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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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diesem Schlappschwanz gibt, sind die jetzt dein geringstes Problem.«
    »Weshalb?«
    »Weil Ulrich keine Ruhe geben wird, bis er rausgefunden hat, wer seinen Schnüffler erledigt hat. Dädalus hat keinen gekümmert, aber Stinglhammer hättest du nicht kaltmachen sollen, Faktor.«
    »Ich war's nicht, zum Henker. Du hast selbst gesagt, der Teufel hat ihn geholt.«
    »Das sagen alle.«
    »Stinglhammer wäre besser an einem Hühnerknochen erstickt!«
    Lutz lachte grob. »Rattengift wirkt besser.«
    Hoechstetter seufzte. Ich stellte mir vor, wie er sein Knie massierte und sein Gesicht zuckte. Ich gönnte ihm die Gicht von Herzen. »Das hilft auch nichts, wenn es keiner schluckt«, sagte er schließlich resigniert. »Warum konnte Ulrich nicht ein paar Tage später kommen? Das hätte uns genügend Zeit gegeben, mit allem fertig zu werden. Aber jetzt...«
    »Ich haue ab«, erklärte Lutz.
    »Du bleibst hier. Ich kann nicht gehen, solange das Podagra mich im Griff hat. Das dauert noch eine halbe Woche, bis es wieder vorbei ist.«
    »Hättest du nicht so viel Schnaps gesoffen und fettes Fleisch gefressen.«
    »Verschwinde!«
    »Das brauchst du mir nicht zweimal sagen.«
    »Ich meine, aus diesem Zimmer.«
    »Schau zu, wie du allein fertig wirst.« Lutz trat auf den Gang hinaus. Ich wich zurück und schlüpfte zwischen zwei Tuchballen hindurch, um mich im Ernstfall verstecken zu können. Lutz schien direkt vor der Tür zu meinem Versteck stehen geblieben zu sein, denn ich hörte seine Stimme laut, als er zu Hoechstetter hineinrief: »Ich lass mich nicht wegen dir und Dädalus aufs Rad flechten, hast du gehört?«
    Die Tür öffnete sich, und ich tauchte erschrocken hinter einen der Ballen. Mein Herz pochte heftig. Wenn Lutz mich hier fand, war ich so gut wie tot.
    »Auf dich wartet nicht das Rad, sondern der Scheiterhaufen«, vernahm ich undeutlich Karl Hoechstetters Stimme.
    Lutz war lange Zeit still. Im Dunkeln hörte ich nur das Rascheln von Kleidung in meiner Nähe. Ich kroch noch weiter in Richtung einer der Ecken des Raums. Vielleicht war es möglich, um Lutz herumzukommen und aus der Tür zu fliehen. Ich konnte mir nicht denken, was er hier suchte, und bildete mir ein, seinen Atem zu hören und seinen Geruch nach Schweiß, altem Fett und ungewaschenen Sachen zu riechen.
    »Bevor Stinglhammer in meinen Angelegenheiten herumschnüffelte, hat er sich für Ulrich Schwarz und seinen heiligen Krieg gegen die Grubenleute interessiert«, sagte Karl Hoechstetter. »Er hat Georg auf dem Laufenden gehalten, und der junge Narr hat es immer mir weitererzählt.«
    »Und?«, fragte Lutz draußen, und ich starrte überrascht ins Dunkle. Wer war mit mir im Raum, wenn nicht er es war? Denn der Lautstärke seiner Stimme nach zu urteilen, war er sogar wieder zu Karl Hoechstetters Tür hinübergegangen. Ich hielt den Atem an. Wer immer es war, er war barfuß hereingehuscht, sonst hätte ich Schritte gehört.
    »Nicht so trotzig. Ich weiß, wo du jeden Neumond hingehst.«
    Jemand keuchte aufgeregt, während er sich zwischen den Tuchballen hindurchwand. Ich wechselte die Stellung und hatte den Unbekannten jetzt zwischen mir und dem Fenster. Ein paarAugenblicke kämpfte ich mit mir und spähte dann vorsichtig über meine Deckung hinweg. Die Person, die mit mir im Lager war, war eine Frau, und in ihrer Hand war etwas wie eine lange Klinge aufgeblitzt. Mein Herz schlug plötzlich so hart in meiner Kehle, dass es mich würgte. Maria?
    Lutz knurrte. »Vielleicht sollten wir zwei ein Wettspringen veranstalten.«
    »Mach, dass du rauskommst. Ulrich kann jeden Moment eintreffen. Wir haben nur wenig Zeit, bis er rausfindet, dass er so gut wie bankrott ist. Das wird ihn mehr erschüttern als Stinglhammers Tod. Bis dahin muss ich eine Möglichkeit gefunden haben, alles Dädalus allein in die Schuhe zu schieben. Wenn du das Weibsbild bis dahin gefunden hast, haben wir ein Problem weniger.«
    Lutz hatte beinahe direkt vor der Tür in meiner Nähe gestanden, als sie hereingeschlüpft war. Wenn es nicht Maria war, wer konnte ein Interesse daran haben, sich mit einem Messer in der Nähe von Karl Hoechstetter zu verbergen? Etwas raschelte, als werde Stoff aus einer Umhüllung gezerrt, dann vernahm ich das Geräusch einer Schere, die hastig durch Tuch schnitt. Die Frau atmete pfeifend und zog gleich danach erschrocken die Luft ein. In der stickigen Luft schwitzte sie genauso wie ich, und der Küchengeruch wurde stärker. Ich riskierte einen zweiten Blick. Sie

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