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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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wahrscheinlich in Gewissheit. Das war das letzte Mal, dass ich ihn lebend gesehen habe.«
    »Die Grubenleute gibt es nicht mehr«, sagte ich. »Was es gibt, ist ihr schlecht gewordener Nachgeschmack, Milch, die zu lange auf der Fensterbank stand und nicht nur sauer geworden ist, sondern zu schimmeln angefangen hat.«
    »Und die Geschehnisse in meinem Haus?«, stieß Hoechstetter hervor. »Drei Tote? Hat das auch was mit verschimmelter Milch zu tun?«
    »Überlass das mir«, sagte Gregor an mich gewandt und rang sich ein Lächeln ab, das nachsichtig wirken sollte, jedoch nur zu einer verzerrten Grimasse geriet. »Du solltest nicht alle meine Schlussfolgerungen vorwegnehmen, mein Freund.« Er wandte sich an Hoechstetter und Langenmantel. »Ich sag Ihnen was ...«
    Ich erfuhr nie, welche Plattheit er von sich geben wollte. Einer der Männer in Gelb und Blau stürzte plötzlich zur Tür herein und keuchte: »Wir haben den Mörder geschnappt. Er wollte sich gerade rausschleichen.«
    Mein Herz blieb stehen. Als es wieder schlug, sandte es Eiseskälte bis in meine Zehenspitzen.
    Maria!
    Der Mörder hatte eine zierliche Gestalt, die in den Händen der Männer zerbrechlich wirkte. Dem Anschein nach waren sie die Übeltäter und er das Opfer. Er wehrte sich mit kreischender Stimme und strampelnden Füßen, doch sie hoben ihn einfach vom Boden auf, als er versuchte, sich im Türrahmen abzustützen und zu verhindern, dass sie ihn zu uns hereinbrachten. Als er den Toten auf dem Boden liegen sah, wurde sein Gesicht grau, und er gab seinen Widerstand auf.
    Es war Hilarius Wilhelm, und er war noch betrunkener als am Morgen.
    Der Alchimist starrte mich mit hervortretenden Augen an wie ein Ertrinkender, der plötzlich einen tief hängenden Ast in Reichweite erspäht hat. »Wo ist der Junge?«, lallte er.
    Ich starrte zurück. So viele Gedanken und Bilder purzelten auf einmal in meinem Kopf durcheinander, dass ich nichts sagen konnte. Hoechstetter und Langenmantel sahen von Hilarius zu mir; selbst Gregor wusste nicht, was er sagen sollte. Aber er war der Erste, der sich wieder fing. Das Stöckchen mit der elfenbeinernen Hand schwang sich in die Höhe, und der Finger deutete auf den betrunkenen Wilhelm.
    »Ich bin Ihnen schon die ganze Zeit auf der Spur gewesen«, sagte er mit schneidender Stimme. »Ich war mir schon fast sicher, als Sie uns heute Morgen in Stinglhammers Haus auflauerten.«
    »In Stinglhammers Haus?«, fragte Langenmantel.
    »Ich bekenne vor Gott, dass ich den Fehler gemacht habe, diesen Kerl dort noch mal laufen zu lassen. Aber ich gab ihm den Vorteil des Zweifels, den jeder weise Mann seinem Verdacht auferlegen sollte. Ich sag Ihnen was: Ich hätte es nicht tun sollen. Das Blut dieses armen Mannes kommt auch über mich ...«
    »Was hatten Sie in Stinglhammers Haus zu suchen?«, fragte Langenmantel. »Es gehört zur Jurisdiktion der Stadt. Sie hatten dort nichts verloren. Außerdem hatte es der rechtmäßige Eigentümer, die Firma Hoechstetter, versiegelt.«
    »Wissen Sie, wo der Junge ist?«, flehte Hilarius und wandte seinen Blick nicht von mir.
    »Sie sind die französische Lösung«, sagte ich. »Was?«
    »Am französischen Hof wimmelt es von Ihresgleichen. Daher hatte Dädalus die Idee. Stellt ihn auf die Füße«, befahl ich Hoechstetters Männern. »Er wird nicht fliehen.«
    »Er lief wie ein Hase, bevor wir ihn einholten.«
    »Jetzt wird er nicht mehr laufen.«
    Sie warfen einen Blick zu Ulrich Hoechstetter hinüber, ohne meinem Befehl auch nur ansatzweise nachzukommen. Der Kaufmann musterte mich eindringlich, dann zuckte er mit den Schultern und nickte. Seine Männer zogen sich zurück, blieben jedoch vor der Tür draußen stehen. Ich konnte ihre langen Schatten im Licht der Ölfeuer sehen, die im Gang brannten. Sie ließen es nicht darauf ankommen, dass der Hase noch einmal ein paar Haken schlug.
    Hilarius stand schwankend auf den Beinen, dann stolperte er auf mich zu und hielt sich an meinem Arm fest.
    »Sie wüssten doch gar nicht, worum es hier geht, wenn ich nicht schon so viel Vorarbeit geleistet hätte«, sagte Gregor zu Langenmantel.
    »Sie wissen es auch nicht, trotz der ganzen Vorarbeit«, erwiderte Langenmantel trocken. »Der Einzige, der etwas zu wissen scheint, ist Ihr Gehilfe. Dabei frage ich mich allerdings, wer bei wem am Rockzipfel hängt.«
    »Dieser Mann hier heißt Hilarius Wilhelm«, sagte ich zu Ulrich Hoechstetter. Mein Herz schlug schnell. Noch während ich redete, versuchte ich, meine

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