Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
Vom Netzwerk:
dachte, nicht so weit laufen zu können«, antwortete ich schulterzuckend.
    »Reiß dich mal ein bisschen zusammen. Du hättest ja auch ein Pferd nehmen können.«
    Albert platzte herein. Die Tür flog auf und krachte in den Angeln. Sein Gesicht war hochrot von der schnellen Fahrt mit der Kutsche und dem Weg die Treppe herauf, seine Augenbrauen sträubten sich noch mehr als seine Haare.
    »Bub!«, keuchte er und rang nach Atem. »Bub ...« Er ignorierte Gregor, woraufhin dieser sich prompt in seinem Stuhlaufrichtete und sich empört aufzuplustern begann. »... tot...«, japste Albert.
    Elisabeth Klotz kam hinter Albert in das Arbeitszimmer des Bischofs. Gregor riss die Augen auf und vergaß, was er zu Albert hatte sagen wollen. Sie war nicht weniger aufgelöst als ihr Großvater. Ich hatte sie unten nicht gesehen, wahrscheinlich war sie zur anderen Seite der Kutsche hin vom Kutschbock geklettert und Albert gefolgt, als dieser sie unten zurückließ. Ich sah sie an, und mein Herz sank.
    Ich hatte geglaubt, einen Fehler gemacht zu haben, als ich mich auf Karl Hoechstetter konzentrierte.
    Dabei hatte ich die ganze Zeit über richtig gelegen, und mein eigentlicher Fehler war gewesen, den Faktor zu verlassen.
    Zu früh gefreut, Narr.
    Ich erwiderte Elisabeths Blick in Erwartung dessen, was sie sagen würde. Maria war wieder im Spiel. »Karl Hoechstetter ist ermordet worden.«

5.
    Ulrich Hoechstetter hatte gehandelt, sobald er zurückgekommen war und seinen Vetter tot vorgefunden hatte. Sein Haus war hell erleuchtet, mit Fackeln in allen Ringen und Öllampen und Tranfunzeln in jedem Fenster. Ein dichter Kordon aus seinen eigenen Leuten und einigen Waibeln von der Nachtwache riegelte das Gebäude bis weit in die Gasse hinein ab. Wir trafen zusammen mit Johann Langenmantel ein. Gregor – den ich zu diesem Besuch nicht hatte überreden müssen – verzog das Gesicht, als er ihn sah. Langenmantel nickte ihm zu.
    »Stadtvogt«, sagte Gregor zwischen den Zähnen und nickte zurück.
    Ich ließ Langenmantel den Vortritt. Die Waibel ließen uns hinter ihm durchschlüpfen.
    »Langenmantel ist der Stadtvogt?«, flüsterte ich überrascht. Gregor machte eine unzufriedene Geste und stapfte hinter dem Vogt her. Ich bildete den Abschluss. Die wenigen Male, die ich Langenmantel begegnet war, hatte er einen ruhigen, kompetenten Eindruck gemacht – ein weiterer, vollkommen unrealistischer Traum Gregors von der Übernahme der Macht.
    Vor dem Eingang zu Karl Hoechstetters Arbeitszimmer standen weitere Bedienstete des Haushalts. Die Farben Gelb und Blau dominierten, obwohl sie im Licht der Ölfunzeln zu krankem Braun und Grün gerannen. Im Gang hing der Geruch eines Kaminfeuers, dessen Rauchabzug nicht richtig funktioniert hat, und dazwischen noch ein anderer, wesentlich unangenehmerer Duft. Ulrich Hoechstetter stand vor der Tür und blickte uns entgegen. Er war blass. Zwei Tote am Tag seiner Rückkehr waren selbst für ihn zu viel. Wahrscheinlich war es der Hektik und seiner Erschütterung zuzuschreiben, dass er nicht auf denGedanken kam zu fragen, weshalb ich jedes Mal an den Fundorten der Leichen auftauchte.
    »Wer hat ihn gefunden?«, fragte Langenmantel.
    »Ich«, sagte Hoechstetter rau. »Als ich zurückkam, wollte ich ihm berichten, wie Onsorg zu Tode gekommen ist, und von ihm erfahren, was während meiner Abwesenheit vorgefallen war. Im Rathaus hatte ich nur die unsinnigsten Gerüchte und Spekulationen gehört...«
    »Das ist meine Ermittlung«, sagte Gregor und deutete mit einer theatralischen Geste auf Langenmantel. »Der Stadtvogt hat hier nichts verloren.«
    Langenmantel und Hoechstetter starrten ihn an. Ich tat das Weise und machte einen Schritt beiseite, als gehörte ich nicht zu ihm. Ich konnte es mir nicht leisten, zusammen mit ihm aus dem Haus gewiesen zu werden.
    »... und ich hoffte, Karl könne mir etwas mitteilen, das nicht gar so fantastisch klang. Aber er hatte seine Tür versperrt. Ich klopfte – ich konnte nicht glauben, dass er sich schon schlafen gelegt hatte, nachdem ich gerade angekommen und gleich wieder weggeritten war. Außerdem hatte er einen schmerzhaften Podagra-Anfall, und ich kenne das: Wenn es mich erwischt, schlafe ich oft die ganze Nacht nicht.«
    »Wussten Sie denn nicht, was in den letzten Tagen in Ihrem Haus passiert war?«, fragte Langenmantel.
    »Nein, niemand hat mich benachrichtigt. Ich verstehe das selbst nicht. Zwar wurde ich mit meinen Waren ein, zwei Tage in München aufgehalten, weil ich

Weitere Kostenlose Bücher