Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
Vom Netzwerk:
viel Geld er sein mittellos gewordenes Brüderchen wird unterstützen müssen.«
    Gregor grinste plötzlich. »So haben die Tagediebe das Rennen gemacht, nicht er?«
    »Sag bloß, du bemitleidest ihn.«
    Er grinste noch breiter. »So weit würde ich nicht gehen.« Er schüttelte amüsiert den Kopf und gab sich keine Mühe, seine Schadenfreude zu verbergen.
    »Und das ist die Gelegenheit«, sagte ich in seine Begeisterung hinein. »Wir schauen uns ein bisschen in Stinglhammers Haus um. Diesmal ohne offiziellen Aufpasser.«
    »Wie sollen wir da reinkommen? Es wird versperrt sein.«
    »Sogar verrammelt. Aber wenn wir eines der kleinen Fenster aufbrechen, die auf die quintana hinausgehen, sieht es kein Mensch. Außerdem sind am Vormittag alle auf dem Eiermarkt.«
    »Für Einbruch kann man gehängt werden«, sagte Gregor, nun wieder bedeutend nüchterner.
    »Nicht, wenn man sich in Begleitung des Burggrafen befindet.«
    »Du musst mir nicht unter die Nase reiben, dass ich keine offiziellen Befugnisse in diesem Fall habe. Mir tut schon Leid, dass ich es dir gestanden habe.«
    »Gregor«, sagte ich sanft, »ich will dich nicht verspotten. Ich meine es ernst. Gut, dass du der Burggraf bist, hilft uns nicht weiter. Aber wir sind nicht so dumm, uns erwischen zu lassen.«
    »Was glaubst du denn da zu finden?«
    »Hinweise, wer Stinglhammer und Dädalus umgebracht hat.«
    »Es sind doch alle Unterlagen Stinglhammers verbrannt.«
    »Und zwar sorgfältig«, sagte ich. »Aber da wir nun wissen, was Ludwig Stinglhammer wirklich für Ulrich Hoechstetter tat, glaubst du da, dass es nicht Abschriften von einigen Dingen gab, die Stinglhammer für ganz besonders wichtig hielt?«
    »Und die er in seinem Haus aufbewahrt hat.«
    Ich nickte. Gregor verzog den Mund. »Wenn die Unterlagen verbrannt worden sind, weil ihr Inhalt zu brisant war und man fürchtete, ohne ihren Verfasser die Kontrolle darüber zu verlieren, kannst du dir dann tatsächlich vorstellen, dass GeorgHoechstetter ausgerechnet irgendwelche möglichen Kopien in Stinglhammers Haus vergessen hat?«
    »Nicht vergessen, sondern im Trubel der letzten Tage aufgeschoben. Warum sonst sollte man die Dienstboten vertrieben und das Haus kurzerhand verrammelt haben?«
    Er schwieg und dachte nach.
    »Abgesehen davon«, sagte ich, »ist es nicht Georg Hoechstetter, der die Verbrennung der Dokumente überwacht hat.«
    »Nicht?«
    »Nein, der Mann hat wichtigere Probleme mit seinem Schneider.«
    Gregor musterte mich verständnislos, doch ich hatte keine Lust, ihm auseinander zu setzen, was ich meinte.
    »Kommst du nun mit? Ich könnte deine Hilfe gebrauchen.«
    Gregor stieß die Luft aus und nickte schließlich. »Na gut«, seufzte er, »ich komme mit. Einer muss ja aufpassen, dass du keinen Unfug anstellst.«
     
    Rund um den Fronhof waren die Gassen belebt, aber als wir den höchsten Punkt des Hügels, auf dem der Dom und der Bischofspalast standen, überschritten hatten und das Gelände sich zum nordwestlichen Ende Augsburgs und dem Wertachbrucker Tor hin senkte, wurde es leerer.
    »Ich frage mich, ob das Haus für jemanden wie Stinglhammer gekauft wurde«, sagte Gregor. »Es liegt so weit außerhalb der belebten Viertel, dass man glatt vergessen könnte, dass es noch zum Besitz der Hoechstetter gehört.«
    Als das schmalbrüstige Haus in Sicht kam, blieb ich stehen. Gregor ging noch ein paar Schritte weiter, kehrte aber zu mir zurück. Schon von weitem konnte man die frisch zugesägten Bretter erkennen, die die Fensteröffnungen und die Tür verschlossen und in der vernachlässigten Fassade fehl am Platz wirkten. Etwas weiter unten stritt sich ein halbes Dutzend Raben um etwas, das im Rinnstein der ungepflasterten Gasse lag. Sie starrten zu uns herüber, bevor sie ihr Gekrächze und ihr aufgebrachtes Flügelschlagen wieder aufnahmen. Von fernwaren die Marktschreier vom Rathausplatz zu vernehmen, die ihre Waren anboten. Einer der Raben zerrte die Beute in die Mitte der Gasse, die anderen hüpften hinterher und hackten darauf ein. Es hinterließ eine schwache feuchte Spur auf dem Boden.
    Ich blickte wieder auf Stinglhammers Haus und wandte mich dann an Gregor: »Stinglhammer wusste, mit wem zusammen Martin Dädalus das Haus Hoechstetter hintergehen wollte und worum es dabei ging.«
    »Es ist nicht gesagt, dass er Abschriften darüber in sein Haus brachte.«
    »Er hat es spätestens an dem Tag getan, als Dädalus tot aufgefunden wurde.«
    »Die Unterlagen werden uns sagen, wer Dädalus'

Weitere Kostenlose Bücher