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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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seinetwegen zu hintergehen. Sie hatte die Hand an seinen Schritt gelegt und ihm Dinge ins Ohr geflüstert, die ihm heute noch die Schamesröte ins Gesicht trieben.
    Als er sich schließlich befreien konnte, war er bis zur Turnierwiese am Avon gerannt, hatte sich hinter einem der Pavillons versteckt und gewartet, dass sie kamen. Die anderen Jungen, um ihn zu verhöhnen, ihn auszulachen und mit Steinen zu bewerfen. Der Nutricius – der alte Ritter, der die Knappenausbildung beaufsichtigte –, um ihn grün und blau zu schlagen. Irgendetwas. Es war ihm beinah egal gewesen. Nichts konnte schlimmer sein als ihr Gelächter, ihre Hand auf seiner Hose, die Dinge, die sie ihm zugeflüstert hatte.
    Warwick selbst hatte ihn schließlich hinter dem bunt gestreiften Zelt gefunden. Ein Blick in seine Augen hatte genügt, um Julian zu verraten, dass sein Dienstherr Bescheid wusste. Dass sie es ihm erzählt hatte. Aber der Earl hatte kein Wort darüber verloren. Freundschaftlich – so wie vorhin im Obstgarten – hatte er dem Jungen die Hand auf die Schulter gelegt, hatte vorgegeben, rein zufällig vorbeizukommen und von Julians Verzweiflung nichts zu bemerken. Julian war ihm dankbarer gewesen, als er je in Worte hätte fassen können, und das war er heute noch.
    Dank Warwicks Diskretion und Feingefühl hatte er gelernt, die Kränkung zu überwinden, und war nicht davongelaufen. Aber der Liebe hatte er für immer abgeschworen. Natürlich ging er bei Gelegenheit zu einer Hure, so wie alle jungen Männer seines Standes es taten. Und nun, da er Earl of Waringham war, würde ihm wohl auch nichts anderes übrig bleiben, als irgendwann zu heiraten und einen Erben zu zeugen. Wenn der König ihm eine Braut vorschlug, würde er sich nicht sträuben. Eine Ehe, nahm er an, konnte man mit Höflichkeit und gegenseitigerRücksichtnahme durchstehen. Aber das war alles, wozu er bereit war. Er fand, eine Erinnerung, bei der man sich vor Scham krümmen und winden wollte, musste reichen.
     
    Die Hochzeit von Edmund Tudor und Megan Beaufort wurde ein rauschendes Fest. Immerhin waren es der Bruder und die Cousine des Königs, die sich an diesem schwülen, gewittrigen Augustnachmittag in Windsor das Jawort gaben, und dementsprechend prachtvoll war der Rahmen.
    Der König selbst führte Megan ans Tor der St.-Georgs-Kapelle und legte ihre Hand in Edmunds, ehe der Bischof von Winchester die Trauung vornahm. Offenbar gehörte der ehrwürdige Bischof zu jenen, die die Verbindung missbilligten, denn seine Miene war abweisend, und er lächelte kein einziges Mal. Aber er leitete die Zeremonie mit routinierter Feierlichkeit.
    »Es ist ein Jammer, dass euer Großvater nicht mehr lebt«, sagte Megans Mutter, Lady Margaret Beauchamp, mit gesenkter Stimme zu Julian und Blanche. »Wenn er noch Bischof von Winchester wäre, hätte diese Feier anders ausgesehen, das kann ich euch sagen.«
    Julian räusperte sich und verlagerte das Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Er wurde nicht sonderlich gern daran erinnert, dass sein Großvater ein Bischof und Kardinal gewesen war, der um ein Haar Papst geworden wäre.
    »Megan und Edmund scheint es wenig zu stören, dass er so sauertöpfisch dreinschaut«, wisperte Blanche. »Ich nehme an, sie würden es nicht einmal merken, wenn der Himmel plötzlich seine Schleusen öffnete und es karierte Hundebabys regnete.«
    Lady Margaret wischte sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel. »Da hast du wohl Recht.«
    Blanche hatte selbst mit Tränen der Rührung zu kämpfen, dennoch sagte sie zur Brautmutter: »Es besteht kein Anlass zur Betrübnis, Madam. Eure Tochter bekommt, was sie sich gewünscht hat.«
    Lady Margaret nickte. »Ich habe an dieser Kirchentür MegansVater geheiratet. Wahrscheinlich ist es das, was mich so melancholisch stimmt«, gestand sie.
    Sie verstummte, weil der Bräutigam in diesem Moment den Ring hervorholte. Blanche hielt sich an Julians Arm fest, um sicher auf den Zehenspitzen stehen zu können.
    »Wundervoll«, raunte sie ihrem Bruder zu. »Ein Rubin. Wenn Sir Thomas Devereux dich eines Tages fragen sollte, welch einen Ring ich mir wohl wünsche, sag ihm, er soll sich Megans anschauen …«
    Der Bischof segnete den Ring, und Edmund steckte ihn seiner Braut an den Finger, ehe der hohe Geistliche das Kreuz über ihnen schlug und sie im Angesicht Gottes zu Mann und Frau erklärte.
     
    Nach der Brautmesse in der Kapelle gab es natürlich ein Bankett in der großen Halle. Anscheinend vertrat der König

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