Edwards Tod erfahren hat. Der Herzog ist nervös. Sein Nachbar, der König von Frankreich, trachtet danach, sich die Bretagne einzuverleiben. Vermutlich glaubt François, dass er ihn sich nur mit Unterstützung des englischen Königs vom Leibe halten kann. Und zufällig verwahrt er etwas, das das yorkistische Königshaus so furchtbar gern in die Finger bekommen würde. Andererseits schätzt er deinen Sohn und Jasper sehr. Ich glaube,er ist unentschlossen. Hin- und hergerissen zwischen Staatsräson und seinem Gewissen.«
    »Louis von Frankreich ist schwer krank, hört man«, warf Vater Christopher ein. »Ich denke nicht, dass er François noch lange Schwierigkeiten machen wird.«
    Julian zog eine Braue in die Höhe. »Welch unchristlicher Pragmatismus, Vater.«
    Christopher lächelte unschuldig. »Wieso sollte es mich betrüben, wenn ein großer Herrscher dieses irdische Jammertal verlässt und ins Paradies eingeht?«
    Julian brummte. »Wenn Ihr mich fragt, wird seine Reise ins Jenseits eher abwärts führen.«
    »Die erste entscheidende Frage ist, ob sein Sohn die rücksichtslose Expansionspolitik fortsetzt oder nicht«, unterbrach Megan das Geplänkel. »Und die zweite entscheidende Frage ist, wie sich der Machtkampf zwischen Gloucester und dem Bruder der Königin hier in England entscheidet. Elizabeth war mir immer zugetan und hatte Mitgefühl für meinen Sohn im Exil. Sie würde ihren Bruder und den kleinen König sicher dazu bewegen, ihn in Frieden zu lassen, was unserer Sache äußerst förderlich wäre. Wenn aber Richard of Gloucester sich durchsetzt, dann wird es sehr finster für uns aussehen«, prophezeite sie.
    »Ehe es brenzlig wird, stelle ich eine Truppe auf, die groß genug ist, um Richmond mit einem Überraschungsangriff aus diesem albernen Hausarrest zu befreien«, versprach Julian. »Das wird nicht schwierig – François stellt lediglich zwei Wachen vor die Tür und ein paar hinters Haus. Und dann suchen wir uns ein neues Exil. Vielleicht bei deinem Cousin, dem König von Portugal.«
    »Zu weit weg von England«, widersprach sie.
    »Besser lebendig in Portugal als tot in der Bretagne«, warf Vater Christopher ein.
    Sie richtete die dunklen Lancasteraugen auf ihn. »Die Mutter in mir würde Euch gern zustimmen, aber mein Sohn ist der rechtmäßige König, und er wird seine Krone nicht bekommen, indem er davonläuft.«
    »Das Gleiche würde er selbst mit Sicherheit auch sagen«, warf Julian ungeduldig ein, »doch ihr habt beide Unrecht. Mit einem modernen Schiff wie meinem, das schnell und beinah unabhängig von der Windrichtung jedes Ziel ansteuern kann, ist Portugal nicht zu weit weg, um rasch handeln zu können.«
    »Mir scheint, es hat wenig Zweck, darüber zu spekulieren, solange wir …« Megan unterbrach sich verdutzt, weil Julian plötzlich aufgesprungen war, die Kapuze hochschlug, zu der kleinen Gebetsbank in der Ecke des Raumes stürzte und sich dort auf die Knie warf. »Julian, was in aller Welt …« Dann hörte sie, was ihn aufgeschreckt hatte: Schwere Schritte näherten sich. Eilige Schritte. Im nächsten Moment wurde die Tür aufgestoßen, und Thomas Lord Stanley kam hereingestürmt. »Megan, Vater

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