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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Frage, wer ich sei, jedoch nicht. Ich unterstützte seinen Denkprozess, indem ich ihn kalt anlächelte.
    Schließlich rempelte er einen schmalen jungen Mann neben sich an, und dieser beeilte sich, hinter dem Tisch hervorzurutschen und die Stube zu verlassen. Gregor straffte sich und schlug sich mit dem Stöckchen an den Unterschenkel. Wenn genügend Platz gewesen wäre, hätte er sicher begonnen, sporenklirrend auf- und abzuschreiten. »Na also«, brummte er.
    Die Dienstboten hüllten sich in Schweigen und der bullige Mann starrte mich mit unverhohlenem Hass an. Nach einigenunangenehm ausgedehnten Minuten kehrte der junge Mann zurück. Er war rot im Gesicht und setzte sich schweigend wieder zu den anderen. Niemand teilte uns mit, ob unser Gesprächspartner kommen werde.
    Vor dem Majordomus huschte noch eine Magd herein und setzte sich neben die anderen. Sie schien gelaufen zu sein, wischte sich mit einer fahrigen Geste über den Mund und steckte dann mit ebenso fliegenden Fingern ein paar Haarsträhnen in die Haube zurück. Ihre Augen begegneten niemandem.
    Ludwig Stinglhammers Majordomus war ein mittelgroßer, unauffälliger Mann mit einer Halbglatze, kleinen Augen, einer scharfen Nase und einem zusammengekniffenen Mund. Er blieb in der geöffneten Tür zum hinteren Teil des Gebäudes stehen und wirkte, als sei er der Besitzes des Hauses und nicht nur das Verbindungsglied zwischen diesem und dem Gesinde. Er lächelte kühl. Gregor fuhr herum.
    »Das wurde auch Zeit!«, blaffte er.
    »Darf ich die Herren bitten, mit mir zu kommen?«, fragte der Majordomus. Er hatte eine helle, brüchige Stimme und eine langsame Sprechweise, die herablassend wirkte. Als wir uns an ihm vorbeidrängten, deutete er auf die Magd, die kurz vor ihm die Stube betreten hatte. »Bring uns was zu trinken und zu essen in die Kammer.«
    »Jemand soll sich draußen um mein Pferd kümmern«, verlangte Gregor. Der Majordomus machte eine Kopfbewegung zu einem der herumsitzenden Männer, und dieser bequemte sich nach einer Pause, die schon fast unverschämt war, aufzustehen. Beim Hinausgehen streifte er mich mit der Schulter, dass ich einen Schritt zurücktreten musste. Er entschuldigte sich nicht.
    Der Majordomus führte uns in die Schlafkammer Ludwig Stinglhammers, einen kargen Raum mit einem halb geöffneten Bettschrank und einigen Truhen. Vor einem Fenster, das in die quintana führte, stand ein Schreibpult mit verkürztem Fuß. Offenbar hatte es Ludwig Stinglhammer beliebt, seine Schreibarbeit zu Hause im Sitzen zu verrichten; und ebenso offenbarfand sein Majordomus es angemessen, die Kammer seines toten Herrn in Besitz zu nehmen, noch bevor dieser unter der Erde war.
    »Ich bin Konrad Hurlocher«, sagte der Majordomus und reichte uns die Hand.
    »Verwandt mit dem procurator generalis von Sankt Nikolaus?«, erkundigte sich Gregor, der anscheinend beschlossen hatte, den Zwist in der Stube und dass der Majordomus uns hatte warten lassen, zu vergessen.
    »Eine hehre Aufgabe, die seit Urzeiten vom Vater auf den Sohn kommt in unserer Familie. Ich bin allerdings der zweitgeborene Sohn.«
    »Die Pflegschaft liegt scheinbar im Familienerbe.«
    Hurlocher lächelte unverbindlich. Ich betrachtete ein paar feuchte Flecken auf dem Holzbohlen vor dem Bett. Der Majordomus faltete die Hände vor dem Bauch und tat, als wäre er die Ruhe in Person und wartete aus reiner Höflichkeit, bis wir unsere Fragen stellten. Seine Verachtung war vorsichtiger, doch ich spürte sie.
    »Wo ist der Leichnam Ihres Herrn aufgebahrt?«, fragte ich, noch bevor Gregor mit einem weiteren unverbindlichen Satz demonstrieren konnte, dass er sich auf die Kunst der vorauseilenden Besänftigung verstand. Hurlocher schien aus der Fassung gebracht. Dass es schon mit der ersten Frage geschah, schien ihn selbst zu erstaunen.
    »Was? Wie ... ich weiß nicht... ? «
    »Georg Hoechstetter hat ihn in die Familienkapelle in seinem Haus bringen lassen«, informierte mich Gregor. Ich seufzte innerlich; es hatte mich nicht interessiert. Interessiert hatte mich, ob Stinglhammers engster Vertrauter es wusste.
    Hurlocher schien erleichtert, als die junge Dienstmagd mit einem Brett hereinkam, auf dem sie drei Tonkrüge balancierte. Sie drückte es gegen ihren Busen und sah sich suchend nach einer Stelle um, wo sie es absetzen konnte. Hurlocher grinste.
    »Wenn es so getragen wird, schmeckt das Bier noch besser, was?« Er machte eine knappe Kopfbewegung zu einer derTruhen hin, und die junge Frau stellte

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