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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Majordomus ist stets bemüht, seinem Gesinde was zwischen die Zähne zu geben, ist es nicht so?«
    Gregor brummte etwas, das sicherlich nicht nach deutlicherem Ausdruck verlangte. Ich hielt auf der Straße inne und drehte mich zu Hurlocher um, der in der geöffneten Tür stehen geblieben war und lächelte. Sein Hosenlatz war nicht ordentlich zugebunden, und an dem, was sich dahinter regte, konnte ich erkennen, dass seine Gedanken bereits wieder zu der Beschäftigung gekrochen waren, bei der wir ihn gestört hatten. Vielleicht charakterisierte es den Verstorbenen, dass der Hausverwalter die Mägde praktisch auf seinem Grab zur Notzucht zwang. Vielleicht charakterisierte es aber auch nur den Hausverwalter. Ich wandte mich wortlos ab.

4.
    Der Mann, den Hurlocher beauftragt hatte, auf Gregors Pferd Acht zu geben, lehnte mit dem Rücken gegen die Hausmauer und starrte zu Boden. Das Pferd stand mit ebenso hängendem Kopf daneben und schnupperte auf dem nassen Boden herum. Inzwischen hatte es zu regnen aufgehört. Was vom Gewitter übrig geblieben war, waren die Windböen, die durch die Gassen fegten und Mähne und Schwanz des Rappen zerzausten.
    Gregor hob die Zügel auf und ging ein paar Schritte weiter. Der Aufpasser verschwand wortlos im Gebäude, vermutlich, um sich zu seinen Kameraden in der Wohnstube zu gesellen, während der Majordomus des Verstorbenen sich mit den Mägden vergnügte.
    »Und?«, fragte Gregor. Seine Augen funkelten.
    »Wenn die Katze aus dem Haus ist, tanzen die Mäuse.«
    »Das meinte ich nicht.«
    »Ich weiß.«
    »Du bist doch dort drin nicht nur deshalb so schnell aufgesprungen, weil dir Hurlochers Gehabe zum Hals raushing.«
    »Was ist das mit den Grubenleuten?«
    »Es gibt keine Grubenleute mehr in Augsburg. Sie sind alle verjagt worden. Das weißt du genauso gut wie ich.«
    »Wie kommen die Leute dann darauf, wieder über sie zu sprechen?«
    Gregor warf ungeduldig die Arme in die Luft. »Weil die Leute eben die Leute sind! Kleinmütig, abergläubisch, furchtsam, jederzeit bereit, den Unsinn nachzuplappern, den ihnen einer eingibt...«
    »Was hast du über Dädalus herausgefunden?«
    »Nichts! Was glaubst du denn, warum ich so gespanntdaraufbin zu erfahren, was du von Hurlochers Aussagen hältst? Und du kommst mir mit seinem Altweibergewäsch!«
    »Es kann nicht sein, dass sich über Dädalus nichts herausfinden lässt. Der Mann hat hier gelebt und für Ulrich Hoechstetter gearbeitet.«
    »Ich hab dir doch gesagt, dass er erst vor kurzem aus Bologna hierher kam, als Hoechstetter die Niederlassung dort aufgelöst hat.«
    »Und warum hat Hoechstetter das getan?«
    Gregor wischte aufgebracht durch die Luft. »Wozu ist das wichtig? Hast du nicht gehört – Georg Hoechstetter geht nach Venedig. Warum soll Hoechstetter teuer für eine Filiale in Bologna zahlen, wenn sein eigener Sohn nach Venedig geht, dem Nabel der Welt?«
    »Es muss einen Zusammenhang geben zwischen Dädalus und Stinglhammer. Jemand, der beide kannte, hat sie umgebracht.«
    »Du glaubst also nicht daran, dass es der Teufel selbst war – oder Gottes Todesengel?«
    Ich starrte ihn an. Woraufhin er die Luft ausstieß. »Na, dem Himmel sei Dank. Ich fürchtete schon ...«
    »Wir müssen überprüfen, welche Verbindungen zwischen Stinglhammer und Dädalus bestanden.« Im Stillen dachte ich: und zwischen Dädalus und meiner Tochter Maria. »In diesem Geflecht werden wir auch den Mörder finden.«
    Gregor kniff die Augen zusammen. »Ich habe eine ganz andere Theorie.« Er lächelte.
    »Und die wäre?«
    »Hurlocher hat sie uns doch auf dem Silberteller präsentiert. Er war nur nicht klug genug, sie zu erkennen.«
    »Du meinst die Zwistigkeiten zwischen Hoechstetter und den anderen Familien wegen der Besitzrechte an dem Erzbergwerk bei Reutte?«
    Gregor strahlte. »Liegt doch nahe, oder?«
    »Ich weiß nicht. Es gibt zu viele Ungereimtheiten ...«
    Der Burggraf lachte und legte mir einen Arm um dieSchulter. Er sah nach oben, als müsste er eine Erinnerung von weit her zurückholen. »Plurälitas non est ponenda sine neccesitate«, dozierte er dann mit verstellter Stimme. »Oder: Wenn du zwei Theorien hast, die dasselbe aussagen, dann ist die einfachere die bessere. Wer hat das gesagt?«
    »Wilhelm von Occam.«
    »Nein, ich meine, wer hat das immer zu mir gesagt?« Er drückte mich grinsend an sich. »Ich«, brummte ich widerwillig. »Siehst du?«
    »Es ist nicht die einfachere Theorie. Es ist eine Theorie, die die Hälfte der Umstände

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