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Das Spiel der Nachtigall

Das Spiel der Nachtigall

Titel: Das Spiel der Nachtigall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Dombaus und seines wahrlich aufwendigen Haushalts bei den Kaufleuten der Stadt verschuldet war. Ganz falsch war seine Überlegung auch nicht, denn wie sich herausstellte, wollte Adolf von Altena in der Tat Geld von ihm. Doch er bot keine geringe Gegenleistung an. Gegen 1700 Mark Silber, so ließ er Berthold wissen, würde er sicherstellen, »dass der Herzog von Zähringen von den deutschen Fürsten in Köln zum König gewählt werden wird«, die sich dort baldmöglichst auf Adolfs Einladung hin versammeln sollten.
    »Es ist eine Ungeheuerlichkeit«, sagte Berthold zu Adalbert von Dagsburg, einem seiner wichtigsten Getreuen, ganz und gar nicht beruhigt durch die sanften Töne, die einer der Sänger im Palas von sich gab, während getafelt wurde.
    »Aber Euer Gnaden, welche höhere Ehre könnte es geben, als für würdig des Thrones von Karl dem Großen befunden zu werden?«
    »Nun, so wie sich das angehört hat, werde ich vor allem für würdig befunden, die Schulden des Erzbischofs zu begleichen. Und wenn die anderen Fürsten hören, was der gute Adolf für seine Stimme bei der Wahl bekommen hat, werden sie auch so viel Silber haben wollen, ehe sie sich bequemen, mich für würdig zu befinden. Dadurch würde ich den Säckel meines Herzogtums völlig leeren, und für was? Im Gegensatz zu Adolf bin ich nicht mit Gedächtnislücken geschlagen: Wir haben bereits einen gewählten König. Wenn jetzt der Treueid von Frankfurt nicht mehr gilt, wer sagt mir dann, dass der auf mich zukünftig Bestand hat? Und erwartet der Erzbischof wirklich, dass die Staufer zu mir als König ja und amen sagen?«
    »Mit Verlaub, Euer Gnaden, was soll ihnen denn anderes übrigbleiben, wenn Ihr tatsächlich gewählt werdet? Der Junge ist nie gekrönt worden. Gekrönt wird ein König in Aachen, vom Erzbischof von Köln. Wenn der auf Eurer Seite steht …«
    »Ihr seid ein Elsässer, Ihr versteht das nicht. Ich kenne meine Schwaben. Was die einmal in Händen haben, geben sie nicht freiwillig wieder her, wenn es die deutsche Krone ist, dann erst recht nicht, und die Staufer sind schwäbischer als alle anderen. Nein, so einem angebotenen Gaul muss man wahrlich ins Maul schauen, ehe man ihn kauft. Das Schlimmste ist, dass es mir auch Ärger bringen wird, wenn ich ablehne. Dann grollt mir Erzbischof Adolf, und Philipp wird mich trotzdem für einen gefährlichen Rivalen halten, den er loswerden muss.«
    »Ich dachte, Philipp ist tot, von den Welschen in Montefiascone erledigt.«
    »Gerüchte sind wie Küsse, Adalbert«, gab Berthold zurück. »Nett, aber Kinder kriegt man von ihnen nicht. Ich habe sichere Nachricht aus Augsburg, dass Philipp dort gesehen wurde. Inzwischen dürfte er bald wieder in Hagenau sein.«
    »Und wenn schon!«, konterte Graf Adalbert stürmisch. »Euer Gnaden, Ihr seid ein besserer Mann als alle Staufer, und ich spreche nicht nur aus Zuneigung zu Euch, sondern aus Erfahrung mit Philipps älteren Brüdern. Ihr habt es verdient, König zu sein; gerade Euer Zögern beweist es. Gewiss werden es die anderen Fürsten genauso sehen.«
    »Wenn ich jedem von ihnen 1700 Mark in Silber gebe, werden sie das gewiss«, sagte Berthold säuerlich. »Doch dann kann ich die Reichsinsignien verhökern, um meine Krönung zu bezahlen, die mich bestimmt weitere 4000 Mark in Silber kostet, weil ich dafür dann nämlich kein Geld mehr haben werde.« Er fragte sich, ob er anders empfände, wenn ihm der Erzbischof von Köln die Krone ohne Wenn und Aber angetragen hätte, statt schamlos einen Kaufpreis zu nennen, und musste zugeben, dass dem vermutlich so gewesen wäre. Schließlich hörte man nicht aller Tage, dass man für würdig befunden wurde, das Heilige Römische Reich zu regieren. Für einen Augenblick überließ er sich der Vorstellung von Berthold dem Ersten, König der Deutschen und danach bald auch Kaiser, wie es für die deutschen Könige üblich war, nachdem sich der Papst mit der Kirche unter ihren Schutz gestellt hatte. Schutzpatron der Christenheit, was für ein Titel! Schließlich hatte er sich mit der Kirche immer gut gestellt; der Papst, der Einzige, der einen Kaiser krönen durfte, hatte keinen Grund, ihn abzulehnen.
    Wenn der Erzbischof von Köln schon 1700 Mark in Silber haben wollte, was würde dann aber der Papst verlangen? Karl der Große hatte sich gewiss nicht mit solchen demütigenden Geschäften herumschlagen müssen. Der nicht!
    Berthold liebte sein Herzogtum, das unter seiner Herrschaft gedieh. Er liebte auch die

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