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Das Spiel der Nachtigall

Das Spiel der Nachtigall

Titel: Das Spiel der Nachtigall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Regentschaft über das Reichslehen Burgund und wollte, dass es genauso erblich wurde wie Zähringen, statt von jeder neuen Generation vom Kaiser gefordert werden zu müssen. Das alles hieß jedoch nicht, dass er selbst der Kaiser sein wollte, der einem anderen Fürsten sein Zähringen und sein Burgund übergab. Sein dann völlig verarmtes und ausgeblutetes Zähringen. Zum Teufel mit Adolf von Altena, dachte Berthold aufgebracht . Er hätte sich keine bessere Art und Weise wählen können, um mein Leben zu ruinieren!
    Er war immer noch schlecht gelaunt und unschlüssig, was um alles in der Welt er tun sollte, als er sich für die Nacht zurückzog. Sein Knappe teilte ihm mit, dass einer der Sänger ihm noch seine Aufwartung machen wolle.
    »Kann er sich nicht an den Haushofmeister wenden?«, knurrte Berthold.
    »Herr Walther meint, er wolle sich persönlich bei Euch dafür entschuldigen, nun doch nicht bis zum Weihnachtsfest bleiben zu können, da dringende Geschäfte ihn nach Köln riefen.«
    »Nach Köln?«, wiederholte Berthold verblüfft. Eine steile Falte grub sich zwischen seine Brauen. Das konnte kein Zufall sein. Er gab Erlaubnis, Herrn Walther in sein Gemach zu führen, und befahl dem Knappen, zu verschwinden.
    »So«, sagte er, »Ihr wollt also nach Köln ziehen, um Euer Glück beim Erzbischof zu suchen? Der gilt aber ganz und gar nicht als großzügiger Gönner von Sängern, Herr Walther.«
    »Das glaube ich gerne«, gab der junge Mann mit unbekümmerter Gelassenheit zurück, »und deswegen ist Köln auch nicht mein Ziel. Es kam mir nur darauf an, allein mit Euer Gnaden zu sprechen, denn ich glaube, ich habe eine Lösung für etwas, das Euch auf dem Herzen liegt.«
    »Für so eine Anmaßung verdient Ihr es eigentlich, hinausgeworfen zu werden.«
    »Nun, wie Ihr wisst, hatte ich ohnehin vor zu gehen, doch es ist keine Anmaßung, die Wahrheit zu sagen. Wenn Euch meine Lösung nicht gefällt, dann könnt Ihr mich immer noch von Euren Leuten hinausprügeln lassen.«
    Ganz offenbar hatte der Sänger heute nicht nur Töne von sich gegeben, sondern auch gelauscht. Zum ersten Mal fragte sich Berthold unbehaglich, ob Spielleute und Gaukler immer dergleichen taten. Sie waren bisher stets nur dazu da gewesen, sein Leben zu verschönern, und es gefiel ihm nicht, sie sich mit großen Ohren und eigenen Zielen vorzustellen.
    »Ich werde Euch kein Geld geben, nur, damit Ihr nichts über die Botschaft des Erzbischofs von Köln herumplappert«, sagte er warnend.
    Walther breitete die Arme aus. »Euer Gnaden, ich bin Sänger. Ich möchte nie dafür bezahlt werden wollen, dass ich schweige, sondern nur für die Kunst des Singens – und des Redens.«
    Berthold knetete seine Unterlippe. »Nun gut«, sagte er widerwillig, weil ihm nichts einfiel, auf was Herr Walther hinauswollen könnte. Unbefriedigte Neugier war ein so unangenehmes Gefühl. »Sprecht also.«
    »Wenn ich durch einen Wald gehe und mich springt links ein Räuber an, der Geld von mir will, während rechts mein Heim liegt, das überfallen werden könnte, wenn ich dem Räuber nicht gebe, was er will, dann bin ich ein armer Tropf. Aber was, wenn ich stattdessen zum Hauptmann der Stadtwache gehe und mir Geld dafür geben lasse, dass ich in meinem Heim bleibe, und vielleicht auch etwas Holz bekomme für Balken, um meine Tür gegen Räuber zu verbarrikadieren? Dann bin ich ein Glückspilz.«
    Gleichnisse waren nie Bertholds Stärke gewesen, wenn er Predigten in der Kirche hörte, doch hier brauchte es nicht viel, den Sinn von Walthers Worten zu verstehen, und was er hörte, ließ seine Kopfschmerzen auf wundersame Weise verklingen.
    »Ihr meint also …«
    »Herzog Philipp hat gerade das Vermögen der Staufer geerbt, gemeinsam mit der Last des Regierens. Ich bin sicher, er würde sich milde für die Treue von Euer Gnaden zeigen, ein Angebot wie das des Erzbischofs von Köln nicht anzunehmen.«
    Bei Gott, dachte Berthold, diese Art und Weise, die Dinge zu sehen, gefällt mir ausgesprochen gut. Natürlich war noch ein Beigeschmack von Handel dabei; ein wahrer Edelmann wie er wäre nicht auf so einen Gedanken gekommen, aber Adolf und Philipp gegeneinander auszuspielen, sein schönes Herzogtum zu behalten und noch dazu dafür Geld einzustreichen, dass er stillhielt, nun, das war fast so gut wie der Stein der Weisen. Er stellte sich das lange Gesicht des Erzbischofs vor, wenn der erfuhr, wie er mit seinem Angebot Berthold zwar nicht zu einer Krone, dafür aber zu mehr Geld

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