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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Helm mit einer Helmzier aus Flammen, nur die Augen hatten aus dem Sehschlitz hervorgeleuchtet. Das Pferd hatte sich auf die Hinterbeine erhoben und die Luft mit seinen wirbelnden Vorderhufen geprügelt, während der Reiter ein Flammenschwert hervorzerrte und es sirrend durch die Luft schwang. Dann war lautlos eine grelle Lohe aufgeflammt und hatte Ross und Reiter und dessen Beute verborgen. Als die Lohe in sich zusammengesunken war, war der Reiter spurlos verschwunden. Nur noch der Gestank nach verbranntem Aas hing in der Luft, und als der Rauch sich verzogen hatte, tauchte darunter der Körper des Bürgermeisters auf, eine Hand noch mit gekrümmten Fingern in die späte Abendluft gekrallt.
    So weit die Zeugenaussage eines vor Angst schielenden Flößers, der nach Fisch und billigem Wein roch und jeden Eid zu schwören bereit war, dass er genau so und nicht anders aufden Toten aufmerksam geworden war. Niemand hatte mich aufgehalten, als ich mich unter die Ratsherren mischte, die den Mann befragten; ein weiteres Beispiel dafür, dass man nur die richtigen Kleider tragen und so tun musste, als gehöre man selbstverständlich dazu, um überall durchzukommen. Johann Langenmantel schien den Befehl über die verstörten Ratsmitglieder übernommen zu haben, dennoch trat er beiseite, als Ulrich Hoechstetter die Szene betrat. Ich hinkte hinter ihm her, versuchte nicht so auszusehen, wie ich mich fühlte, und fragte mich, ob nur eine Täuschung aufgrund der späten Stunde und der vergangenen Jahre mich glauben ließ, es handle sich um dieselbe Stelle, an der damals die Leiche von Ulrich Wolfartshausers Tochter gefunden worden war. Ich sah mich nach Gregor von Weiden um, aber er war noch nicht eingetroffen. Auch von den Waibeln des Bischofs war keiner zu sehen. Dies war eine Sache, die bisher nur die Stadt betraf. Ich fragte mich, ob meine spontane Reaktion, Gregor zu benachrichtigen, falsch gewesen war.
    Einige der Ratsmitglieder sahen sich an und bekreuzigten sich. »Der Todesengel hat sich den dritten Mann geholt«, wisperte einer.
    »Er hielt seine Seele in der Faust wie ein Vögelchen.«
    Ein anderer warf einen vorsichtigen Seitenblick zu Ulrich Hoechstetter hinüber, der sich von Johann Langenmantel ins Bild setzen ließ. »Als man seinen Buchhalter fand, ertönte aus dessen Arbeitszimmer eine donnernde Stimme und befahl den Männern, erst einzutreten, wenn der Hahn gekräht habe«, flüsterte er dann. »Das war der Todesengel – er wollte sich nicht bei der Arbeit betrachten lassen.«
    »Und bei der Beerdigung von diesem Dädalus stand Azrael neben dem Totengräber, verkleidet als ein ganz in Schwarz gehender Mann mit teuren Gewändern.«
    »Aber der Totengräber erkannte ihn, weil seine Augen so schwarz waren, dass sie zu glühen schienen.«
    Ein Mann in den Kleidern der Torwache kämpfte sich durch das dichte Ufergebüsch und machte Johann LangenmantelMeldung. Er war von oben bis unten nass gespritzt und schlug das Kreuzzeichen, noch während er redete. Langenmantel machte eine unwillige Bewegung. Ulrich Hoechstetter fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und schüttelte den Kopf. Was immer man sonst von dem Mann behaupten mochte, er brachte die Energie auf, sich nach seiner Reise noch am Ankunftstag mit den neuesten Ereignissen in Augsburg auseinander zu setzen, und er nahm ganz offensichtlich regen Anteil am Wohlergehen seiner Stadt. Er wirkte selbst von weitem weniger entrückt und mit sich selbst und seiner Firma beschäftigt als Jakob Fugger, und er schien die Dinge mit der nüchternen Rationalität eines Kaufmanns zu betrachten, der sich viele natürliche Erklärungen für scheinbar übernatürliche Dinge vorstellen konnte.
    Ein weiterer Ratsherr stöhnte. »Ich habe den schwarzen Mann selbst gesehen, er stand unter dem Galgen, als man Ulrich Schwarz aufhängte. Ich habe in seine Augen geblickt, und ich musste mich danach drei Tage ins Bett legen. Meine Frau hatte frische Blumen am Hut, sie waren verdorrt, als wir zu Hause ankamen.«
    Die anderen nickten mit weit aufgerissenen Augen. Nun, da es angesprochen worden war, erinnerten sie sich, den Todesengel ebenfalls erblickt und den Schlag seiner Schwingen gespürt zu haben. Ich ließ sie stehen und trat zu Langenmantel und Hoechstetter hinüber, die sich Fackeln hatten geben lassen und gerade begannen, sich durch das Gestrüpp zur Wertach hinunterzuwinden. Ich hielt nochmals nach Gregor Ausschau, dann folgte ich ihnen.
    Die Waibel hatten nicht gewagt, den Toten

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