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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Lambertikapelle. »Ich bin müde und am ganzen Körper zerschlagen. Lassen Sie mich gehen.«
    »Wenn Sie sich die nächsten Tage zur Verfügung halten ...«, sagte Langenmantel.
    »Ich kann die Stadt ohnehin so schnell nicht verlassen.«
    »Was ist nun eigentlich Ihr Grund, sich für Wilhelm zu verwenden?«
    »Sagen wir, er liegt in der Vergangenheit.«
    Hoechstetter legte den Kopf schief und musterte mich. »Ist es das, was der alte Bischof unter Gerechtigkeit verstanden hat?«
    »Nein, es ist das, was er darunter verstand, eine miese und gemeine Geschichte so anständig wie möglich abzuschließen.«
    Hoechstetter lächelte. »Ich glaube fast, er ist zu früh von uns gegangen.«
    Ich drehte mich noch einmal um. »Dieser Überzeugung bin ich schon lange«, sagte ich. »Lassen Sie Ihre Tuchballen überprüfen, bevor Sie sie weiterverkaufen. Wenn Ihnen was fehlt, würde ich empfehlen, im Haus Ludwig Stinglhammers nachzusehen.«
    Als ich aus dem Eingangstor stolperte, sah ich zu meiner Überraschung die Kutsche des Bischofs. Albert kletterte vom Kutschbock und machte mir den Schlag auf. Ich wollte ihn fragen, ob Bischof Peter ihm wieder erschienen war und ihm erlaubt hatte, dass ich hinten Platz nahm, aber ich verzichtete darauf. Ich war so müde, dass ich meine Zunge nicht mehr unnötig bewegen mochte.
    »Ich bring dich nach Hause, Bub«, sagte Albert.
    Ich schüttelte den Kopf und ließ mich auf die Bank fallen.
    »Nein«, sagte ich langsam. »Fahr mich zum Gräberfeld hinaus.«
    »Jetzt? Mitten in der Nacht?«
    »Die finstersten Geheimnisse lösen sich nur im Dunkeln.« Ich bemühte mich um ein Grinsen. »Weck mich auf, wenn wir dort sind.«
     
    Der Himmel war klar, doch nach dem Neumond war der Mond nur eine dünne Sichel, die nicht viel Licht spendete. Ich kletterte unbeholfen aus der Kutsche und sah mich um. Die Pfahlsiedlung lag still und dunkel hinter uns. Das Ufergebüsch vor uns war eine kompakte Masse aus Schatten. Albert musterte mich zweifelnd. Ich stolperte ein paar Schritte auf und ab und fand schließlich die Stelle wieder, an der ich bei meinem letzten Besuch ins Gebüsch eingedrungen war.
    »Der Bischof«, meinte Albert mit seinem dröhnenden Flüstern, »sagt immer, dass du dich noch auf dem Abtritt verirrst, wenn dir niemand den Weg beschreibt.«
    »Ich werde mir Mühe geben, ihn Lügen zu strafen.«
    Albert wendete die Kutsche und fuhr zurück zu der Hütte, bei der er sie auch das letzte Mal abgestellt hatte. Ich konnte nur hoffen, dass er sich nicht wieder auf die Suche nach einem Gespenst machen würde. Doch im Hof von Ulrich Hoechstetters Haus hatte er sich immerhin als zuverlässig erwiesen.
    Ich schaute in den Sternenhimmel und fragte mich, wie spät es sein mochte. Nach meinem Gefühl war der neue Tag bereits angebrochen und eigentlich noch zu jung, um mit Schmutz besudelt zu werden. Ich seufzte und folgte dem Trampelpfad, der nicht mehr war als ein noch dunklerer Schatten inmitten der Finsternis.
    Außer den Grubenleuten trieb sich hier kaum jemand herum. Ich hoffte darauf, früher oder später auf den Eingang zu ihren Katakomben zu stoßen, wenn ich nur den geheimen Pfaden folgte. So stolperte ich durch das Gezweig der Büsche und lief zweimal in einen Baumstamm hinein, einmal so heftig, dass ich mehrere Augenblicke lang stehen bleiben und mich an dem Baum festhalten musste, der sich mir in den Weg gestellt hatte. Ich hätte eine Fackel brauchen können, doch ich durfte nicht gesehen werden. Also raffte ich mich zusammen und stolperteweiter. Obwohl ich nicht schnell ging, klebte mir nach kurzer Zeit das Hemd am Körper. Ein Ast fegte mir den Hut vom Kopf. Die Farbe des Stoffes war mir ohnehin nicht bekommen.
    Als ich den Eingang fand, war mir übel vor Erschöpfung. Ich drückte die Knie durch und blieb eine Weile mit zitternden Beinen stehen. Als mein Herz wieder leiser klopfte, mein Atem ruhiger ging und ich die Geräusche der Umgebung wieder hören konnte, schlich ich ein paar Schritte hinein. Es war nichts zu hören, nichts zu sehen. Der Rauchgeruch der Fackeln war kalt und nicht von diesem Tag. Ich war tatsächlich als Erster angekommen.
    Die Fackeln lagen dort am Boden, wo sie beim letzten Mal an die Ankömmlinge ausgeteilt worden waren. Ich raffte eine auf und hielt sie wie einen Prügel in der Hand, ohne sie anzuzünden. Der Weg bis in die letzte Kammer der Katakomben war beschwerlich. Jetzt konnte ich mich nicht mehr verlaufen, doch dafür war die Dunkelheit absolut. Ein paar Mal

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