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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Waringham immer alles über jeden.« Er schien nicht besonders glücklich über diesen Umstand.
    Alice nickte. Einen Moment herrschte ein etwas verlegenes Schweigen. Dann sagte sie: »Ich denke, ich geh zum Gestüt zurück. Soll ich deinen Bruder mitnehmen? Er sagt, er lebt dort.«
    Adam schüttelte den Kopf. »Mel, wie oft hab ich dir erklärt, dass du bei uns wohnst, solange seine Lordschaft bei Roland zu Besuch ist, hm?«
    Melvin gab vor, ihn nicht zu hören, und schaute mit leicht geöffneten Lippen zum Himmel auf. Adam seufzte.
    Seltsam, dachte Alice. Es ist doch Platz genug im Stallmeisterhaus. Aber sie fragte nicht. Sie wollte nicht neugierig erscheinen – obwohl sie es war.
    Adam schien jedoch selbst das Bedürfnis zu haben, die etwas vertrackte Situation zu erklären: »Meine Frau, Rose, will ihn nicht im Haus haben. Meine erste Frau, Bessy, wollte ihn auch nicht.« Er lächelte ein wenig traurig. »In der Hinsicht hab ich kein Glück mit den Frauen, schätze ich. Er ist ihnen unheimlich.«
    Impulsiv nahm Alice Melvins Hand und schalt dessen Bruder: »Du solltest so etwas nicht in seinem Beisein sagen.«
    »Warum nicht?«, gab Adam zurück. »Er weiß es sowieso.«
    Alice war ein wenig verdattert über die Respektlosigkeit dieser fast patzigen Antwort.
    Melvin schien der Unterhaltung nicht zu folgen. Er sah halb verschreckt, halb entzückt auf Alice’ Finger hinab, die seine Hand umschlossen, dann verdrehten sich seine Augen, bis nur noch das Weiße sichtbar war.
    »Jedenfalls, Roland und Merle stört er nicht«, fuhr Adam fort. »Und ich bin heilfroh, dass mein Bruder bei ihnen ein Zuhause gefunden hat. Vor allem, als ich im Krieg war. Aber ich will nicht, dass Euer Vater Melvin begegnet.«
    »Warum nicht?«, fragte Alice.
    Adam zuckte unbehaglich die Schultern. »Mir ist lieber, seine Lordschaft wird so selten wie möglich an uns erinnert. Er ist nicht gerade gut auf mich zu sprechen. Er hat mich enteignet und verbannt, als ich damals zu den Yorkisten gegangen bin, und als der Krieg aus war, bin ich einfach nach Haus gegangen und hab meine Herden zurückgeholt. Ohne ihn um Erlaubnis zu fragen, versteht Ihr. Na ja, er war ja gar nicht mehr hier, aber trotzdem …«
    Er wusste nicht so recht weiter, aber Alice verstand. Das Band aus Dienst, Pflicht und Treue, das zwischen Bauer und Grundherr ebenso existierte wie zwischen Adel und König, das praktisch die ganze Welt zusammenhielt, war zwischen Adam und ihrem Vater zerrissen.
    »Aber du hast ihm das Leben gerettet«, wandte sie ein.
    »Das macht alles nur schlimmer. Ich würd’s trotzdem morgen wieder tun, wisst Ihr. Er ist ein großartiger Mann.«
    Alice nickte vorbehaltlos.
    »Alle hier vermissen ihn. Ich auch«, schloss er.
    »Ich bin überzeugt, er wird beglückt sein, das zu hören, Adam«, sagte Edmunds Stimme plötzlich zu ihrer Linken.
    Alice schreckte leicht zusammen; sie hatte ihren Bruder nicht kommen sehen.
    Edmund blickte von ihr zu Adam und weiter zu Melvin. Dann legte er seiner Schwester einen Arm um die Schultern.
    Adam verneigte sich vor ihm. »Sir Edmund.«
    Der zeigte ein frostiges Lächeln, welches sofort wieder verschwand, ehe er zu Alice sagte: »Wie ich sehe, hast du die yorkistische Fraktion von Waringham schon kennen gelernt. Gehen wir zurück?«
    Adam stieß hörbar die Luft aus. »Seht Ihr?«, fragte er Alice.
    Sie ließ Melvins Hand los und zwinkerte ihm zu. »Gute Nacht, Melvin. Und nimm dich vor den Lausebengeln in Acht, hörst du.«
    »Ich fürchte, das lernt er nicht mehr, Mylady«, bemerkte Adam. »Habt Dank, dass Ihr ihm geholfen habt.«
    Zögernd wandte sie sich ab und ging Seite an Seite mit ihrem Bruder den Mönchskopf hinauf.

London, Mai 1483
    »Mylady, da ist ein abgerissener bretonischer Franziskaner an der Tür, der darauf besteht, Euch zu sprechen«, hörte Julian den jungen Priester sagen. »Ein Frère Julien.« Er bemühte sich, neutral zu klingen, aber er brachte es nicht fertig, seine Skepsis gänzlich zu unterdrücken.
    »Lasst ihn eintreten«, antwortete Megan mit einem Lächeln in der Stimme. »Er ist ein sehr alter Freund.«
    Die angelehnte Tür wurde geöffnet, und der Priester nickte dem Minoriten knapp zu.
    Ohne die große Kapuze abzustreifen, trat Julian über die Schwelle und verneigte sich tief vor seiner Cousine. »Madame.«
    »Schließt die Tür, Vater Christopher«, bat sie ihren Kaplan.
    »Von innen oder von außen, Mylady?«, fragte er.
    »Nein, nein, bleibt nur hier. Ich weiß, Ihr habt eine

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