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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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draußen, und wir fuhren herum. Gregor hob den Dolch. Einer der Raben war uns gefolgt und stand am Rand der Wasserpfütze. Er starrte uns an, dann senkte er den Schnabel und trank. Anschließend ordnete er sein Gefieder mit ein paar raschen Flügelschlägen und hüpfte dann wieder hinaus in die Sonne, ohne uns noch eines weiteren Blickes zu würdigen. Ich merkte, dass ich den Atem angehalten hatte.
    »Trennen wir uns?«, fragte Gregor.
    Ich schüttelte den Kopf. »Wir haben nur eine Lampe. Außerdem ist das Haus nicht so groß.«
    »Wo suchen wir?«
    »Nicht in den vorderen Räumen, zu denen das Gesinde ungehinderten Zutritt hatte. Hinten – in Stinglhammers Schlafkammer und sonstigen Zimmern dort.«
    »Ich hatte nicht den Eindruck, dass Konrad Hurlocher irgendwelche Hemmungen hatte, sich in allen Räumen des Hauses breit zu machen.«
    »Ja, aber erst nach dem Tod seines Herrn.«
    Gregor schniefte und sah sich mit zusammengekniffenen Augen in der Küche um. Dann schnappte er sich plötzlich ein abgewetztes Messer, das mit der Spitze in dem Balken über dem Herd steckte, und reichte es mir mit dem Griff voran.
    »Ich habe den Dolch«, sagte er. »Du solltest auch was in der Hand haben.«
    Er sah mich so drängend an, dass ich das Messer schließlich nahm. Es lag klobig in der Hand. Falls ich mich wirklich gegen etwas würde verteidigen müssen, würde es mir so viel nutzen wie ein nasser Lappen.
    Gregor nahm seinen Dolch in die rechte Faust und hielt die Klinge stoßbereit neben seine Wange, während er vorsichtig um die Ecke herumspähte. Die Küche hatte keine eigene Tür;sie lag hinter der Stube, in der wir die Dienstboten angetroffen hatten, in einer tiefen Gangnische und war früher sicherlich Teil der Stube gewesen. Der Herd hatte im Winter das ganze Haus zu heizen. Zwar hatte Ludwig Stinglhammer über alle Geheimnisse des Hauses Hoechstetter Bescheid gewusst, doch nur unwesentlich besser gehaust als ein Pachtbauer mit seinen Knechten. Er musste, was das anging, sehr genügsam gewesen sein.
    »Der Mann scheint so viel schmutzige Wäsche gewaschen zu haben, dass es ihm gar nicht auffiel, dass sein Haus nichts Besseres war als der Waschbottich dafür«, flüsterte Gregor und trat auf den Gang hinaus. Ich folgte ihm mit der Lampe.
    Nach wenigen Schritten standen wir vor der Tür, die zu Stinglhammers Schlafzimmer führte. Gregor deutete darauf, als ich im Licht des Flämmchens weiter hinten Stufen sah, die nach oben führten, und davor eine weitere Tür, die einen Raum schräg gegenüber von Stinglhammers Kammer abschloss.
    »Zuerst oben«, sagte ich und flüsterte unwillkürlich ebenfalls. »Dann der Raum dort drüben. Die Schlafkammer läuft uns nicht weg.«
    Gregor nickte und setzte den Fuß auf die erste Stufe; dann überlegte er es sich anders und ließ mir mit dem Licht den Vortritt.
    »Ich bin die Nachhut«, erklärte er und kicherte nervös. »Das sind die, die immer als Erste überfallen werden.«
    »Die Vorhut wird eventuelle Gefallene bergen«, versprach ich und war nicht weniger nervös als er. Die Gefahr, entdeckt zu werden, war nicht besonders groß, und sollte es doch passieren, zählte ich darauf, dass Gregor uns wenigstens aus diesem Schlamassel würde herausreden können. Dennoch fühlte ich, wie mein Herz heftig schlug und mein Atem kurz war. Ich stieg die knarrende Treppe hinauf und versuchte, mich leichter zu machen, als ich war. Die Geräusche des Holzes klangen so laut in die Stille wie das Schreien eines Kindes.
    Das Obergeschoss wies den gleichen Grundriss auf wie das Erdgeschoss. Wenn ich gedacht hatte, dass man oben Flächendes einen nicht durch die quintana abgetrennten Nachbarhauses hinzugefügt hatte, hatte ich mich getäuscht. Der Gang war ein ebenso enger Tunnel wie unten, nur ging zu beiden Seiten lediglich eine einzige Tür ab. Ich trat auf die letzte Treppenstufe und stieß mit dem Fuß gegen etwas, das polternd an die Wand prallte. Gregor keuchte erschrocken. Ich leuchtete nach unten: eine zweite Tranlampe, von ähnlicher Machart wie die in meiner Hand. Von ihrem früheren Standort am oberen Ende der Treppe zu ihrem jetzigen an der Wand zog sich eine Tröpfchenspur. Gregor bückte sich und hob die Lampe auf.
    »Sie haben gestern Nacht noch gesucht«, flüsterte er. »Oder die Lampe hier stehen lassen, weil sie noch mal zurückkommen wollten und dann das Licht hier oben brauchten.«
    »Ich hoffe, sie kommen nicht gerade jetzt zurück.«
    Er sah mich starr an. »Du hat gesagt,

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