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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Schwäche für Überraschungen«, erwiderte sie trocken. Und an ihren Gast gewandt, fügte sie hinzu: »Du kannst diesem lästerlichen Mummenschanz ein Ende machen, Julian. Vater Christopher ist mein neuer Beichtvater und folglich über all meine dunklen Geheimnisse im Bilde.«
    Julian streifte die Kapuze ab, lächelte ihr zu, ergriff ihre filigrane Hand und führte sie an die Lippen. »Dunkle Geheimnisse? Du? Ich wette, kein Priester in England langweilt sich beim Hören der Beichte so fürchterlich wie der arme Vater Christopher.« Er ließ sie los und streckte dem Priester die Rechte entgegen. »Julian of Waringham.«
    Der junge Geistliche in der strengen Soutane bekreuzigte sich und murmelte: »Jesus Christus, beschütze uns«, schlug dann aber ein. Sein Händedruck war unerwartet kräftig. »Eine Ehre, Mylord. Christopher Urswick.«
    Wie üblich hatte Megan gut gewählt, erkannte Julian. Er mochte Urswick auf Anhieb.
    Megan erhob sich von dem harten Schemel am Tisch, wo sie gesessen und wie üblich in einem dicken, vermutlich frommen Buch gelesen hatte, legte jedem der Männer eine Hand auf den Arm und führte sie zu den Sesseln am Kamin, über dem eine kunstvolle Tapisserie mit dem Wappen der Stanleys hing. Es war ein luxuriöses, helles Gemach mit schwarz-weißen Bodenfliesen, schweren Möbeln und zwei Fenstern, die auf den herrlichen Garten des Hauses zeigten.
    »Wir wollen ganz offen sein«, sagte Megan, nachdem sie Platz genommen hatten. »Vater Christophers Familie ist den Stanleys schon seit Generationen verbunden. Mein fürsorglicher Gemahl hat ihn für mich ausgewählt, auf dass Vater Christopher über mein Seelenheil wache und es ihn sofort wissen lasse, sollte ich vom Pfad yorkistischer Gesinnung abweichen.« Sie zeigte das kleine mokante Lächeln, das Spott und mitleidige Herablassung zu gleichen Teilen ausdrückte und das nur Lancaster beherrschten. »Doch Vater Christopher hat in aller Stille die Seiten gewechselt und unterstützt unsere Sache. Ich vertraue ihm vollkommen und bitte dich, das Gleiche zu tun, Julian.«
    »Ich verlasse mich auf dein Urteil«, erwiderte er. Aus dem speckigen Beutel, der an der Kordel baumelte, welche ihm als Gürtel diente, nahm er einen unversiegelten Bogen. »Hier.« Er brachte ihr immer einen Brief von ihrem Sohn mit, wenner aus der Bretagne kam, und beförderte die ihren in Gegenrichtung.
    Megan nahm den Bogen in die Linke, und ihre Augen strahlten vor Freude. »Entschuldigt mich einen Augenblick«, bat sie, stand auf und ging ans Fenster, um Richmonds Schreiben zu lesen.
    Julian lehnte sich in seinem Sessel zurück und betrachtete seine Cousine. Kopf und Hals waren wie schon seit Jahren von einem weißen Schleier bedeckt, der ihr das Aussehen einer Nonne verlieh. Es ging ein Gerücht, unter dem dunklen Kleid trage sie ein härenes Gewand. Ihre Bewegungen waren ein wenig zögerlich, beinah greisenhaft, was daran lag, dass sie an Rheumatismus litt, aber ihre schönen Augen strahlten dieselbe heitere Gelassenheit aus wie eh und je. Dabei waren es alles andere als leichte Jahre für sie gewesen.
    Nachdem ihr Sohn in die Bretagne geflohen und ihr zweiter Gemahl gestorben war, hatte der yorkistische König ihr zu verstehen gegeben, dass er es außerordentlich begrüßen würde, wenn sie dieses Mal einen Yorkisten heiratete. Megan hatte es nie ausdrücklich gesagt, aber Julian ahnte, dass Edward of March sie erpresst und ihr mit Enteignung gedroht hatte. Wäre es nur um sie allein gegangen, hätte Megan sich vermutlich mit einem duldsamen Lächeln enteignen lassen und in ein Kloster zurückgezogen. Aber ihr Geld und ihr Einfluss waren vonnöten, wenn ihr Sohn je die Chance haben sollte, den englischen Thron zu besteigen. Also hatte sie Thomas Lord Stanley geheiratet, den Steward des königlichen Haushalts, der den Lancastrianern im langen Krieg gegen die Yorkisten so manche bittere Niederlage beigebracht hatte.
    Viele der verbliebenen Lancastrianer in England hatten sich von Megan abgewandt und ihr Verrat vorgeworfen. Julian war es nicht gelungen, ihnen vor Augen zu führen, dass Megan keine andere Wahl gehabt hatte. Was ihre einstigen Freunde und Verbündeten ihr vor allem so übel nahmen, war dies: Stanley betete seine Frau an und machte keinen Hehl daraus. Er trug sie auf Händen. Megan dankte es ihm mit Zuneigungund Herzlichkeit, auch wenn sie hinter seinem Rücken Ränke schmiedete, um ihren Sohn auf den Thron zu bringen. Es war auf eine etwas bizarre Weise eine

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