Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)
seiner, wurde ich enttäuscht.
»Wenn er noch lebte, gäbe es für uns keinen Grund, mit Ihnen über ihn reden zu wollen.«
»Fragen Sie Ulrich Hoechstetter und seine Söhne.«
»Wir fragen Sie.«
»Ich sag dir was ...«, begann Gregor.
»Wozu? Der Mann war nicht Angestellter des Hauses Fugger.«
»Weshalb nicht? War er nicht tüchtig?«
Fugger schien einen Augenblick aus dem Gleichgewicht gebracht. Dann lächelte er. »Wer sind Sie eigentlich?«
»Ich bin sein Assistent«, sagte ich und deutete auf Gregor, bevor dieser antworten konnte. Fugger musterte den Burggrafen aufs Neue.
»Sie machen das sehr geschickt, questor.«
Gregors Zorn war zu groß, als dass er den Ball aufgefangen hätte. »Zum Henker«, polterte er, »wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Das werden Sie noch bereuen, Herr Fugger. Ich bin der Burggraf, nicht irgendeiner von Ihren Lohnsklaven.«
Fugger zuckte zurück. »Ich dulde es nicht, dass im Hause Fugger jemand die Stimme gegen mich erhebt«, rief er. »Nehmen Sie sich zusammen oder verlassen Sie das Haus.«
»Glauben Sie vielleicht, ich lasse mir von Ihnen die Tür weisen?«
»Das glaube ich nicht nur, da bin ich mir ganz sicher!«
»Ich untersuche einen Mordfall! Sie stehen mir Rede und Antwort, oder ich lasse Sie festnehmen!«
»Denken Sie im Ernst, jemand aus dem Haus Fugger hatdieses Reptil auf dem Gewissen?« Fugger stutzte plötzlich und kniff dann verärgert die Augen zusammen. Er ballte die Fäuste. »So ist das, ich verstehe. Sie wollten mir nur entlocken, wie ich über Stinglhammer ..., und ich bin auch noch drauf reingefallen!«
Gregor verpasste seine zweite Chance, obwohl ich versuchte, ihm mit Blicken ein Signal zu geben. Er hatte dem jungen Fugger gar nicht zugehört; er hatte nur Atem geholt.
»Georg Hoechstetter hat mir die Klärung des Falls übertragen, und ich fordere Sie kraft meines Amtes als Burggraf des Bischofs Johann auf, mich zu unterstützen, oder ich werde dafür sorgen ...«
»Sie haben Stinglhammer ein Reptil genannt«, unterbrach ich Gregors Tirade. Fugger machte ein verdrossenes Gesicht. Gregor sprang auf und fuhr herum.
»Verdammt noch mal«, brüllte er, »ich rede jetzt! Wenn du was zu sagen hast, warum hast du heute Vormittag die Zeit dazu nicht genutzt? Unterbrich mich nicht noch mal!«
Ich bemühte mich, nicht ärgerlich zu werden. »Beruhig dich, Gregor, und denk mal einen Moment nach ...«
»Ich brauche mich nicht zu beruhigen! Ich brauche nicht nachzudenken! Ich bin der Einzige hier, der überhaupt über etwas nachdenkt! Ihr glaubt beide, ihr könnt euch über mich lustig machen, aber ich werde euch schon zeigen, wer hier was zu sagen hat. Das ist meine Ermittlung, und es ist mein Mordfall, und ich lasse nicht zu, dass ein aufgeblasener ...«, er keuchte plötzlich und presste beide Hände vor den Bauch.
»Was ist los?«
Gregor richtete sich auf und atmete ein. Er schloss kurz die Augen. Sein Gesicht war blasser geworden.
»Da«, sagte er, »das habt ihr davon. Es reicht. Das muss ich mir nicht gefallen lassen. Peter, sag, was du zu sagen hast, und dann komm. Ich warte draußen auf dich.«
Er stakste langsam hinaus, wie ein Mann, der über Scherben geht, die Faust immer noch auf seinen Bauch gepresst. Wir hörten ihn schmerzhaft ächzen, als er die Tür öffnete und sichhindurchschob. Fuggers Blick begegnete dem meinen, als wir uns wieder umwandten. Er schien einen Kommentar von mir zu erwarten.
»Wären Sie überrascht zu hören, dass im Haus Hoechstetter heute Morgen Stinglhammers sämtliche Unterlagen zusammengerafft wurden?«, fragte ich stattdessen, und Fugger seufzte.
»Sie können sich denken, dass diese Papiere soeben verbrannt werden?«, fragte er zurück.
Ich nickte.
Fugger seufzte nochmals.
»Also gut«, sagte er.
Gregor wartete in der Tat draußen auf mich, was mich noch mehr überraschte, als ihn in Fuggers Arbeitsstube angetroffen zu haben. Er hielt sich an seinem Pferd fest und sah mir düster entgegen.
»Verdammt, Peter, du bist genauso wie die anderen. Du lässt mich im Stich. Von dir hätte ich das nicht erwartet.«
Gregors Gesicht sah krank und grünlich aus. Er kniff die Augen noch mehr als sonst zusammen, vielleicht, weil sein Augenlicht an diesem Tag besonders schwach war, vielleicht, weil sein Gedärm ihm Schmerzen bereitete.
»Geht's wieder?«, fragte ich und zeigte auf seine Mitte. Er rieb unwillkürlich mit der Hand darüber.
»Manchmal ist es wie ein Messer, das in die Eingeweide fährt. Am
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