Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)
Machenschaften aufzudecken. Du wusstest zwar nicht, wie viel Stinglhammer herausbekommen hatte, aber das Risiko war zu groß. Also hast du Ohnsorg zur Wertach hinaus gebeten – mit einem Brief?«
»Hochverehrter blablabla, ich weiß, dass Sie den Grubenleuten auf der Spur sind. Ich kann Ihnen helfen, das Gesindelaus der Stadt zu jagen. Als Fremder sieht man manchmal mehr, und Sie kennen ja meine Vergangenheit. Kommen Sie nach Sonnenuntergang zur Wertach hinaus, zu den alten Heidengräbern. Ich möchte Ihnen etwas zeigen. Aber seien Sie vorsichtig, dass niemand Sie erkennt.«
»Als Fremder ...?«
»Unterschrift: Peter Bernward.«
Jetzt starrte ich ihn fassungslos an. In meinem Magen bildete sich ein Klumpen.
»Wer ist jetzt der Dumme von uns beiden?«
Ich hörte mich sagen: »Wenn er den Brief nicht vernichtet hat...«
Gregor fasste in seine Kutte und holte ein zusammengefaltetes Papier heraus. Er faltete es auseinander und hielt es in die Höhe. »Nun, er hatte ihn dabei.«
Er ließ die Hand sinken und lächelte. »Nachdem ich herausgefunden hatte, dass du mich hintergehst, musste ich mich absichern, oder?«
»Gar nichts hast du herausgefunden.« Ich hörte mich reden und hatte das unangenehme Gefühl, dass ich die gleichen Worte sprach, die vorher Gregor hervorgestoßen hatte.
»Nein? Ich sag dir was: Wer hat sich denn in Ulrich Hoechstetters Haus versteckt wie eine Ratte, ohne seinem Partner was davon zu erzählen?«
»Den Brief hast du geschrieben, bevor du das wusstest.«
»Warum hast du mich betrogen? Nach all unseren Gesprächen! Ich war immer dein bester Freund, und du ...«
»Geht der Tod von Ulrich Schwarz auch auf dein Konto?«
»Schwarz? Wie kommst du auf den?«
»Schwarz war der Hexenfresser von den beiden Bürgermeistern, die Augsburg in diesem Jahr verloren hat. Onsorg wollte bloß die Ruhe in der Stadt wiederherstellen. Wahrscheinlich hätte er sich sogar damit begnügt, dich und deine Anhänger aus der Stadt zu weisen. Schwarz hätte den Galgenstrick für euch knüpfen lassen, wenn er nicht gleich das Feuer angezündet hätte. Erzähl mir nicht, dass dir das nicht klar war.«
»Schwarz war ein Aufrührer. Er wollte den Handwerkszünften die Macht zuschanzen und die reichen Kaufleute und die Patrizier benachteiligen. Als sich Jörg Vittel beim Kaiser über seine Machenschaften beschwerte, hat Schwarz ihn und seinen Bruder aufhängen lassen. Das hat ihm selbst letztlich das Genick gebrochen ...«
»Es kommt mir komisch vor, dass Jörg Vittel plötzlich so Hals über Kopf zum Kaiser reiste, um Schwarz dort anzuklagen, ohne sich mit dem Rat abzustimmen oder sich zu versichern, dass er bei seiner Rückkehr nicht von Schwarz einen Kopf kürzer gemacht würde. Vielleicht hatte er ja einen Ratgeber? Ich kannte weder ihn noch seinen Bruder persönlich, aber ich weiß, dass das Vittel'sche Haus direkt bei den Häusern der Domherren steht. Kein weiter Weg zum Fronhof. Noch ein kürzerer zum Burggrafen türm.«
»Der Landvogt hat Schwarz aufknüpfen lassen, also was soll's?«
»Du warst immer bedacht, dass kein Inquisitor nach Augsburg kommt. Was ich über dich in dieser Hinsicht gehört habe, klang immer viel vernünftiger, als ich dir zugetraut hätte. Dabei ging es immer nur darum, zu vermeiden, dass ein päpstlicher Schnüffler deiner Abendbeschäftigung auf die Spur kam.«
»Wenn man einen Inquisitor hereinlässt, weiß man nie, wie es ausgeht.«
»Goldene Worte von Bischof Peter von Schaumberg.«
»Was wirst du jetzt unternehmen? Ich meine: als Mordverdächtiger?« Er wedelte mit dem Brief und bemühte sich um ein herablassendes Grinsen.
»Ich habe keine Beweise für das, was du getan hast. Weder echte noch selbst angefertigte.« Ich nickte mit Blick auf den Brief in seiner Hand, und er hielt inne mit seinem spöttischen Gewedel.
»Was heißt...?«
»Nichts. Das war's. Vier Menschen sind tot, die nicht mitgezählt, die du vor Jahren ermordet hast. Diejenigen, die immer glaubten, dass ein Dämon in schwarzem Gewand durch dieStadt streicht, hatten Recht. Der Dämon bist du und der Todesengel zugleich, und alles, was dahinter steckt, ist ein jämmerlicher kleiner Mann, der Bauchweh hat und kurzsichtig ist und sich hinter der metallenen Maske eines namenlosen römischen Soldaten verbirgt, um von seinen Anhängern so etwas wie Anbetung zu erzwingen. Hilarius Wilhelm hätte keine erbärmlichere Kreatur aus der Hölle hervorrufen können.«
»Du reißt die Klappe weit auf für einen, auf
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