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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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das böse Omen beschworen wird, das er darstellt. Mich langweilt das maßlos.«
    »Andererseits - es heißt, ein Schweifstern habe vor Jahren die Pest angekündigt.«
    »Ja, und Hungersnöte und Überschwemmungen und Königstod. Aber den faulen König Wenzel haben die Kurfürsten vor vier Jahren zu Fall gebracht, und dazu brauchte es keinen Schweifstern.«
    Casta lachte leise.
    »Du bist immer sehr pragmatisch, Engelin.«
    »Je nun, was soll ich mir über Omen Gedanken machen? Wir sind hier auf der Burg, so wie du es dir gewünscht hast. Also lass uns das Beste daraus machen. Komm, ich bürste dir die Haare aus.«
    Engelin nahm das Ende des dicken Zopfes ihrer Freundin und löste das Lederbändchen, mit dem er zusammengehalten wurde.
    »Er hat mich kaum eines Blickes gewürdigt«, murmelte Casta und reichte ihr die Bürste.

    »Er unterhielt sich mit meinem hochwohledlen Herrn Vater, und der Kaplan, ein Stiftsherr und deine Mutter standen neben ihm. Was sollte er tun? In Gegenwart dieser Herrschaften vor dir auf die Knie fallen und dir die hohe Minne schwören?«
    »Nein, konnte er nicht, aber …«
    »Aber anschließend in die Kemenate gestürmt kommen, dich auf das Lager werfen und der niederen Minne frönen? Mit deiner hochwohledlen Frau Mutter und Äbtissin im Nebenraum?«
    Casta erstickte ein Prusten.
    »Nein, aber … Wenigstens anblicken hätte er mich können.«
    »Das wird er schon noch, dafür sorgen wir jetzt.«
    Mit energischen Strichen brachte Engelin Castas lange braune Locken zum Schimmern.
    »Er sitzt mit meiner Mutter an der Hohen Tafel zusammen«, sagte Casta nach einer Weile.
    »Sicher. Von dort hat er einen guten Blick über die Tische der Gäste.«
    »Und da sitzen auch du und die schöne Frau Loretta.«
    »Ach komm, von mir will er nichts, und Frau Loretta … Psst.«
    Engelin senkte ihre Stimme, damit die Begleiterin des Höflings Lucas, die sich in der Kemenate nebenan mit ihrer Kammerjungfer unterhielt, nicht ihre abfällige Bemerkung hörte.
    »Ich glaube kaum, dass ein Ritter wie Ulrich von der Arken einem derart billigen Weibsstück auch nur die leiseste Form von Aufmerksamkeit schenkt. Weiß der Teufel, warum sie überhaupt hier ist.«
    »Du magst sie gar nicht, was?«
    »Nein. Und nun wollen wir das Chapel auf deinen Haaren befestigen. Das Maigrün steht dir gut, und in den nächsten Tagen werden wir schauen, ob nicht doch schon irgendwo Rosen blühen, mit denen du es schmücken kannst.«

    Ännchen hatte ihnen mit Bedauern mitgeteilt, dass alle Rosenknospen noch zu weit geschlossen waren, und so verzichteten sie auf den Blumenschmuck im Haar. Aber auch der Kranz aus Seidenbändern und kleinen Perlen machte sich hübsch auf Castas Haupt, und als er zufriedenstellend saß, griff auch sie zur Bürste und bearbeitete Engelins silbrigblonde Haare.
    »Meine Mutter wird wieder versuchen, dich dazu zu überreden, in ihr Kloster einzutreten«, wechselte sie dabei das Thema.
    »Das kann sie gerne versuchen, aber ich bin nicht geneigt, ihren Bitten nachzugeben. In diesem Fall sind mein Vater und ich sogar mal einer Meinung. Das Klosterleben kommt für mich nicht in Frage, und ihm liegt weit mehr daran, mich endlich unter eine möglichst adlige Haube zu bringen.«
    »Wir sind indes schon ziemlich alt, Engelin. Es wird immer schwieriger werden, einen Gatten zu finden.«
    »Ich weiß, und du bist mir auch noch drei Jahre voraus.«
    »Mit vierundzwanzig haben Frauen meist schon vier oder fünf Kinder«, murrte Casta.
    »Oder sind im Kindbett gestorben.«
    »Mhm.«
    Engelin nahm das lichtblaue Chapel zur Hand, das zu ihrem Surkot passte, und setzte es sich auf die Locken.
    »Wahrscheinlich bin ich dem Ritter zu alt«, murmelte Casta, während sie den Sitz des Kranzes prüfte.
    »Wie alt ist er denn?«
    »Ich weiß es nicht genau, Ende dreißig, vermute ich.«
    »Dann soll er froh sein, wenn er ein so junges und verständiges Weib wie dich bekommt.«
    »Wenn er mich überhaupt will.«
    »Casta, ich glaube nicht, dass viele Frauen … nun ja, die Narben …«
    »Engelin, auch er war einmal eine Augenweide.«
    Engelin spürte einen Kloß in ihrem Hals. Ja, auch Ulrich
von der Arken musste einst ein höchst ansehnlicher Mann gewesen sein. Er war noch jetzt von hoher, starker Gestalt, und wenn man ihn von der rechten Seite betrachtete, ahnte man, wie er vor seiner Verwundung ausgesehen haben mochte. Sie schämte sich für ihre voreilige Bemerkung.
    »Verzeih mir, Casta. Man soll einen Menschen nicht nach

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