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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Gregor gehofft hatte, erst anzukommen, nachdem schon die ersten Schaufeln auf das Totenbrett gehäuft worden waren. Wie die Dinge standen, konnte er nicht mehr umkehren, ohne aufzufallen. Er stieg vom Pferd und zerrte es am Zügel hinter sich her, während er auf das offene Grab und die stille Gestalt daneben zuging, als wollte er sich gesondert vom Bürgermeister verabschieden. Das Pferd war nervös in der Menge und tänzelte, und plötzlich machte es einen Satz nach vorn und stieß seinem Herrn in den Rücken. Der Burggraf taumelte, stolperte und fiel der Länge nach über den eingewickelten Leichnam. Die Menge schrie auf. Nach ein paar Schrecksekunden sprangen die Vordersten zum Grab und halfen Gregor von Weiden in die Höhe. Der Burggraf war weiß wie ein Laken und so steif wie ein Erfrorener. Diejenigen, die ihm aufhalfen, sagten, seine Hände seienkalt gewesen, als wäre er der Leichnam und nicht der selige Jos Onsorg zu seinen Füßen. Der harte Zusammenprall hatte eine verborgene Tasche mit Körperflüssigkeit im Inneren des Leichnams geöffnet; noch während Gregor von Weiden von den hilfsbereiten Männern aufrecht gehalten und vom Grab weggezogen wurde, breitete sich ein kleiner nassroter Fleck auf der Vorderseite der Leichentücher aus, mit denen Jos Onsorg umwickelt war; ein unbedeutender Fleck, geringer als die Fläche einer Kinderhand, und niemand nahm wirklich Notiz davon.
    Niemand außer Gregor von Weiden, der mit weit aufgerissenen Augen und laut stöhnend auf sein Pferd sprang und davonritt, als hetzten alle Teufel der Hölle hinter ihm her. Vielleicht dachte er kurz daran, was Albert Klotz stets verkündet hatte: dass man Pferden nicht trauen durfte.
    Die Leute zuckten teilnahmsvoll mit den Schultern. Wenn sie von ihrem eigenen Pferd in die Umarmung mit einem Leichnam gestoßen worden wären, wer weiß, ob sie nicht ebenso die Nerven verloren hätten?
     
    Am nächsten Tag brachte mich Elisabeth wie angekündigt zur Kirche von Sankt Ulrich. Meine Verfassung war – ebenfalls wie angekündigt – besser als noch drei Tage zuvor, als mich Albert Klotz und Elisabeth die Treppen in Ulrich Hoechstetters Haus hinaufgeschleift hatten. Ich wusste, wen ich in Sankt Ulrich finden würde. Die Überraschung darüber, dass Elisabeth es auch wusste und mich dorthin gebracht hatte, war größer als die über die tatsächliche Begegnung.
    Maria kniete bei einer der Tafeln, die in der Außenseite der Kirche eingelassen waren. Ich ging auf tauben Beinen zu ihr hinüber, ohne zu wissen, was ich sagen sollte. Sie sah erst auf, als ich dicht neben ihr stand, dann senkte sie den Blick wieder. Ich betrachtete die Tafel an der Wand. Der Name Kleinschmidt war darin eingeritzt.
    »Es steht zu viel zwischen uns«, sagte sie.
    »Wir können es wegräumen.«
    »Nein.«
    »Die Behörden wissen über die Grubenleute Bescheid. Vielleicht werden sie zu eurer nächsten Zusammenkunft die Waibel schicken.«
    »Ich gehe nicht mehr hin.«
    Ich war klug genug, nichts dazu zu sagen. Nach einer Weile kramte ich Janas Brief heraus und reichte ihn ihr. Sie schüttelte den Kopf, ohne erstaunt darüber zu sein, dass ich ihn hatte.
    »Behalt ihn«, sagte sie. »Ich weiß, was drinsteht.«
    »Sie hat mich edler dargestellt, als ich in Wirklichkeit bin.«
    »Sie hat dich so dargestellt, wie sie dich sieht.«
    »Weißt du, dass du im Haus Hoechstetter eine Freundin hast? Lucia, Georgs Frau.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Mit dem Namen Hoechstetter verbinde ich nur Schmerz.«
    »Die dafür verantwortlich sind, sind tot.«
    Sie seufzte und richtete sich auf. Ich sah, dass sie sich gründlich gewaschen hatte. Ihr Kleid war vorn voll dunkler Flecken, wo Blut und Ruß sich nicht ganz hatten entfernen lassen, und an den Säumen noch feucht von der Wäsche. Sie hatte nur dieses eine Kleid, und sie hatte es angezogen, bevor es trocken war. Das Haar, das unter ihrem Tuch hervorlugte, war struppig, aber nicht mehr voll Fett und Schmiere. Sie roch nach nichts, weder gut noch schlecht. In ihrer Blässe und Magerkeit und dem ausgebleichten Kleid wirkte sie, als wäre sie nur zu einem geringen Teil anwesend.
    »Du hast geglaubt, ich wäre es gewesen, nicht wahr?«
    »Eine kleine Weile, ja.« Es hatte keinen Zweck, es zu leugnen.
    »In meinen Träumen war ich es.«
    Ich dachte an Hilarius Wilhelm. »Mit unseren Träumen bestrafen wir uns manchmal selbst.«
    »Was hättest du getan, wenn ich es wirklich gewesen wäre?«
    Wie lange hatte ich darüber

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