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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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zu.
    »Unter welcher Anklage?«
    »Das habe ich gerade erklärt.«
    »Alles, was Wilhelm getan hat, ist, ein läppisches Symbol auf den Boden zu malen und am nächsten Tag mit einem dicken Kopf daneben aufzuwachen. Nennst du das Nigromantie?«
    »Wir werden sehen, ob er bei der peinlichen Befragung etwas anderes aussagt.«
    »Hoppla«, sagte Ulrich Hoechstetter, und er machte kein Hehl daraus, dass er in den letzten Minuten eine kräftige Abneigung gegen Gregor gefasst hatte: »Für eine Anklage dieser Güte und für eine solche Befragung bedarf es einer Inquisition. Wissen Sie, was es heißt, den Inquisitor in seine Stadt zu lassen, Burggraf?«
    »Als der englische Mönch im Frühjahr vor Gericht stand, waren Sie derjenige, der am stärksten gegen eine Inquisition opponiert hat«, erinnerte Langenmantel. »Sie sagten, ein solcher Scheiterhaufen würde bis nach Rom zu sehen sein, und dann hätten wir die nächsten hundert Jahre keine Ruhe mehr vor den Schnüfflern des Papstes.«
    Gregor blickte von einem zum anderen und kniff die Lippen zusammen. Er ließ das Stöckchen sinken und begann, sich mit der freien Hand über den Bauch zu reiben. Seine Wangen brannten vor Wut. »Ich ... ich ...«, stotterte er und brach ab, sprachlos vor Zorn, dass niemand auf ihn hörte und er sogar noch mit seinen eigenen Worten lahm gelegt wurde.
    »Abgesehen davon haben weder Wilhelm noch der Junge mit dem Mord an Jos Onsorg zu tun«, sagte ich.
    Alle Blicke richteten sich auf mich. Sogar Wilhelm hob den Kopf und starrte mich an.
    »Der Junge hatte keine Zeit, bis zur Wertach hinauszulaufen, Jos Onsorg zu erstechen, ihn ins Wasser zu werfen, hierher zu kommen und sich im Kamin zu verstecken. Abgesehen davon ist an ihm kein nasser Faden, und Onsorg wurde nicht wie den anderen drei Opfern das Genick gebrochen.« Nun sahen alle unwillkürlich zu Karl Hoechstetter hinüber. Ulrich Hoechstetter registrierte plötzlich, dass noch niemand die Augen desToten zugedrückt hatte, und runzelte die Stirn, aber er blieb stehen und hörte weiter zu.
    »Wer hat dann den Bürgermeister auf dem Gewissen?«, fragte Langenmantel. Ich sah aus dem Augenwinkel, dass Gregor mich finster fixierte, aber auf meine Antwort wartete wie alle anderen.
    »Der Bürgermeister trug einen seltsamen Mantel über seinen Sachen«, sagte ich. »Sie haben ihn selbst begutachtet.«
    »Es war wie eine zerrissene Gugel.« Langenmantel schüttelte den Kopf. »Stimmt, ich habe mich noch gefragt, was das darstellen sollte. Wahrscheinlich etwas, um sich gegen das Viehzeug zu schützen, das in der Nacht am Wasser herumfliegt.«
    »Nein, es war eine Maske.«
    »Eine was?«
    »Die enge Kapuze war eine Gesichtsmaske und die Löcher darin nicht willkürlich. Es waren Sehschlitze.«
    »Wozu um alles in der Welt hätte Jos Onsorg ... ?«
    »Er hat die Verkleidung verwendet, die ihn schon einmal geschützt hatte. Ich weiß nicht, wie er den Treffpunkt auf eigene Faust finden konnte, aber das ist auch unwichtig. Jedenfalls ging er heute Nacht nochmals hin, verkleidet wie beim letzten Mal, um nachzuprüfen, inwieweit Stinglhammers Nachforschungen der Realität entsprachen und wie sie ihm helfen konnten. Er konnte nicht ahnen, dass jemand ihn dort abfangen und umbringen würde.«
    »Wozu hätte der Bürgermeister eine Verkleidung gebraucht?«, knurrte Ulrich Hoechstetter. »Und was hatte mein Buchhalter damit zu tun?«
    »Was Ihr Buchhalter damit zu tun hatte, wissen Sie am besten«, sagte ich. »Sie haben ihm aufgetragen, auf alles und jedes ein waches Auge zu haben, solange Sie unterwegs waren. Ich will annehmen, dass Sie nicht beabsichtigten, dass Stinglhammer sich durch diese Anweisung in eine schnüffelnde Ratte verwandelte. Und zum Wohl Stinglhammers will ich annehmen, dass er sein Wissen lediglich dazu benutzen wollte, Ihnen zu helfen – wenn mich die unmenschliche Art, mit derer dieser Aufgabe nachging, auch abstößt. Tatsache ist, dass der Bürgermeister und er herausgefunden haben, dass eines der am abergläubischsten geflüsterten Gerüchte dieser Stadt wahr ist: die Grubenleute.«
    Sie zuckten zurück. Gregor schnaubte und warf die Hände in die Luft. »Nicht doch, Peter, du nicht auch noch!«
    »Irgendwo im Haus des Bürgermeisters oder im Rathaus werden sich die Unterlagen von Ludwig Stinglhammer finden. Sie, Ulrich Hoechstetter, werden daraus ablesen können, wie Dädalus und Ihr Vetter zu vertuschen versuchten, dass sie Ihr Unternehmen so gut wie ruiniert haben, und Sie,

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