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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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machen. Ihr verschwindet. Packt Euch, eh ich Euch Beine mache.«
    Ratlos schauten die drei Ritter zu Julian. Der nickte ihnen zu – gefasster, als ihm zumute war. »Reitet nach Waringham. Vergesst Alexander nicht.«

Lydminster, September 1456
    »Oh, Lady Blanche, Ihr habt schon wieder die schweren Eimer getragen! Warum habt Ihr nicht gerufen?«
    »Sei nicht albern, Gail. Ich bin nicht aus Schilf gemacht, weißt du.« Blanche stellte die beiden vollen Milcheimer auf den festgestampften Boden der Molkerei, fuhr sich mit dem Unterarm über die Stirn und drückte verstohlen die andere Hand in den Rücken. Es stimmte, die Arbeit machte ihr nichts aus. Sie hatte zu Hause in Waringham auf dem Gestüt mit angepackt, wann immer man sie gelassen hatte, und unter den anliegenden Ärmeln ihres Kleides zeichneten sich deutlich die Muskeln ihrer Oberarme ab. Aber vom Melken bekam man einen krummen Rücken, hatte sie gelernt. Wie sie überhaupt viele Dinge gelernt hatte im Laufe des letzten Jahres.
    Sie schüttete den Inhalt eines Eimers in eine Milchkanne, den zweiten in einen hölzernen Bottich, wo die Milch säuern sollte, ehe sie zu Quark verarbeitet wurde.
    »Bist du fertig mit dem Buttern?«, fragte sie die Magd.
    Die kleine Gail riss erschrocken die Augen auf. »Buttern? Aber Ihr habt gesagt, ich soll heute Morgen zuerst den Käse rühren und …«
    Blanche rang um Geduld. »Nein, Gail, erst die Butter. Beeil dich, sonst wird uns die Sahne schlecht bei der Schwüle. Und du weißt ja, wie Sir Thomas über Verschwendung denkt.«
    Gail machte sich schleunigst an die Arbeit. Blanche nahm die Milchkanne und trug sie zum Gutshaus hinüber. Auf dem Weg sah sie sich um. Tau lag auf den Obstwiesen, und Schafe weideten auf den abgeernteten Feldern. Die Sonne stand noch tief im Osten und übergoss das hügelige Land mit zartrosa Morgenlicht. Blanche spürte, wie ihr das Herz aufging. Lydminster Manor war ein wunderschönes Gut – in dem Punkt hatte Thomas Devereux nicht gelogen.
    Sie beschleunigte ihre Schritte, wechselte die Milchkanne von der linken in die rechte Hand und stieß die Tür zum Haus auf. Eine weiße Katze lag wie ein Fußabtreter genau davor undräkelte sich gähnend in der Sonne. »Komm mit hinein, Daisy, dann gibt’s eine Schale Milch.«
    Das ließ Daisy sich nicht zweimal sagen. Scheinbar träge, in Wahrheit aber gierig folgte sie Blanche den kurzen, dunklen Flur entlang in die geräumige Küche.
    »Morgen, Mary«, grüßte Blanche.
    »Madam.«
    »Ist die Grütze fertig?«
    »Gleich.« Mary, die dienstältere der beiden Mägde, die sich nur unwillig an die neue Herrin im Haus gewöhnt hatte, rührte ohne Hast in einem mittelgroßen Topf über dem Feuer.
    Blanche stellte die Milchkanne ab, füllte einen Krug für den Frühstückstisch und wie versprochen eine kleine Schale für Daisy. Kaum hatte sie sie auf den Boden gestellt, drängelte die fette Katze sie förmlich beiseite und begann zu schlecken. Blanche fuhr ihr lachend übers seidige Fell.
    »Es ist nicht recht, dass Ihr sie so verhätschelt«, brummte Mary.
    »Ja, ich weiß, wie du darüber denkst«, erwiderte Blanche kurz angebunden. Sie hatte es schon lange aufgegeben, Marys Freundschaft gewinnen zu wollen, und sie als hoffnungslosen Fall abgetan. Heute war ein guter Tag, ein herrlicher Morgen, und sie gedachte nicht, sich von der Verdrießlichkeit der Alten die Laune verderben zu lassen.
    »Bring die Grütze herein, sobald sie fertig ist«, befahl sie, legte einen Laib Roggenbrot auf ein Brett und trug es mitsamt Milchkrug und Buttertopf in die Halle hinüber.
    Thomas Devereux und drei kleine Kopien von Thomas Devereux saßen schweigend am Tisch, die Hände gefaltet, die Köpfe gesenkt.
    Blanche stellte Brot und Milch ab, setzte sich auf ihren Platz und tat es ihnen gleich. Als sie saß, sprach ihr Gemahl ein kurzes Gebet. Sie bekreuzigten sich, und Blanche griff nach Brot und Messer. Sie ritzte zur Ehre Gottes ein Kreuz in die Brotrinde, schnitt dann fünf dicke Scheiben ab und bestrich sie reichlich mit Butter. Die Devereux frühstückten gern ordentlich.
    Sie reichte ihrem Mann die erste Scheibe. »Sir.«
    »Danke.«
    »Malachy.«
    »Danke, Mutter.«
    »Richard.«
    »Danke, Mutter.«
    »Und mein kleiner Liebling, Andrew.«
    »Danke, Mutter.« Er als Einziger sah sie an und schenkte ihr ein Lächeln mit einer wunderschönen Zahnlücke. Sie zwinkerte ihm zu.
    Keinen Ton hatte Thomas ihr von seinen Söhnen gesagt, ehe sie nach Lydminster gekommen waren.

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