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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Kette, mit der Legion in der Gefängniszelle gefesselt war, war zu kurz. Er hätte sich gar nicht selbst den Schädel einrennen können. Jedenfalls nicht an der Wand, in die das Trigramm geritzt war.«
    »Das fällt dir nach so vielen Jahren ein?«
    »Wolltest du ihn zum Schweigen bringen, damit die Geschichte nicht hochkochte? So wie du verhindert hast, dass dein Anhänger, der englische Mönch, der die beiden Chorknaben missbrauchte, verbrannt wurde, damit sein Feuertod die Neugier der kirchlichen Inquisition nicht aus Versehen auf deine eigene kleine Unternehmung lenkte. Hast du ihm einen leichten Tod versprochen dafür, dass er dich und seine Glaubensbrüder nicht verrät? Es ist immer das gleiche Muster. Oder hätte Legion etwas sagen können, das dich in Schwierigkeiten gebracht hätte?« Ich hatte plötzlich Mühe, weiterzusprechen. Ich räusperte mich. »War er in der Nacht in der Zelle zu sich gekommen und konnte sich an das erinnern, was wirklich geschehen war?«
    »Versuchst du jetzt, deine Schuld zu leugnen, Peter?« Gregor grinste. »Willst du dein Gewissen erleichtern? Sag bloß, Bischof Peter hat dir nicht die Absolution erteilt.«
    »Es sind nicht alle Grubenleute gegangen damals. Es gibt immer ein paar Mitläufer, die am Tag der Prüfung dem Glauben abschwören. Und es gibt immer mindestens einen Verräter, der das, was geschehen ist, zu seinem eigenen Vorteil nutzt. Mit Judas Ischariot hat das seinen Anfang genommen.«
    Gregor sah mich abwartend an.
    »Einer blieb ebenfalls zurück. Einer, der erkannt hatte, dass blinder Glaube demjenigen, der ihn nutzen kann, mehr Macht verleiht als jedes Amt. Einer, der beschloss, einfach in Deckung zu gehen und seine eigene kleine Sekte zu gründen, sobald sich der aufgewirbelte Staub gelegt hätte. Eine Sekte, die weder einen neuen Glauben verkünden noch ein System stürzen wollte, sondern nur der Machtbefriedigung ihres Anführers diente. Eine, die das Vakuum, das die Vertreibung der Grubenleute hinterlassen hatte, mit Abfall, hohlen Ritualen und ...«, ich biss die Zähne zusammen, »... mit dem impotenten Schwanz ihres Oberpriesters füllte, der sich nur dann erhob, wenn er es in einer möglichst demütigenden Weise tun konnte.«
    »So, wie du es sagst, hört es sich fast plausibel an.«
    »Als Legion und seine beiden Freunde mit ihrem nigromantischen Unsinn begannen, konntest du in deinem eigenen Interesse nicht zulassen, dass sie die Aufmerksamkeit der päpstlichen Jagdhunde auf Augsburg lenkten. Warum hast du es so weit kommen lassen, dass sie zwei Morde begingen?«
    »Ich habe es so weit kommen lassen?«
    »Du hast nie gewusst, wann die Zeit gekommen ist, die Initiative zu ergreifen. Du hast immer gewartet, bis dir jemand das Stichwort gab. Selbst bei deinem Götzendienst lässt du dir von deiner Gemeinde vorschreiben, wann es Zeit für ein Blutopfer ist.«
    »Du weißt gar nichts, mein Freund.«
    »Ich weiß, was ich gesehen habe, als ich dir und deinen Machenschaften hier beiwohnen durfte.«
    »Ach? Und was hast du gesehen? Hast du ihre gebeugten Rücken gesehen? Ihre Ehrfurcht? Wie sich die Weiber überschlagen haben, zu mir zu kommen? Und die Männer würden es genauso tun, wenn mir danach wäre. Ich habe sie alle in der Hand. Ich sag dir was: Wenn ich ihnen einen Wunsch erfülle, dann, weil ich ihn erfüllen will.«
    »Kannst du dich noch an den Kerl erinnern, der dich in Stinglhammers Haus einen Arschabwischer nannte?«
    »Was willst du denn schon wieder mit dem?«
    »Er ist eines deiner Schäfchen.«
    Gregor versuchte, seine Überraschung zu verbergen. »Na und? Es werden täglich mehr.«
    »Glaubst du, sein Respekt wäre so groß, wenn er wüsste, dass ausgerechnet der Arschabwischer von Burggraf unter der Maske steckt?«
    Gregor räusperte sich und bemühte sich, seine Wut hinunterzuschlucken. Er wollte etwas sagen, aber ich kam ihm zuvor.
    »Er war im Übrigen derjenige, der dir befohlen hat, das Opfer zu bringen.«
    »Niemand befiehlt mir hier was! Außerdem – was soll's? Ich hatte ja vorgesorgt!«
    »Muss man Vorsorgen, wenn man der Herr ist?«
    »Was willst du eigentlich andeuten?«
    »Du glaubst, die Leute beugen den Nacken vor dir, dabei beugen sie ihn vor der Maske. Indem du deine Gilde heulender, sich selbst befriedigender Kleingeister so organisiert hast, wie du es getan hast, hast du gleichzeitig den Menschen Gregor von Weiden von jeglicher Macht ausgeschlossen.«
    »Du verstehst doch gar nichts von dem, was ...«
    »Über kurz oder

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