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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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genau das getan hatte am Ende des Markgrafenkrieges, als ich versuchte, die Mörder zweier Kinder und eines alten Mannes zu finden, und er, um des Friedens willen, meine Bemühungen, sie ihrem Richter zu überführen, zunichte gemacht hatte. Eine kleine Gruppe adliger Randalierer, die den sich dahinschleppenden, ereignislosen Krieg genutzt hatten, um ein Haus zu überfallen und mit den weiblichen Bewohnern ihren Spaß zu haben (und sie nachher zu erschlagen), und die nicht gerichtet werden durften, weil sie dem Markgrafen von Brandenburg, dem einen der beiden Kriegsherrn, zu nahe verwandt waren.
    Er sagte es nicht, aber ich hörte es doch.
    »Es gibt immer zwei Seiten, Exzellenz«, wandte ich ein. »Mittlerweile habe ich das zur Genüge gelernt.«
    »Was sagst du?«, schnappte Albert.
    »Ich habe mit Bischof Peter gesprochen«, erklärte ich, und wahrscheinlich war er der einzige Mensch weit und breit, den diese Einlassung völlig zufrieden stellte.
     
    Karl Hoechstetters Schläger lungerten immer noch vor dem Eingang herum und taten, als wollten sie nur die Geschäftsverhandlungen des jungen Herrn Georg vor Störern schützen. Mittlerweile war mir klar, dass der Faktor hier am liebsten alles ebenso vernagelt hätte wie beim Haus Ludwig Stinglhammers. Doch waren seine »Wächter« das Äußerste, was er aufbieten konnte, ohne auffällig zu werden. Ich sah zu meiner Erleichterung, dass Lutz nicht unter ihnen war, und hoffte von ganzem Herzen, dass er sich noch immer in der Bruchbude draußen in der Pfahlsiedlung auf dem Boden wand und versuchte, sich von der Stange zu befreien.
    »Sie werden uns nicht reinlassen«, sagte ich.
    »Das ist die Kutsche des Bischofs!«
    »Gerade deswegen.«
    Albert schob seinen Unterkiefer vor und kniff die Augen zusammen. Seine Augenbrauen waren gesträubt. »Sie haben mich vorhin auch reingelassen, um Elisabeth zu holen.«
    »Ja, dich allein. Wahrscheinlich kennen sie dich hier so gut wie die Leute im Bischofspalast.«
    »Was nun?«
    Albert wartete nicht ab, was mir vielleicht noch einfiel. Er schnalzte mit der Zunge und trieb das Kutschpferd plötzlich zu einer schnelleren Gangart an. Ich blickte überrascht auf, aber es war zu spät. Die Männer beim Eingang zum Hoechstetter-Haus sahen uns kommen und traten auf die Straße hinaus. Sie wechselten Blicke, dann löste sich einer aus der Gruppe, stellte sich mitten auf die Gasse und hob die Hand. Ich murmelte einen Fluch und hätte dem alten Kutscher am liebsten die Zügel aus den Fingern gerissen. Albert stemmte sich ein und hielt das Pferd an. Der Mann trat an die Seite des Kutschbocks.
    »Gibt seine Exzellenz unserem Haus die Ehre eines Willkommensbesuchs?«, fragte er. Seine Stimme klang höflich.
    Wir blickten uns einen Augenblick lang an. »Seine Exzellenz ist nicht bei uns«, sagte ich schließlich.
    »Schade. Ich hoffe, es geht dem Bischof gut. Was kann ich für Sie tun?«
    Er sprach mich an und ignorierte Albert, was vermutlich an meinem teuren Florentiner Gewand lag. Dazu lächelte er freundlich. Ich konnte mich nicht erinnern, ihn bei meinen Besuchen hier im Haus schon gesehen zu haben, aber das besagte nichts. Ich fragte mich angestrengt, was die neue Freundlichkeit zu bedeuten hatte, doch mein Denken schwamm in Kopfschmerzen und war so langsam wie eine Kröte. Der Mann trug enge Hosen aus einem groben Stoff, die aussahen, als würden sie auch durch eine lange Zeit im Sattel nicht aufgerieben, und sein Wams war in verblasstem Gelb und Blau gehalten. Zu spät fiel mir auf, dass auch die anderen um ihn herum Wämser in den gleichen Farben trugen, unterschiedlich verblichen und abgetragen, aber uniform.
    »Ich möchte mit dem Faktor sprechen«, erklärte ich, nachdem mir kein Einfall gekommen war, was ich sonst hätte sagen können. Er zuckte nicht mit der Wimper.
    »Natürlich«, sagte er. »Sie können die Kutsche selbstverständlich hineinfahren. Ich möchte Sie aber darauf hinweisen, dass der Ausgang versperrt sein wird, wenn wir die Waren abladen.«
    »Kein Problem, es wird eine Weile dauern.« Meine Gedanken wateten noch immer durch zähen Schlamm.
    »Wie Sie wünschen. Gutes Gelingen.«
    Ich stieß Albert in die Seite, und er lenkte die Kutsche in die enge Durchfahrt. Dabei drehte ich mich auf dem Kutschbock um, so weit mein schmerzender Leib es zuließ.
    »Sie warten hier auf die Ankunft des Warentransports?«, fragte ich.
    Der Mann, der uns angesprochen hatte, nickte. Das Hufgeräusch des Pferdes und das Rattern der

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