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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Schulter zu mir herüber. »Herr Dädalus war kein fröhlicher Mann.«
    »Außerdem spuckst du beim Reden«, sagte die Alte und stieß den Jungen wieder an. Er schüttelte sich irritiert.
    »Soll das heißen, er war schweigsam, oder war er aufbrausend?«
    »Beides.«
    »Was glauben Sie, warum?«
    »Wieso meinen Sie, dass ich mir darüber Gedanken gemacht habe? Also, wie viel für die Pastinaken?«
    Der Junge nuschelte etwas. Elisabeth beugte sich nach vorn. »Noch mal, bitte.«
    »Siehst du, keiner versteht dein Gesabbel«, murmelte die Alte. Ihre Stimme war so tonlos, dass man hätte meinen können, sie sprach zu sich selbst. »Mach's Maul auf, du Idiot.«
    Der Junge knurrte und schubste die Hand der Alten weg, die ihn wieder in die Seite stieß. Er versuchte es von neuem.
    »Zwei Groschen? Für alle?«
    Der Junge grunzte und schüttelte den Kopf. Dabei hielt er drei Finger in die Höhe.
    »Verdammt noch mal«, nörgelte die Alte, »so ein Idiot. Keine Sau kann dich verstehen.«
    »Er wollte Italien nicht verlassen«, erklärte Elisabeth, während sie in ihrer Börse suchte.
    »Hoechstetter wollte ihn doch zum Aufseher über eine Erzmine machen, wie ich gehört habe.«
    »Denken Sie mal nach – Vorsteher einer Hoechstetterfiliale in einer Stadt wie Bologna, die von Kunstwerken nur so überquillt, und dann Herr über eine dreckige Erzhütte in Reutte, wo sich nicht einmal Fuchs und Hase gute Nacht sagen, weil es ihnen dort zu langweilig ist.«
    »Was hatte er angestellt?«
    »Ich gebe dir drei Groschen«, sagte Elisabeth zu dem jungen Mann hinter dem Verkaufsstand, »und nehme dafür noch eine Hand voll von denen mit.« Sie griff nach einem Bündel schmutziger, praller Mohrrüben.
    Der junge Mann grunzte und nickte. Seine Hand war schwielig und einheitlich schmutzig braun, und sie schloss sich schneller um die Münzen als eine zuschnappende Bärenfalle. Er warf den Kopf wieder zurück und rief: »Paschnaak, Porlaak, Persiiliiiie!«
    »Er hat gar keinen Portulak im Angebot«, sagte ich.
    »Natürlich nicht. Portulak wächst nur im Frühjahr.« Elisabeth zuckte mit den Schultern.
    Die alte Frau auf dem Fässchen streckte den Kopf nach vorn und musterte mich hinter zusammengekniffenen Lidern hervor. Ich gab den Blick zurück.
    »Petersilie hat er auch keine«, erkannte ich dann.
    Die Alte fing plötzlich an zu kichern und schlug den jungen Mann mit dem Handrücken gegen den Oberschenkel, dass es klatschte. Sein erneuter Ruf schnappte bei der letzte Silbe von Petersilie über. Er klang plötzlich wie ein übernervöser Gockel.
    »Du hast gar keinen Portulak, du Trottel«, gackerte die Alte.
    Der Junge fletschte wütend die Zähne und wandte sich mit einem Ruck von ihr ab. Als sie zu einem erneuten Stüber ansetzte, wich er ihr aus.
    »Er ruft immer das Gleiche«, murmelte Elisabeth. »Manchmal hat er überhaupt nichts von dem, was er ausruft, auf seinem Karren.« Sie betrachtete die Pastinaken, die mittlerweile in ihrem Korb lagen. »So wie jetzt.«
    »Paschnaak, Porlaak, Persüi...«
    »Du hast ja gar keinen Portulak«, kicherte die Alte. Sie starrte mich mit funkelnden Augen an. »Er hat gar keinen Portulak.«
    »Hören Sie«, sagte Elisabeth rasch, »ich dürfte all das nicht wissen, aber ich habe Ihnen ja schon erklärt, wie das mit dem Gesinde ist. Wir sind nicht wirklich anwesend. Wenn jedoch auffällt, dass ein Mitglied des Gesindes außer Haus herumtratscht, was es aufgeschnappt hat, ist das was anderes. Dann wird man plötzlich sehr wirklich, wirklich genug jedenfalls, um mit Schimpf und Schande auf die Straße gesetzt zu werden. In den anderen Häusern Augsburgs findet man dann keine Aufnahme mehr.«
    »Ich kann schweigen«, erklärte ich.
    »Warum wollen Sie dann, dass ich mein Schweigen breche?«
    »Dädalus ist ermordet worden.«
    »Stinglhammer auch. Warum fragen Sie nicht nach ihm?«
    »Immer der Reihe nach.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Sie lügen. Sie haben einen anderen Grund, sich hauptsächlich nach Dädalus zu erkundigen.« Ich seufzte.
    »So wie es auch nicht der Wahrheit entspricht, dass Sie nur auf der Durchreise sind.«
    »He!«, quäkte die alte Frau und versuchte, den jungen Mann erneut auf den Schenkel zu klatschen, »und Petersilie hast du auch keine!«
    »Martin Dädalus hat sich in Bologna unmöglich gemacht«, sagte Elisabeth mit leiser Stimme. »Er hat zwar Gewinne fürdas Haus gemacht, aber den Geschäftsverbindungen hat er geschadet. Er hat seine Lieferanten wie den letzten Dreck

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