Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige
Buckinghams überstürztem Handeln nicht unter Zugzwang setzen lassen«, riet auch Blanche. »Du hast vor allem eine Verantwortung gegenüber deinem Haus, Richmond. Wenn du den Yorkisten in die Hände fällst, ist Lancasters Sache verloren.«
»Ja, und wenn die Engländer, die mich doch überhaupt nicht kennen, mich für einen Feigling halten, auch«, gab er zurück. Es klang bitter.
Blanche suchte nach den richtigen Worten, um ihm aus diesem Konflikt zu helfen und ihn vor dieser Dummheit, jetzt nach England zu segeln, zu bewahren. Sie verstand genau, was ihn quälte, und ihr Herz schlug für ihn. Richmond wollte an der Seite derer sein, die sich in der Hoffnung auf ihn gegen König Richard erhoben hatten. Er wollte seinen Mut und seine Tapferkeit beweisen und endlich seine Krone erringen. Er wollte das Richtige tun und lief doch gerade deswegen Gefahr, einen verhängnisvollen Fehler zu machen.
»Richmond …«, begann sie, aber er hob abwehrend die Hand. Immer noch mit dem Rücken zu ihnen verharrte er reglos am Feuer, und es war eine Weile still.
Dann wandte er sich an Jasper. »Gibst du mir dein Schiff,Onkel? Ich würde … ich würde gern mit der Red Rose nach England segeln. Als gutes Omen.«
Jasper antwortete: »Ich gebe dir mein Schiff nur, wenn du es als mein König befiehlst.«
Der junge Mann zögerte nicht. »Dann tu ich das. Ich befehle es als dein König.« Es schien ihm nicht schwerzufallen. Er hatte viele Jahre Zeit gehabt, sich mit der Vorstellung vertraut zu machen. »Und wie steht es mit deinem Segen? Gibst du mir den aus freien Stücken?«
Jasper schüttelte den Kopf. Zorn und die schlimmsten Befürchtungen verhärteten seine Züge. »Gute Männer werden sterben, wenn du segelst. Du selbst wahrscheinlich als erster. Meine Gebete werden dich auf jedem Schritt begleiten, aber meinen Segen bekommst du nicht.«
Mit Megans Geld und der Hilfe einiger bretonischer Freunde hatte Richmond eine kleine Flotte aufgeboten, und sie stachen mit der Morgenflut in See. Stolz segelte die Red Rose vorneweg, und die walisische Mannschaft unter dem treuen Meilyr ließ sich weder vom peitschenden Regen noch vom tückischen Wind die Laune verderben.
Wie erwartet war die stürmische Überfahrt für Robin ein einziges Jammertal. In weiser Voraussicht hatte er vor ihrem Aufbruch kein Frühstück zu sich genommen; trotzdem waren sie noch keine halbe Stunde auf See, als die Übelkeit ihn übermannte. Beinah ergeben machte er sich auf den Weg zur Reling, aber Meilyr scheuchte ihn von dort weg. Zu gefährlich bei dem Seegang, sagte er.
So zog Robin sich notgedrungen mit einem Eimer und einer löchrigen Wolldecke in einen winzigen Verschlag neben der Kapitänskajüte im Achterkastell zurück, grimmig entschlossen, alles zu erdulden, was die See mit ihm anzustellen gedachte, bis sie ankamen.Er erwachte aus einem traumlosen Erschöpfungsschlaf, als ihm jemand die Hand auf die Schulter legte. Erschrocken riss Robin die Augen auf, rührte sich jedoch nicht.
»Ich habe noch nie gehört, dass man an Seekrankheit sterben kann, aber du siehst mir so aus, als seiest du nicht mehr weit davon entfernt«, bemerkte Richmond. Er lächelte, aber in seinen Augen stand Besorgnis.
Robin hob die Hand zu einer matten Geste. »Sobald ich wieder festen Boden unter den Füßen hab, ist alles vergessen. Es kommt mir dieses Mal nur so grauenhaft lange vor.«
»Wir sind seit fünf Tagen auf See«, erklärte Richmond.
Robin schloss die Lider. »Fünf Tage …« Kein Wunder, dass er sich mehr tot als lebendig fühlte. Wie lange konnte Seekrankheit andauern? Unendlich? Oder hörte sie irgendwann einfach auf?
»Mir läuft die Zeit davon«, murmelte Richmond an seiner Seite.
Robin sann auf etwas, das er sagen konnte, um seinem Freund Mut zu machen, als die Tür der winzigen Kajüte schwungvoll aufgerissen wurde. »Richmond, wir sind …«, begann Owen, ehe sein Blick auf seinen Cousin fiel. »Junge, du siehst furchtbar aus.«
Robin verdrehte die Augen. »Was du nicht sagst. Erzähl es Mortimer, den wird es erfreuen.«
Owen schnaubte belustigt. »Wenn du noch munter genug bist, deinen angehenden Schwager zu hassen, bin ich beruhigt.«
»Was wolltest du sagen?«, fragte Richmond.
»Wir laufen Plymouth an. Meilyr sagt, das Hafenbecken liegt geschützt in einem Sund; es müsste klappen.«
Richmond kam auf die Füße. »Gott sei gepriesen. Robin, wenn du kannst, steh auf und bewaffne dich. Wir sollten mit allem rechnen, wenn wir an Land
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