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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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vorgeschlagen, Euch und Eure Schwester nach Waringham zu begleiten.«
    Julian war überwältigt. Im ersten Moment fand er keine Worte, und Jasper Tudor missverstand sein Schweigen. »Du solltest nicht lange zögern«, drängte er leise. »Allein auf der Straße seid ihr zu verwundbar.«
    »Ich weiß.« Julian stieß hörbar die Luft aus. Erst jetzt merkte er, wie groß seine Furcht gewesen war, und eine enorme Last glitt von seinen Schultern. »Ich bin Euch sehr dankbar, Gentlemen.«
    Lucas Durham zeigte ein schelmisches Lächeln. »Es ist kein gar zu großes Opfer, wisst Ihr. Wir alle haben Eure Schwester hier in den letzten Wochen gelegentlich gesehen.«
    Es gab Gelächter, in das auch Julian mit einstimmte, doch gleichzeitig zeigte er ihnen die geballte Faust: »Finger weg.«
    Algernon klopfte ihm grinsend die Schulter. »Lasst uns gehen, Vetter. Wir wollen die liebreizende Lady Blanche nicht länger als nötig warten lassen.«

Waringham, September 1455
    »… ihn lieben und ehren, ihm gehorchen und angehören, in Gesundheit und Krankheit, in Armut und in Reichtum, in guten wie in schlechten Tagen, bis dass der Tod euch scheidet?«, fragte Vater Michael.
    Nicht zwingend, aber mir soll’s recht sein , dachte Blanche. »Ich will, Vater.«
    »Und wollt Ihr, Thomas Devereux of Lydminster, diese Jungfrau zu Eurem angetrauten Weibe nehmen, sie lieben und ehren, in Gesundheit und Krankheit, in Armut und in Reichtum, in guten wie in schlechten Tagen, bis dass der Tod euch scheidet?«
    »Ich will.«
    »So erkläre ich Euch hiermit im Angesicht Gottes zu Mann und Weib.«
    Der Ring, den Devereux Vater Michael reichte, war ein aufwändig ziselierter Goldreif, in welchen ein rund geschliffener Rubin eingesetzt war. Blanche unterdrückte mit Mühe ein Jauchzen und verdrehte die Augen nach links, so weit es möglich war, um einen verstohlenen Blick mit ihrem Bruder tauschen zu können. Hatte er Devereux bei der Auswahl tatsächlich beraten, oder hatte ihr Gemahl ohne Hilfe exakt ihren Geschmack getroffen? Sie beschloss, Julian nicht danach zu fragen, lieber Letzteres zu glauben und als gutes Omen zu werten.
    Vater Michael segnete den Ring, und nachdem Devereux ihn seiner Braut an den Ringfinger der Linken gesteckt hatte, sprach der Priester die lateinischen Worte und schlug das Kreuzzeichen über ihnen.
    Thomas Devereux nahm seine Braut bei den Händen und blickte ihr lächelnd in die Augen. Blanche sah sein Gesicht näher kommen. Im letzten Moment verließ sie der Mut, und sie schloss die Lider. Seine Lippen waren rau und kühl auf ihren. Männlich. Als seine Zunge sich vorwagte, öffnete Blanche die Lippen ein wenig, und plötzlich schlang er die Arme um sie und presste sie an sich.
    »Ich würde sagen, das reicht, mein Sohn«, mahnte Vater Michael trocken, und hier und da gab es Gelächter. Es war nur eine sehr kleine Hochzeitsgesellschaft: Braut und Bräutigam, Julian mit seinen drei neuen Freunden, Lady Juliana und Berit Wheeler aus dem Dorf, die Blanches und Julians Amme gewesen war und sich anlässlich der Hochzeit ihres kleinen Lieblings die Augen aus dem Kopf heulte. Geoffrey der Stallmeister hatte die Einladung ausgeschlagen und war geflüchtet. Angeblich hatte er dringende Geschäfte in Canterbury zu erledigen.
    Vater Michael führte das Brautpaar und die kleine Gemeinde in die Burgkapelle, aber Blanche konnte der Messe kaumfolgen. Sie fühlte sich immer noch ein wenig betäubt von der schwindelerregenden Plötzlichkeit, mit der sie verheiratet worden war.
    Eine Woche, nachdem sie mit Julian nach Hause gekommen war, hatte ein königlicher Bote ihrem Bruder und ihrer Mutter einen Brief gebracht: Henry, von Gottes Gnaden König von England und Frankreich, an Unseren Vasallen Julian, Earl of Waringham, und Lady Juliana of Wolvesey, Grüße! Wir sind hocherfreut, Euch mitzuteilen, dass die Verhandlungen mit Sir Thomas Devereux bezüglich seiner Eheschließung mit Lady Blanche of Waringham zu einem erfolgreichen Abschluss gekommen sind. In Unserer Eigenschaft als Vormund der Braut betrachten Wir es als Unser Privileg, die Mitgift von fünfhundert Pfund zu tragen. Unsere gelehrten Ratgeber haben das Namensfest der heiligen Eugenia als geeigneten, segensreichen Hochzeitstag ermittelt, sodass Wir vorschlagen …
    »Wann ist das?«, hatte Blanche gefragt.
    »Der elfte September, du ungebildetes Heidenkind«, hatte ihre Mutter erwidert, aber ihr Tadel klang zerstreut, denn sie studierte den Pergamentbogen in ihrer

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