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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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mitbringen können wie Kanonen,doch ihre Truppenstärke machte sie gefährlich. Im Wald, der die umliegenden Hügel bedeckte, schlugen sie Holz und bauten lange Belagerungsleitern. Die Angriffe waren gut koordiniert, und so viele Leitern wurden gleichzeitig angestellt, dass die Verteidiger kaum genügend Hände hatten, um sie wieder umzustoßen. Aber die größte Gefahr stellte der Rammbock dar. Am Abend des vierten Tages war das Fallgitter geborsten, und im letzten Tageslicht hatten die Angreifer dem Haupttor schon beträchtlichen Schaden zugefügt. Edmund, Julian und seine drei Ritter waren zwei Stunden vor Sonnenaufgang aus der Burg geschlichen, hatten die feindlichen Wachen niedergemacht, den Rammbock mit Lampenöl übergossen und angezündet. Augenblicklich war das ganze Lager auf den Beinen gewesen, und der kleine Ausfalltrupp hatte es nur mit Mühe zurück hinter die sicheren Mauern geschafft. Der Rammbock bestand aus einem alten Eichenstamm, der munter brannte. Ehe das Feuer gelöscht werden konnte, war der Stamm unbrauchbar. Die eiserne Ramme hingegen war unversehrt, und es war nur eine Frage der Zeit, bis der Stamm ersetzt würde. Julian wusste, sie waren in Bedrängnis.
     
    Doch weder der Rammbock noch der Hunger besiegelten ihre Niederlage, sondern die tückischste und abscheulichste aller Waffen.
    »Verrat! Auf, Männer, zu den Waffen! Verrat! Wir sind …« Der Ruf endete in einem gellenden Schrei.
    Julian fuhr aus dem Schlaf auf. »Was ist passiert?«, keuchte er.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Algernon. Er klang ganz ruhig. »Beeil dich. Hier.« Er drückte Julian sein Schwert in die Finger. »Nun seht euch das an, Harley pennt mal wieder wie ein Toter. Ich vergess einfach ständig, dass der Kerl nichts hört …« Aber noch ehe er ihn wachrütteln konnte, wachte Frederic von selbst auf und sprang auf die Füße, so als verfüge er über einen inneren Alarmmechanismus, der ihm das fehlende Gehör ersetzte. Er wechselte einen Blick mit Algernon und griff nach seinen Waffen.
    Lucas stand am Fenster und schaute in den Burghof hinaus. »Das Tor ist gefallen«, berichtete er über die Schulter. »Irgendwer hat sie reingelassen, Gott verflucht! Jetzt wimmelt es da unten wie in einem Ameisennest.«
    Die Knappen, die im Vorraum zu dem komfortablen Quartier im Bodenstroh schliefen, waren ebenfalls aufgewacht. Mit blassen, verschreckten Mienen kamen sie hereingestürzt und halfen ihren Herrn schweigend in die Rüstungen. Sie waren schnell und konzentriert, trotz ihrer Angst.
    Julian legte seinem Neffen kurz die Hand auf die Schulter. »Gut gemacht, Alexander. Bleibt hier und rührt euch nicht von der Stelle. Und habt keine Furcht. Niemand wird euch etwas tun.«
    »Ja, aber was ist mit Euch, Sir?«, entgegnete Alexander ängstlich.
    Gute Frage, dachte Julian, aber es war ihm zu heikel, sich damit zu befassen. Er hatte genug Schauergeschichten von jungen Rittern gehört, die bei ihrer ersten Bewährungsprobe die Nerven verloren, sich irgendwo verkrochen und rettungslos entehrt hatten. Und die Lage war verzweifelt genug, um ihn in Versuchung zu führen. Edmund Tudor hatte nicht einmal dreihundert Mann auf Carmarthen. Sie waren hoffnungslos unterlegen. Jetzt wird sich zeigen, was Warwicks Ausbildung wert war, fuhr es Julian durch den Kopf. Er stülpte den Helm über und folgte seinen drei Rittern eilig zur Treppe.
     
    Im Burghof herrschte dichtes Kampfgetümmel. Julian blieb kaum Zeit, sich einen Überblick zu verschaffen, schon stellte sich ihm ein vierschrötiger Mann in einer altmodischen Rüstung in den Weg. Julian hatte das Waringham-Schwert bereits in der Hand und hob es gerade noch rechtzeitig. Die Klinge seines Gegners krachte darauf nieder. Julian lenkte den Hieb geschickt nach unten ab, aber er spürte den Schlag bis in die Schulter. Konzentrier dich, schärfte er sich ein, und beweg die Füße. Er umrundete den Feind behände und griff ihn auf der schwachen linken Seite an. Er vergaß das Hauenund Stechen um sich herum, hörte die Schreie nicht, sah auch die Waffenschmiede zu seiner Rechten nicht in Flammen aufgehen. Er hatte nur Augen für seinen Widersacher. Nach drei oder vier Streichen hatte er den Zweikampf unter seine Kontrolle gebracht, drängte den anderen zurück, bis der beinah mit dem Rücken gegen die brennende Schmiede stieß. Julian sah ihn mit der Linken den Dolch aus der Scheide reißen, trat ihn ihm aus der Hand, und als der Mann seitwärts taumelte, stieß er ihm das Schwert in

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