Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)
Rätsel genauso wie die Frage, warum sie quasi vor Lutz' Augen hier hereingeschlüpft war. Die Tür schwang kurz auf, das Licht aus Hoechstetters Raum schimmerte auf einem fast kahl geschorenen Schädel, und Lutz trat herein. Auch er schien jetzt barfuß zu sein. Er schloss die Tür bis auf einen schmalen Spalt, doch warich mittlerweile so lange in der Finsternis gewesen, dass ich alles sehen konnte, was sich in meiner Nähe abspielte.
Er zischte, und aus der Ecke, in der sich die Frau versteckt hatte, ertönte eine schwache Antwort. Lutz kicherte.
»Keine Angst, mein Täubchen, komm ruhig raus«, flüsterte er rau. »Warst du fleißig?«
Sie huschte zu ihm hinüber und hielt etwas in die Höhe: die erbeuteten Stoffbahnen. Lutz fuhr mit der Hand darüber und presste sie dann an sein Gesicht, um daran zu schnuppern.
»Erstklassig«, brummte er. »Ulrich hat Geschmack. Gut gemacht, Täubchen.«
»Kann ich jetzt gehen?«, flüsterte sie.
»Gleich.«
»Denk daran, dass du mir ein Busentuch von dem Stoff versprochen hast. Ich hab getan, was du wolltest.«
»Ich denke vor allem daran, was ich dir sonst noch versprochen habe.«
»Nicht hier!«, zischte sie. »Bitte – jeden Moment kann jemand reinkommen.«
»Der alte Narr drüben kann vor Podagra nicht gehen, und alle anderen glauben, der Raum ist verschlossen. Was soll's also?«
»Nein, bitte ...«
Sie gab ein paar unverständliche Laute von sich. Ich lugte über meine neue Deckung hinweg: Lutz hatte sie an sich gezogen und presste ihr den Mund auf die Lippen. Als er sich löste, gab es ein schmatzendes Geräusch.
»Komm schon«, knurrte er.
»Nein, ich ...«
Seine Hand war plötzlich an ihrer Kehle, und sie gab ein Keuchen von sich. Mit der anderen Hand griff er unter ihren Rock zwischen ihre Beine und setzte sie dann auf den Stoffballen vor sich. Sie versuchte, seine Hand von ihrem Hals zu lösen, aber er war zu stark.
»Ssschh«, machte er, »ssschhh ...!« Er drängte ihre Schenkel auseinander und stellte sich dazwischen, an seinenBeinlingen herumfummelnd. Sie fuchtelte mit einer Hand nach seinem Gesicht, aber er fing sie ab und drehte ihr Handgelenk um. Sie stöhnte erstickt.
»Bist du verrückt geworden?«, zischte er. »Stell dich nicht an wie die Heilige Jungfrau. Ich fick dich, und das war's. Ist ja nicht das erste Mal.«
Plötzlich fiel mir ein, wer sie war: die Dienstmagd, die Konrad Hurlocher bei sich gehabt hatte, als Gregor und ich ihn aufsuchten. Wie die andere Küchenhilfe war sie in Hoechstetters Haus aufgenommen worden. Während ich wieder in Deckung ging und nicht zu hören versuchte, wie Lutz unzufrieden brummte und dann in seine Hand spuckte und ihr Keuchen, als er grob in sie eindrang und zu stoßen begann, fragte ich mich, warum manche Menschen ihr Leben lang als Opfer auserkoren waren. Wahrscheinlich war es etwas wie das, was ein wilder Hund roch, wenn man sich vor ihm fürchtete und sich ihm unterlegen fühlte, und das ihn zum Zubeißen veranlasste. Die Raubtiere unter den Menschen schienen diesen Geruch ebenso wahrzunehmen.
Lutz' Koitus war wie der eines wilden Hundes: kurz und gewaltsam. Schon nach ein paar Augenblicken grunzte er und röchelte. Dann atmete er tief ein. Ich hörte, wie er zurücktrat und die Küchenmagd von dem Tuchballen herunterrutschte. Sie unterdrückte ein Schluchzen und richtete ihre Röcke. Lutz säuberte sich an einem der Tuchballen. Obwohl ich weiter in Deckung blieb, wusste ich, dass dabei ein böses Grinsen sein Gesicht zierte und er sich vorstellte, wie irgendein Gewandschneider oder ein Käufer ein paar Tage später beim Aufrollen des teuren Tuches die Flecken entdeckte und sich fragte, wie sie dahin gekommen waren.
»Du musst noch was in der Küche aufräumen«, sagte Lutz.
»Was soll das heißen?«, stöhnte sie. Ich lugte wieder vorsichtig um den Tuchballen herum. Sie standen in der Nähe der Tür. Lutz hatte seine Beute unter einen Arm geklemmt und spielte mit der anderen Hand zwischen seinen Beinen herum. Ich war froh, dass das Licht nicht heller war; ich wusste, dasser seine Schamkapsel noch nicht wieder an Ort und Stelle gebracht hatte und es genoss, sie mit seinem Geschlechtsteil einzuschüchtern. Sie starrte wie gebannt nach unten.
»Dass ich das Zeug hier noch außer Haus bringen muss. Wenn unser mächtiger Herr eher zurückkommt als ich und ich ausgesperrt werde, kannst du mich reinlassen. Deshalb musst du dich noch in der Küche rumtreiben.«
»Wo bringst du die Sachen
Weitere Kostenlose Bücher