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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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haben, regelrecht eingehämmert. Dass er erst während des ersten Verhörs auf den Gedanken gekommen war, er könnte auchder Mörder der Zofe sein, an die der vor Trauer halb verrückte Wolfartshauser kein Wort verschwendet hatte, war für mich der beste Beweis, dass das ganze Geständnis nur der Ausfluss eines verwirrten Geistes war, der im Gefängnis seiner Angst und seines Irrglaubens um Hilfe rief.
    Es waren dramatische Ereignisse gewesen, die Legion in den Zustand versetzt hatten, in dem er sich befand, und ich war der Meinung, dass nur ein ebenso dramatisches Ereignis ihn daraus würde befreien können.
    Gregor beschäftigte sich den Rest des ersten Tages als mein Partner damit, seine Habseligkeiten in den Palast zu schaffen und den Knechten und Schreibern zu erläutern, wer er war. Ich war nicht böse darüber, so musste ich nicht erklären, warum ich ihn nicht in die Studien einbezog, die ich in den Pergamenten und Codices im Archiv des Bischofspalastes anstellte.
    Ich wartete den Einbruch der Dunkelheit ab, bevor ich in den Keller hinunterstieg. Die Wächter kannten mich; sie fragten nicht einmal nach, was ich mit dem Gefangenen vorhatte. Legion kicherte und warf Blicke um sich, auf die die Wächter mit hastigen Kreuzzeichen reagierten, war aber ansonsten friedlich und folgsam. Es kam den Wächtern nicht in den Sinn, darüber nachzudenken, ob es einen so duldsamen Dämon geben konnte. Sie prüften seine Handfesseln und erkundigten sich, ob ich wirklich nicht einen von ihnen als Begleitung zum Verhör mitnehmen wollte, und gaben ihn mir dann in treue Obhut.
    Legion fragte nicht, wohin ich ihn brachte. Auf dem Weg zur Lambertikapelle kicherte er ein paar Mal und versuchte, bösartig auszusehen. Er ließ sich widerstandslos in die Kapelle schaffen und setzte sich auf den Boden vor dem Altar. Ich sah zu den Heiligen und zum gekreuzigten Jesus auf und war auf einmal meiner Sache nicht mehr sicher. Dann bekreuzigte ich mich und schluckte und zog ein Stück Kreide aus der Tasche.
    »Was ist das?«, flüsterte Legion, als ich meine ungelenke Zeichnung vollendet hatte und zurücktrat, um ihm einen Blick darauf zu gönnen. »Nimm es weg.«
    Ich wandte mich zu ihm um und bemühte mich, so überlegen zu tun wie König Salomon, der größte Dämonenbeschwörer aller Zeiten.
    »Du weißt es selbst.«
    »Nimm es weg.« Er versuchte, mit den Füßen nach dem Trigramm zu treten, unternahm aber sonst nichts. Sein Gesicht war ängstlich verzerrt.
    Ich fragte mich, ob dies ein Zeichen war, dass ich mich auf dem richtigen Weg befand. Ob ja oder nein, ich hatte angefangen, und ich musste weitermachen. Ich zündete sämtliche Kerzen an und dazu noch die, die ich selbst mitgebracht hatte. In das Zentrum des Symbols stellte ich eine Schale mit Weihrauch und zündete ein Stück Holzkohle an. Legion begann zu wimmern und gleichzeitig zu kichern. Seine Geräusche und die Stimmung, die in der Kapelle aufkam, brachten meine Überlegenheit auf einmal ins Wanken. Ich sah zu Jesus Christus am Kreuz und war bereit, jedes Schattenspiel auf seinem Gesicht als Zeichen der Missbilligung zu deuten und als Signal dafür, dass ich aufhören sollte. Doch das leidende Gesicht des Erlösers war von mir und meinem Tun abgewandt und enthielt nicht die leiseste Botschaft.
    Die Kohle glühte nach kurzer Zeit. Ich streute die Weihrauchkörner darüber und atmete den Duft der ersten dünnen Rauchfahne ein, bevor er zu intensiv wurde. Mein Kopf wurde leicht.
    »Mach es aus«, flüsterte Legion.
    »Du da drinnen«, sagte ich und strengte mich an, spöttisch zu grinsen, »hast du Angst? Du hast Grund, denn ich werde dich austreiben bis in den tiefsten Grund der Hölle, wo du hergekommen bist, und du wirst heulend und zähneklappernd dort ankommen.«
    »Mach es aus. Nimm es weg.«
    Die Kerzenflammen ließen die Schatten unter dem Gewölbe und in den Ecken zusammenschmelzen und zucken. Der Weihrauchdunst breitete sich aus.
    »Was willst du von mir?«, winselte Legion.
    »Ich treibe dich aus und hole die Seele des Menschen, in dem du dich befindest, wieder ans Tageslicht – und mit ihr die Wahrheit.«
    »Das wagst du nicht.«
    »Oh«, sagte ich, »glaubst du? Ich habe schon angefangen.«
    Ich trat an ihn heran, und er versuchte, mich zu treten. Seine Bewegungen waren schwächlich. Ich band ihm die Oberschenkel, Knie und Fußknöchel zusammen und schleifte ihn dann ins Innere des Trigramms. Er stöhnte.
    »Nicht, nicht...«, stammelte er. »Tut es nicht. Ich will

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