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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Räder war sehr laut inder Einfahrt, dennoch konnte ich hören, wie er sagte: »Herr Ulrich ist dabeigeblieben, um die Zollformalitäten zu erledigen und sich dann in der Herrenstube einzufinden. Wenn Sie auch ihn sprechen wollen, müssen Sie bis zum Abend warten.«
    Albert fuhr in den Innenhof. Als er sich mir zuwandte, grinste er über sein ganzes eingefallenes Gesicht.
    »Hab ich doch gesagt, dass nichts einfacher ist«, prahlte er lautstark.
    »Das war keine Wache, das war Ulrich Hoechstetters Begleitmannschaft«, erklärte ich. »Der Herr des Hauses ist zurück.«
     
    Ich erinnerte mich an den Raum gegenüber Karl Hoechstetters Arbeitsstube, und zu ihm kroch ich nun die Treppen empor. Es war genauso einfach, sich im Haus zu bewegen, wie beim ersten Mal, allerdings aus einem anderen Grund. Heute liefen so viele Männer und Frauen (die Ersteren meistens in den Farben Gelb und Blau, die ich inzwischen als Ulrich Hoechstetters Familienfarben erkannt hatte) im Haus herum, dass ein einzelner Fremder, in teures Gewand gekleidet, nicht auffiel. Die Ankömmlinge aus Ulrich Hoechstetters Reisegruppe dachten, ich sei ein wohlhabender Jemand, der ihrem eben zurückgekommenen Herrn Willkommen wünschen wollte, die Daheimgebliebenen hielten mich für einen Reisenden, der sich Hoechstetter der Sicherheit wegen angeschlossen hatte und für den Abend zu einem Abschiedstrunk eingeladen war. Ich versteckte mein Gesicht unter dem bauschigen Barett, senkte den Kopf und hoffte, dass ich nicht Elisabeth Klotz oder Lutz über den Weg lief. Aber der heilige Severus, der Schutzpatron der Schnüffler, behütete mich und ließ mich wohlbehalten in den hinteren Teil des obersten Stockwerks gelangen.
    Die Tür des Raums schräg gegenüber dem Zugang zu Karl Hoechstetter stand wie beim letzten Mal halb offen. Als ich darauf zuging, kam jedoch ein schwitzender Mann heraus, schlenkerte die Hände und rollte die Schultern wie jemand, der kurz zuvor mit letzten Kräften eine schwere Last ans Ziel gebracht hat. Ich streckte mich unwillkürlich, als sein Blick aufmich fiel, und er hörte ebenso unwillkürlich mit seinen Übungen auf und drückte sich verlegen an mir vorbei. Die Tür ließ er offen.
    War das kleine Zimmer beim letzten Mal noch leer gewesen, so befanden sich nun Stapel von Tuchballen in verschiedenen Größen darin, getrennt durch schmale Durchlässe, die der Stapler gelassen hatte, um sich bewegen zu können. Das kleine Fenster lag frei, sodass das Abendlicht ungehindert einfallen konnte und die verschnürten oder halb geöffneten Wachstuchverpackungen, die die eigentliche Fracht schützten, mit rotem Licht übergoss. Offensichtlich war dieser Raum ein Zwischenlager für besondere Ware, damit der Herr des Hauses sie bei Tageslicht seinen Vertrauten oder besonderen Kunden zeigen konnte. Ich hielt mich eine Weile in der Nähe der Tür auf, immer auf der Hut vor Lutz und davor, dass Karl Hoechstetter plötzlich seine Arbeitsstube verlassen könnte, immer gewahr, unvermittelt von einem misstrauischen Hausbewohner angesprochen zu werden, doch niemand kam, um nach dem Rechten zu sehen, und auch der schwitzende Mann mit den schmerzenden Muskeln erschien nicht wieder. Scheinbar war er davon ausgegangen, dass ich hier etwas zu sagen hatte und den Lagerraum schon absperren würde.
    Aus Karl Hoechstetters Stube drangen ein Lichtschimmer und das Geräusch seiner Schritte. Er war offenbar so nervös wie ein Lehrbub, der eine Tracht Prügel von seinem Meister erwartet, und trotz seiner Gichtschmerzen hielt es ihn nicht an seinem Platz. Ich spielte mit dem Gedanken, einfach hineinzumarschieren und ihm zu erzählen, dass die von ihm so verzweifelt gesuchten Unterlagen Ludwig Stinglhammers in die Hände des Bürgermeisters geraten waren und wahrscheinlich gerade jetzt von einem betroffenen Ulrich Hoechstetter durchgesehen wurden – während Jos Onsorg daneben stand und mit seinem üblichen mürrischen Gesicht beobachtete, wie der mächtigste Kaufmann der Stadt auf den Verrat seiner Vertrauten reagierte. Allerdings fürchtete ich, dass der Faktor nach Lutz rufen könnte, wenn ihm jemand zu sehr auf den Pelz rückte, und das hielt mich zurück.
    Ich wartete noch eine Weile, und da niemand mehr kam, schlüpfte ich in das Lager und zog die Tür bis auf einen Spalt hinter mir zu. Dann fiel mir ein, dass Ulrich Hoechstetter, wenn er von der Herrenstube kam, vermutlich nachprüfen würde, ob seine Kostbarkeiten gut verschlossen waren. Selbst wenn ich

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