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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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absurd«, warf Mortimer ein. »Die Welt wäre entsetzt. Nicht einmal Richard of Gloucester würde das wagen.«
    Julian hatte sein Schnitzwerk wieder aufgenommen. Seit Monaten schnitzte er nichts als Pfeilschäfte. Das war eintönig, aber sinnvoll. Geld war immer noch eines ihrer größten Probleme, und was sie selbst herstellen konnten, brauchten sie nicht zu kaufen. Er fand, ein jeder musste das Seine dazu beitragen, um den rechtmäßigen König bei der Eroberung seines Throns zu unterstützen. »Es würde auf jeden Fall all jene zum Schweigen bringen, die an Richards Herrschaftsanspruch zweifeln.«
    »Und wenn er mit Edwards Tochter Prinzen zeugte, würden die unangenehmen Fragen nach Edwards Söhnen vielleicht nach und nach verstummen«, fügte Robin hinzu.
    Julian nickte seinem Sohn anerkennend zu und dachte nicht zum ersten Mal, dass sein Ältester seit der gescheiterten Rebellion ein gutes Stück erwachsener geworden war. Ein heller Kopf war Robin immer gewesen, aber ebenso ein leichtsinniger Draufgänger, der lieber bretonische Jungfrauen verführte als sich mit den komplexen Zusammenhängen der Politik zu befassen. Doch genau das hatte er während der letzten Monate zunehmend getan, und Robins Gabe, einen Gegner zu durchschauen und seine Taktik zu entlarven, erinnerte Julian an den berühmten Kardinal, der sein Großvater gewesen war.
    Jetzt griff der junge Mann nach einem der fertigen Pfeilschäfte und fuhr rastlos mit den Fingerkuppen über das fachmännisch gesplissene Ende, wo später die Befiederung angebracht würde. »Die Frage ist nur, was wir dagegen machen könnten, wenn er es täte.«
    »Noch weilt Anne Neville unter den Lebenden«, erinnerte sein Vater ihn trocken.
    »Wer?«
    »Die Königin«, verbesserte Julian sich. »Und da sie eine Neville ist, ist sie immer für eine Überraschung gut.«
    Richmond stand auf, streckte sich und trat an den Kamin. Es brannte kein Feuer, wenngleich es draußen regnerisch und ungemütlich war. »Ich hoffe, wir kommen rechtzeitig nach England, um Lady Elizabeth vor dem zu bewahren, was immer Richard mit ihr vorhat«, sagte er langsam. »Denn nur wenn sie meine Frau wird, können wir je hoffen, die Kluft zu überbrücken, die England seit drei Jahrzehnten in zwei Lager spaltet. Nur wenn das Haus Lancaster und das Haus York verschmelzen, kann es einen dauerhaften Frieden geben.«
     
    Dem nassen August folgte ein herrlicher Altweibersommer im September, und sie hörten nur wenige Nachrichten aus England. Dabei riss der Strom englischer Ritter und Edelleute, die sich in die Bretagne durchschlugen, um sich Richmond anzuschließen, niemals ab.
    »Sie kommen, weil sie vor Richards Willkür und Grausamkeit fliehen«, sagte Julian zu seiner Frau. »Oder weil Richard ihren Fragen nach dem Verbleib seiner beiden Neffen immer nur ausweicht. Aber unser Richmond braucht nur wenige Tage, um sie von sich zu überzeugen und glühende Lancastrianer aus ihnen zu machen. Das hört nie auf, mich zu verblüffen.« Vermutlich lag es daran, dass Richmond die Entschlossenheit seines Vaters und den Charme seiner Mutter in sich vereinte, glaubte er.
    Sie saßen im Burghof auf einer steinernen Bank, die Gesichter der Sonne zugewandt. So spät im Sommer noch so schöneTage zu haben war ein wahres Gottesgeschenk, und beiden war bewusst, wie dunkel und kalt der nahende Winter sein würde. Vielleicht dunkler und kälter als in all den Jahren des Exils.
    Janet nahm Julians Hand und verschränkte die Finger mit seinen. »Was denkst du, wann er den Kanal überqueren wird?«
    »Im Frühling, hoffe ich. Viel günstiger, als die Dinge jetzt für ihn stehen, wird es nicht mehr werden.«
    »Aber Julian, selbst wenn im Laufe des Winters noch ein paar weitere Unzufriedene den Weg hierher finden, wie kann Richmond je hoffen, mit so wenigen Getreuen Richards Armee zu schlagen?«
    »Vergiss die Waliser nicht«, entgegnete er. »Sie werden kommen, und zwar in Scharen. Und wir werden französische Söldner anheuern.«
    Sie rümpfte die Nase. »Gesindel. Gewissenlose Halunken, die für jeden kämpfen, der sie bezahlt.«
    »Tja.« Er hob unbehaglich die Schultern. »Ich kann nicht behaupten, dass es mir gefällt, aber uns bleibt keine andere Wahl.«
    Er ließ den Blick über den etwas verwahrlosten Hof der alten Burg schweifen. Vor dem baufälligen Pferdestall auf der anderen Seite hatten Blanche, ihr Sohn Goronwy und Geoffrey und Roland, die beiden einstigen Stallmeister von Waringham, sich um einen offenbar

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