Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)
Ulrich Hoechstetter. Nach dem langen Weg zurück in mein Krankenzimmer (bei der Rückkehr fiel mir auf, dass es früher einmal Karl Hoechstetter gehört hatte, aber ich war zu müde, um mich zu fragen, ob meine Unterbringung ein schlechter Scherz oder auf den nüchternen Pragmatismus des Hausherrn zurückzuführen war), stieß ich auf eine aufgebrachte Person, die die ganze Zeit über meine Genesung bewacht hatte und über mein plötzliches Verschwinden vollkommen aus dem Häuschen war. Ich schlurfte in mein Bett zurück.
»Mach nicht so einen Lärm, Elisabeth«, flüsterte ich. »Es gibt Orte, die muss ein Mann allein aufsuchen.«
»Besonders, nachdem ihm die letzten drei Tage eine Frau mit der Bettpfanne zur Hand gegangen ist«, erklärte sie trocken, und ich beschloss, dass ich noch zu angeschlagen war, um mich mit ihr auf eine Diskussion einzulassen.
»Spar dir die Kräfte für morgen«, sagte sie und legte mir eine Hand auf die Stirn. Ihr Lächeln sagte, dass sie keinen wirklichen Groll mehr hegte. Ich hielt ihre Hand fest.
»Was ist morgen?«
»Wir machen eine Reise. Nach Sankt Ulrich.«
»Ich glaube, der Weg auf den Abtritt war der längste Fußmarsch, den ich den nächsten Wochen bewältigen werde.«
Sie lachte und entzog mir ihre Hand. »Du bist schneller wieder auf den Beinen, als du denkst. Aber keine Sorge: Bis zur Kirche wirst du gefahren.«
»Albert?«
Sie nickte.
»Dann ist Bischof Johann noch nicht wieder zurück?«
»Nein, aber er hat sich bereits durch einen Boten ankündigen lassen, und es kann sich nur noch um ein paar Tage handeln. Er hat einen Brief von Johann Langenmantel erhalten, der ihn über die Geschehnisse aufgeklärt hat. Wie es heißt, hat Bischof Johann alle seine Geschäfte abgebrochen und hält nur dort an, wo er unbedingt muss.«
»Was ist passiert, während ich mich hier auskurierte?«
Sie schüttelte den Kopf. »Du bist ein zu neugieriger Kranker. Du musst dich für morgen ausruhen.«
»Wenn ich darüber nachdenken muss, was ich alles nicht weiß, kann ich in der Regel nicht schlafen.«
Elisabeth wurde ernst. Sie lehnte sich gegen die Wand, an die sie die Truhe geschoben hatte, und schloss die Augen. »Also gut«, seufzte sie.
So erfuhr ich, dass Ulrich Hoechstetter trotz des Durcheinanders meinen kurz hingeworfenen Satz über die nötige Prüfung seiner Tuchballen gehört und befolgt hatte. Er war dem Diebstahl nachgegangen und hatte ihn aufgeklärt. Schon am nächsten Tag (gestern, um das Datum in meine aus den Fugen geratene Zeitrechnung einzusortieren) war ein Esel durch die Stadt getrabt, an dessen Schwanz ein stämmiger, fast kahlköpfiger Mann gebunden war. Der Oberkörper des Mannes war nackt, und die Weidenruten, die die beiden Knechte des Henkers mit aller Wucht schwangen, peitschten ihm um die Ohren. Sein Wehgeschrei übertönte das Klappern der Eisenplatten an seinen Stiefelsohlen. Der Esel zog, und die Henkersknechte peitschten ihn aus der Stadt und erklärten ihm, dass er ein toter Mann sei, wenn er seinen Fuß noch einmal in das Stadtgebiet Augsburg oder der der Stadt zugehörigen Ortschaften setzte. Die Behörden arbeiteten schnell und effizient, wenn ein Mann wie Ulrich Hoechstetter sie benötigte, um den Augiasstall auszumisten, zu dem sein Haus während seiner Abwesenheit verkommen war.
»Wie der Fisch«, murmelte ich. »Eine andere Geschichte, aber das gleiche Ende.«
»Ich bin froh, dass Lutz weg ist«, erklärte Elisabeth resolut. »Wenn er sich an mich herangemacht hätte, hätte ich ihm das Gesicht zerkratzt, und ich vermute, ich hätte es fünf Minuten später bitter bereut.«
»Er hätte sich nicht an dich herangemacht«, sagte ich. »Er war auch nur einer von denen, die die Schwachen für ihre Zwecke missbrauchen. Um dich hätte er einen weiten Bogen gemacht.«
Sie sah mich zweifelnd an, dann zuckte sie mit den Schultern. Ich wollte ihr das Gefühl der Erleichterung, dass der kahl geschorene Schurke aus der Stadt verbannt worden war, nicht nehmen.
Während Lutz mit gefesselten Händen hinter dem Esel herstolperte und seine Eisensohlen in den Äpfeln ausrutschten, die das Tier fallen ließ, versammelte sich fast ganz Augsburg, um einem Mann den Abschied zu geben, der dessen würdiger war: Jos Onsorg. Der Burggraf fehlte in der Kirche, doch er tauchte auf dem Kirchhof auf, als man Onsorg gerade in die Erde hinunterlassen wollte. Vielleicht war sein teures schwarzes Pferd zu schnell gelaufen; ich wäre jede Wette eingegangen, dass
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