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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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heftigsten spüre ich es, wenn ich merke, dass ich hintergangen werde ...«
    »Hast du's schon mal mit rohem Lauch versucht? Bei mir wirkt das Wunder.«
    Er hörte auf, sich den Bauch zu massieren. »Nimmst du mich jetzt auch noch auf den Arm? Du warst mal der Fels, auf den man sich stützen konnte. Nicht umsonst haben wir alle dich Petrus genannt.«
    »Nur du hast mich so genannt«, erklärte ich. »Und ich habe nie das Gefühl gehabt, dass ich diesen Namen verdiene – weder im Guten noch im Schlechten.«
    »Peter, was du dir heute geleistet hast, das tut man seinem Freund nicht an.«
    Ich breitete die Arme aus. »Hör mit dem Selbstmitleid auf, tu mir den Gefallen«, sagte ich. »Du wirst sehen, es ist völlig unangebracht.«
    »Wo warst du dann bis eben, zum Teufel?«, rief Gregor. »Ich habe dich überall gesucht. Man rennt mir die Tür ein mit questor dies und questor das, und mein Gehilfe verlustiert sich irgendwo.« Ein junger Mann in schlichter Kleidung blieb bei uns stehen und starrte das schimmernde Fell des Pferdes voller Bewunderung an. Gregor ging sofort auf ihn los. »Was gibt's zu glotzen, Herrgott noch mal?« Für einen Mann der Kirche führte er den Namen des Herrn recht freizügig im Mund, wenn er erregt war; doch war mir das von früher vertraut. Nur Bischof Peter hatte seinerzeit mit noch größerer Begeisterung geflucht.
    Der junge Mann zog ein Gesicht und ging weiter. Ich hörte ihn ein Schimpfwort murmeln. Gregor fuhr herum, verzichtete dann jedoch glücklicherweise darauf, dem jungen Mann hinterher zu brüllen. Ich war erleichtert.
    »Hast du gewusst, dass Dädalus vollkommen pleite war, weil er Hals über Kopf aus Bologna abhauen musste, damit ihn die Leute von Lorenzo de' Medici nicht erwischten und ihm die Gurgel durchschnitten?«
    Gregor blinzelte irritiert.
    »Um deine Frage, wie ich darauf komme, vorwegzunehmen: Ich kann zwei und zwei zusammenzählen. Du hast nicht gefragt, was ich getan habe, bevor ich nach Augsburg kam, und ich habe es dir nicht gesagt. Jedenfalls war ich während des Pazzi-Aufstands in Florenz und habe gemeinsam mit meiner Gefährtin versucht, am Leben zu bleiben.«
    »Daher wusstest du so gut Bescheid, als Fugger darüber sprach. Es wäre deine Pflicht gewesen, mir alles zu berichten.«
    Ich winkte ab. »Hast du weiterhin gewusst, dass das Einzige, was Ulrich Hoechstetter für Dädalus zu tun bereit war, in dem Angebot bestand, ihm die Erzhütte bei Reutte zu übertragen?«
    »Immerhin ...«
    »Nichts immerhin. Dädalus hasste den bloßen Gedanken daran. Außerdem war das ein Versprechen auf eine Hand voll Luft; die Besitzverhältnisse sind keineswegs geklärt.«
    »Deswegen war ich doch bei Jakob Fugger, während du ...«
    »Gregor, für Jakob Fugger steht die Existenz seines ganzen Italiengeschäfts auf dem Spiel. Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass er sich da mit einer mickrigen Erzhütte in den Bergen abgibt? Oder gar einen Mord dafür begeht? Du hast dich doch hoffentlich nicht so lächerlich gemacht, ihm das vorzuwerfen, bevor ich gekommen bin?«
    »Was heißt hier lächerlich? Das musst du gerade sagen, du mit deiner plumpen Fragerei nach Stinglhammer!«
    »Es gab Dädalus und Stinglhammer, und es gab noch jemanden, der mit den beiden in Verbindung stand. Wenn mich nicht alles täuscht, ist dieser Dritte der letzte Überlebende, und ich frage mich, wie lange noch.«
    »Du hast doch gehört, Stinglhammer hatte mit den Dokumenten über die Erzhütte zu tun ...«
    »Bis vor dem Gespräch mit Fugger dachte ich, dass Dädalus und Stinglhammer und jener unbekannte Dritte etwas zusammen ausheckten, um Hoechstetter zu schaden und sich zu bereichern. Dädalus hätte zumindest Gründe gehabt.«
    Wenigstens war Gregor diesmal klug genug, richtig zuzuhören. »Warum glaubst du das jetzt nicht mehr?«
    »Ich war heute Morgen im Hause Hoechstetter. Dort beschäftigt man sich damit, Stinglhammers Unterlagen zu sichten.«
    »Das ist ganz normal, würde ich sagen. Er wird einen Nachfolger haben, und der muss sich einarbeiten.«
    »Danach werden die Dokumente verbrannt.«
    »Natürlich, sie ... was?«
    »Und damit es so wenig Zeugen dafür gibt wie möglich, hat man den Großteil der Hoechstetter'schen Dienstboten mit zu viel Geld in eine Trinkstube geschickt und dem Gröbsten unter ihnen aufgetragen, sie zu unterhalten – und aufzupassen, dass sie nicht mit irgendeinem Fremden plaudern.«
    »Wenn sie die Dokumente vernichten wollen, warum sichten sie sie dann zuerst?«

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