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Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Spiel des Alchimisten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Lutz lächelte und sah an sich herab.
    »Einige Zoll tief in einer Schlampe. Ich führ Sie hin, wenn Sie möchten.«
    »Die ganze Nacht?«
    »Bringt's Ihr alter Pfeffersackprügel nicht mehr so lange?«
    »Was für einen Vorteil könntest du vom Tod deines Brotgebers haben?«
    »Ich weiß genau, was du herausfinden willst«, zischte Lutz mit plötzlicher Kälte in der Stimme. »Du brauchst dich gar nicht zu verstellen. Du bist ein Bischöflicher, und der alte Bischof, für den du rumgeschnüffelt hast, war noch viel schlimmer als der Nichtsnutz, der jetzt im Palast sitzt. Wem man in den Familien die Gurgel durchgeschnitten hat, ist dir egal.«
    »So habe ich das noch nicht betrachtet.«
    Er lehnte sich zurück und legte beide Hände auf den Tisch, um sie zu Fäusten zu ballen. »Lass die Finger davon«, knurrte er. »Ein Rat unter Freunden.«
    »Es ist die Untersuchung des Burggrafen, nicht meine«, erklärte ich ruhig und fragte mich, wovon er redete.
    »Der Burggraf ist ein Furz im Wind.«
    »Willst du nicht, dass der Todesengel aufgehalten wird?«
    »Der Todesengel«, lachte er. Er faltete die Hände und ließ sie auf- und zuklappen. »Wenn er mit den Flügeln schlägt, rauscht wieder einer in die Grube. Red nicht so, sonst fürchte ich mich noch.«
    »Manche sagen, es ist noch nicht vorbei mit den Morden.«
    »Und andere sagen, es ist gefährlich, allein in die Trinkstuben des Jakoberviertels zu gehen, besonders als Kreatur des Bischofs.«
    Ich atmete ein und stand auf. »Ich wollte sowieso gerade gehen.«
    Lutz schüttelte den Kopf. »Wir haben noch einiges zu besprechen.« Er packte meinen Unterarm und machte Anstalten, mich wieder zum Hinsetzen zu nötigen. Mir wurde kalt. Ich wusste, wenn ich jetzt nachgab, war ich erledigt. Wenn ich es nicht tat, würde Lutz jedoch gezwungen sein, mich mit Gewalt festzuhalten. Gewalt stand auf jeden Fall im Raum, es fragte sich nur, ob sie jetzt gleich aufwallte oder später. Scheinbar hatte ich den richtigen Zeitpunkt für einen taktischen Rückzug verpasst.
    »Die anderen schauen uns zu«, knurrte der nackte Mann leise. »Setz dich wieder hin, wenn du nicht willst, dass ich dir den Arm ausreiße.«
    »Wovon soll ich die Finger lassen?«, fragte ich, ohne mich zu setzen. »Von den Zuständen im Hause Stinglhammer, wo du und Konrad Hurlocher sich die weiblichen Dienstboten teilen?«
    Er schaute mit echter Überraschung auf. »Wen zum Teufel interessiert das schon?«, prustete er.
    Die Tür öffnete sich wieder, der feuchte Rauchgeruch von draußen löste für einen kurzen Moment Lutz' Schweißaroma ab. Ich hoffte, dass es eine Abteilung der gewaltig verstärkten Stadtwache war, die dem Lärm nachgegangen war. Als die Tür zufiel und niemand die Stufen herunterkam, wusste ich, dass meine vage Hoffnung mich getrogen hatte. Ich konnte mich nicht umdrehen, aber ich sah auf Lutz' Gesicht, dass auch er nicht mit dem Neuankömmling gerechnet hatte. Mir ging ein Licht auf, und zugleich fühlte ich Sorge: Es musste Elisabeth Klotz sein.
    Sie war es nicht. Als sich Lutz' Griff so weit lockerte, dass ich mich zur Tür umwenden konnte, stand ein vierschrötiger Knabe auf der obersten Stufe und gaffte dümmlich in die rauchige Trinkstube. Ich kannte ihn. Mein Herz sank. Es war der schwachsinnige Begleiter von Hilarius Wilhelm.
    Der Knabe erblickte mich und grinste. Dann sah er den nackten Lutz und grinste noch breiter. Von seinem Mund troff ein Speichelfaden. Die meisten der anderen Männer im Raum hatten sich ihm ebenfalls zugewandt. Die Ersten begannen zu kichern. Der Junge kicherte mit. Lutz erholte sich von seiner Verblüffung und festigte seinen Griff wieder. Er sah mich von der Seite an.
    »Da kommt dein Zwillingsbruder«, spottete er.
    Der Knabe stolperte die Stufen herab und baute sich vor Lutz auf. Er musterte ihn von oben bis unten. Die Männer, die nicht damit beschäftigt waren, Lutz' leise ächzenden Wettkampfpartner von den Scherben zu befreien, sahen neugierig zu. Der Blickdes Knaben fiel auf das schamlos zur Schau gestellte Glied des nackten Mannes und blieb daran hängen. Im Hintergrund prusteten ein paar Männer. Lutz lächelte und sah sich nach seinen Zuschauern um. Dann ergriff er sein schlaff herabhängendes Teil und wedelte damit herum.
    »Der gefällt dir, was?«, rief er. »Es heißt, Gott habe den Narren zum Ausgleich für ihr Spatzenhirn große Bullenschwänze gegeben. Lass sehen, ob das stimmt!«
    Die Männer lachten grob. Der Knabe grinste.
    »Lasst den armen

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