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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Aber ich hatte auch ein schlechtes Gefühl, wenn ich den Kriecher nur betrachtete, der sich da vor mir auf der Truhe wand.
    »Was habe ich denn getan?«, rief Hurlocher.
    »Ludwig Stinglhammer hatte weder Frau noch Kinder. Als sein Vertrauter wäre es Ihre Pflicht gewesen, seinen Leichnam heimzuholen und hier aufbahren zu lassen. Von Rechts wegen hätten wir Sie in diesem Haus gar nicht auffinden dürfen; Sie hätten damit beschäftigt sein müssen, Stinglhammers letzte Reise vorzubereiten und mit Georg Hoechstetter über die Formalitäten zu reden.«
    »Wir sollten die Bahrprobe machen«, zischte Gregor.
    Hurlocher atmete schneller. Er sah mich an wie der Hase den Wolf.
    »Warum kommen Sie Ihren Pflichten nicht nach? Warum verstecken Sie sich stattdessen unter den Röcken der Dienstmägde?«
    »Es ist... ich will nicht... ich konnte nicht...«
    »Sprechen Sie nur weiter.«
    »Wie lange sind Sie denn schon in Augsburg?«, platzte er heraus. »Sie sind kein Hiesiger, Sie wissen gar nichts.«
    »Ich habe lange Jahre hier gelebt. Zu Bischof Peters Zeiten.«
    »Bischof Peter?« Er gaffte mich an und wurde womöglich noch blasser.
    »Ich war sein Bluthund«, erklärte ich und spürte, dass sogar Gregor dabei erstaunt zusammenzuckte.
    Hurlocher sank in sich zusammen. Er verschränkte dieHände ineinander und begann sie zu kneten. Seine Brust hob und senkte sich. Als er wieder aufsah, waren seine Augen blank vor Angst.
    »Der Satan geht um!«, rief er und machte das Kreuzzeichen. Gregor setzte sich plötzlich auf und hörte auf, mit seinem Stöckchen zu spielen. »Er schart Anhänger um sich.«
    »Jetzt aber mal langsam ...«, knurrte Gregor.
    »Und Herr Stinglhammer ... ich glaube, er hat...«
    »Es gibt keine Teufelsanbeter in Augsburg«, sagte Gregor scharf.
    »Lass ihn doch ausreden.«
    »Aber es kommt nur kompletter Unfug dabei raus. Was willst du? Beelzebub anklagen und vor Gericht bringen?«
    »Sie haben so viel Angst«, sagte ich zu Hurlocher, »dass Sie nicht einmal wagten, den Leichnam Ihres Herrn in sein Haus zu holen.«
    »Er wollte ihn aus einem ganz anderen Grund nicht anfassen.«
    »Ich war es nicht, questor, ich schwöre es. Ich habe Herrn Stinglhammer nichts zuleide getan. Aber wenn der Teufel selbst ihn umgebracht hat, dann kann ich ihn doch ... wen der Verderber berührt hat, der ist sein und über ihn kommt er in die Welt. Wie hätte ich ruhig schlafen können mit dieser Leiche im Haus?«
    »Im Haus Hoechstetter schläft man auch ruhig.«
    »Dort kümmert man sich doch um nichts anderes als um den Profit und um die bevorstehende Reise des jungen Georg. Dort weiß man nicht, welcher Schatten über unserer Stadt liegt.«
    »Aber Stinglhammer wusste es.«
    »Was glauben Sie, warum er tot ist?«, heulte Hurlocher. »Und Martin Dädalus?«
    Hurlocher sah mich verständnislos an. »Wer ist das?«
    »Er ist heute Morgen unter die Erde gekommen. Nachdem er unter den gleichen Vorzeichen wie Ihr Herr gestorben ist.«
    »Heilige Maria, bitte für uns.« Hurlocher schlug ein zitterndes Kreuz. »Wir sind alle verloren.«
    »Ich habe heute gesehen, wie der Bürgermeister eine Hexe hat verhaften lassen«, sagte ich. »Ich habe gesehen, wie Bettler kleine widerwärtige Talismane verkaufen, und ich habe in die Gesichter auf dem Marktplatz geblickt und Argwohn und Furcht darin gesehen. Das ist nicht das Augsburg, das ich vor vielen Jahren verlassen habe. Was geschieht hier?«
    »Jos Onsorg mit seiner Besessenheit macht noch alle hysterisch«, zischte Gregor.
    »Die Schatten der Grubenleute kommen über uns«, flüsterte Hurlocher. »Das nigromantische Gesindel und die Dämonenbeschwörer versammeln sich wieder wie die Maden auf einem kranken Tier. Bischof Peter hat den Satan ergrimmt, als er die Grubenleute vertrieb und den Teufelsanbeter ins Gefängnis brachte. Er hätte ihn gewähren lassen sollen – vielleicht hätte er sich mit ein paar weiteren Seelen von schlechten Frauen begnügt.«
    »Bischof Peter hat mit der ganzen Sache nichts zu tun!«
    »Haben Sie sein Grabmal gesehen?« Die Augen des Majordomus waren weit. »Ich schwöre Ihnen, als man den Deckel schloss, lag darauf das Abbild des Bischofs, als wäre er im Schlaf. Am nächsten Morgen aber war er in einen verwesenden Leichnam verwandelt, dem die Schlangen aus den Augenhöhlen kriechen.«
    Gregor verdrehte die Augen.
    »Der alte Bischof hat das Unglück über uns gebracht. Er hat damals die Arbeit nicht vollendet, und jetzt kommt das Böse mit neuer Kraft

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