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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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den Kopf. »Zum Hafen und ab aufs Schiff mit Euch.«
    Das war ein unerwarteter Schlag. Julian sagte nichts mehr und ritt flankiert von zweien seiner Bewacher in westlicher Richtung. Unterwegs trafen sie auf weitere Patrouillen des Schatzmeisters. Sobald die Männer sahen, dass ihr Auftrag erledigt war, schlossen sie sich ihnen an, sodass Julians Eskorte bald auf dreißig angeschwollen war. Ungefähr die Hälfte, schloss er. Er konnte nur beten, dass die übrigen Bretonen, die noch durch den Wald streiften, Richmond ebenso wenig von Angesicht kannten und ihn ohne sein Wappen nicht erkennen würden, selbst wenn sie ihn fanden.
     
    Eine englische Karacke erwartete sie im unweit von Vannes gelegenen Hafen, die Trinity . Am Kai befahl der Graubart Julian abzusitzen und fesselte ihm die Hände auf den Rücken, ehe er ihn über die Laufplanke an Bord führte.
    Der Kommandant der Trinity erwartete sie mit grimmiger Miene. Julian war geneigt, seinen Augen zu misstrauen: Es war sein Schwager Ralph Hastings.
    »Hier bringe ich Euch den Gefangenen, Monseigneur«, sagte der Graubart und machte einen höflichen Diener.
    »Ich versteh kein Wort, Freundchen«, knurrte Hastings, sah Julian kurz in die Augen und wandte den Blick sogleich wieder ab. Seit ihrer letzten, nicht sonderlich glücklichen Begegnung auf dem englischen Kanal vor über einem Jahr war Sir Ralph merklich dünner geworden. Er wirkte hager, geradezu verhärmt. Offenbar kam er nur schwer darüber hinweg, wie das Haus York seinem Bruder ein Leben aufopferungsvoller Treue gedankt hatte. Und das war kein Wunder.
    »Sie halten mich für Richmond, Schwager«, erklärte Julian mit einem Lächeln, das verwegener wirkte, als ihm zumute war. »Es bleibt Euch überlassen, ob Ihr den Schwindel auffliegen lassen wollt. Mir ist es gleich. Jetzt erwischen sie ihn vermutlich ohnehin nicht mehr.«
    Der Graubart sah fragend von Sir Ralph zu Julian und wieder zurück. »Was ist nun?«, fragte er. »Können wir abziehen?«
    Höflich übersetzte Julian die Frage.
    Sir Ralph speiste die Bretonen mit einem Wink ab, als wolle er sie von Bord scheuchen.
    Ein wenig eingeschnappt rückte der Graubart ab. Kein guter Tag für die englisch-bretonischen Beziehungen, schloss Julian.
    Sein Schwager wartete, bis die fremden Soldaten von seinem Schiff verschwunden waren, dann stemmte er die Hände in die Seiten. »Und könnt Ihr mir vielleicht sagen, was ich jetzt mit Euch anfangen soll, Waringham?«
    Julian hob unbehaglich die Schultern. »Ich glaube kaum, dass ich in der Lage wäre, Euch einen uneigennützigen Rat zu geben, Sir«, gestand er.
    Ralph Hastings brummte, wider Willen belustigt.
    »Ihr könnt mich zu Eurem König Richard bringen«, fuhr Julian fort. »Er wäre vermutlich enttäuscht, dass es nur ein Waringham und kein Rivale ist, den er in die Finger kriegt, aber wie ich ihn kenne, würde er sich trösten, indem er sein Mütchen an mir kühlt. Oder Ihr könntet …«
    »Verdient hättet Ihr’s«, fiel Sir Ralph ihm wütend ins Wort.
    Julian gab lieber keinen Kommentar ab. Ihm war bewusst, dass er aus yorkistischer Sicht vermutlich alles verdient hatte, was einen Mann an Unglück treffen konnte.
    »Er hat mich enteignet«, fuhr sein Schwager fort, gedämpfter, aber nicht weniger zornig als zuvor. »Um die Krone für den Verlust der St. Peter und der Soldtruhen zu entschädigen. Jetzt bin ich ein verdammter Bettelritter und auf Gedeih und Verderb seiner Gnade ausgeliefert.«
    Julians Miene wurde verschlossen. »Auf mein Mitgefühl müsst Ihr verzichten, Sir. Denn Ihr selbst tragt die Schuld an Eurem Schicksal, wenn Ihr den Mann Euren König nennt, der Euren Bruder und zwei unschuldige Knaben auf dem Gewissen hat.«
    »Und was sonst bleibt mir zu tun übrig?«, entgegnete Sir Ralph und machte einen Schritt auf ihn zu. »Mit Frau und vier Kindern in England? Jetzt hungern sie nur. Wenn ich überlaufe, sterben sie.«
    »Sagt mir, wo ich sie finde«, gab Julian zurück. »Dann hole ich sie und bring sie nach Wales, ich schwör’s. Ich kann heute Abend mit der Flut auslaufen. Sie werden aus England verschwunden und in Sicherheit sein, ehe Richard merkt, dass Ihr Euch uns angeschlossen habt.«
    Ralph Hastings’ Miene verriet seine Zerrissenheit. »Aber ich kann doch nicht Lancastrianer werden«, brachte er verzweifelt hervor. »Mein Bruder würde aus dem Grab aufstehen und mich heimsuchen.«
    »Das halte ich für unwahrscheinlich«, widersprach Julian. »Euer Bruder hat mit seiner Rebellion

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